Neongrüner Auswurf

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Ich hab dieses Kapitel an die Geschehnisse des letzten angelehnt.

Für Hannes (und Hirnfrost)

POV Basti

Scheisse. Scheisse, scheisse, scheisse. Warum mussten immer mir solche Sachen passieren? Ich saß im Auto, vor dem Ärztehaus geparkt und haute wie ein Wahnsinniger auf das Lenkrad. Die vorbeigehenden Passanten mussten sich ganz schön wundern, was dieser verrückte Typ in seinem Auto machte. Irgendwann konnte ich nicht mehr. Ich hatte fast pausenlos geweint (zwei Stunden lang, die ich im Auto verbrachte) und brauchte jetzt etwas oder jemanden. Seufzend schaltete ich den Motor an und fuhr nachhause.

„Na? Alles fit im Schritt?", wurde ich von Sudden begrüßt. Ich wollte etwas bösartiges entgegnen doch stockte bevor irgendetwas meinem Mund entschwinden konnte. Sein Lachen verschwand sofort, als er sah, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Er sprang auf und kam auf mich zu, legte seine Hand auf meinen Arm und zog mich mit dem anderen näher zu sich.

„Was hat der Arzt denn gesagt?" Ich schluckte. Es gab keine einzige gute Art, wie man seinem Partner solche Nachrichten überbringen konnte.

„Krebs." Sofort ging Sudden einen Schritt zurück und schaute mich erschrocken an. Ich wischte mir über die Augen.

„Aber...aber wie...du hast doch keinen in der Familie..." Er war richtig blass geworden.

„Nein, aber der Arzt meinte, das sei nicht so rar wie man denkt."
„Aber du bist du erst Ende zwanzig!"

„Das verfickt perfekte Alter dafür." Ich schaute meinen Freund traurig an. Ich konnte es selber gar nicht glauben und jetzt musste auch er sich darüber Gedanken machen. Er zog mich zu sich und wir setzten uns auf die Couch.

„Und jetzt?"

„Chemo." Wieder etwas, wo es keine snesible Art gibt, um jemanden die Nachrichten zu überbringen. An dem Abend telefonierte Sudden mit Lukas, Tim und Igor. Ich wollte anfangs nicht, dass sie davon hören, nicht weil es mir peinlich war, sondern eher weil ich nicht wollte, dass meine Probleme auch noch zu deren Sorgen werden mussten. Doch Sudden bestand darauf, dass wir sie einluden, mit ihnen drüber redeten, vor allem weil es ja die ganze Band betraf. Es sei wichtig, meinte er, wir würden es ihnen schulden, dass ich jetzt viel Support brauche. Und alle drei kamen dann auch zu uns. „Krisensitzung", wie Lukas es nannte. Ich wollte nicht, dass sie mich in so einer verletzlichen Situation sehen würden, doch ändern konnte ich eh nichts.

„Was...was passiert jetzt?", fragte mich Igor.

„Naja, es ist nicht der schlimmste Krebs, angeblich ziemlich einfach zu heilen. Also Chemo halt."

„Zumindest wird's bei dir nicht viele Haare zu verlieren geben", meinte Tim und kassierte einen Schlag auf die Schulter von Sudden.

„Ja, ist doch wahr!" Tim warf Sudden einen dunklen Blick zu und rieb sich die Schulter. Ich war eigentlich dankbar für jegliche Ablenkung, dafür dass meine Freunde auf die klassischen Beileidsstrophen verzichteten und dafür, dass Sudden (und die anderen) da war. Als wir uns etwas betrunken hatten und die Jungs sich langsam verzogen, gingen mein Freund und ich ins Bett. Ich rollte mich zur Seite und wollte eigentlich nicht reden, doch als Sudden sich auf das Bett setzte und sanft über meine Schulter strich, fing ich wieder an zu weinen. Mir war es so peinlich, dass ich mich weiter zusammenrollte und meine Knie ans Gesicht zog.

„Hey..." Sudden legte sich neben mich, sodass er auf meinen Hinterkopf schaute und legte seine Arme um mich. Er zog mich ganz eng an sich und küsste meine Schläfe. Er wusste wahrscheinlich nicht, wie sehr mir das in dem Moment half, auch dass er jetzt nichts sagte, sondern nur da war. Eng umschlungen schliefen wir ein.

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