POV Timi
Lukas und ich saßen im Auto auf dem Weg zu seiner kleinen Hütte im Wald, wo er manchmal seine Songs schrieb und zum Teil auch aufnahm. Und wir saßen im Stau, was mich wahnsinnig machte. Ich fuhr, was wahrscheinlich keine so gute Idee war, weil ich mich beim Autofahren immer über die anderen Fahrer aufregte.
„Du verdammter Wichser! Es heißt blinken, nicht einfach rüber fahren! Wo hast du denn Autofahren gelernt? Im Hindukusch?"
„Tim!" Lukas warf mir einen mahnenden Blick zu.
„Ja, ist doch wahr, wenn der da einfach vor mir reinfährt. So ein Arschloch. Wie kannst du dich eigentlich nie aufregen?"
„Keine Ahnung, ich will meine Energie einfach nicht mit belanglosen Dingen aufbrauchen."
„Hmpf. Wahrscheinlich weil du eh mehr der Fahrradfahrer bist und dafür deine ganze Energie aufbrauchst." Er grinste mich an. Wie konnte der immer so ruhig bleiben? Lukas schaltete das Radio an und sang gedankenverloren bei den neuesten Hits mit, während er aus dem Fenster schaute und mit dem Finger den Fensterrahmen entlangfuhr. Ich musste lächeln. Er konnte echt so süß sein. Irgendwann kamen wir an seiner Hütte im Wald an. Ich war noch nie hier gewesen und freute mich, dass er mir nun diesen Aspekt seines Lebens – also die Gegend, wo er seine Songs aufnahm – zeigte. Es war eine sehr private Sache – er produzierte immernoch die meisten seiner Songs und wollte immer gerne alles alleine machen, alles geheim halten und dann am Ende mit dem (nie schlechten sondern eher meistens grandiosen) Resultat rauskommen. Lukas sprang aus dem Auto raus und holte unsere Sachen aus dem Kofferraum. Er war ein richtiges Naturkind, eigentlich so wie ich, auch wenn ich bei jedem Wetter gerne einfach nur auf der Couch rumhänge.
„Willkommen in meinem kleinen Reich." Er machte einen Knicks, was mich zum Lachen brachte und schloss die Tür auf.
„Boah, ey, hier mieft es aber ganz schön!"
„Ich war ja auch schon ewig lang nicht mehr hier." Lukas stellte unsere Sachen ab, öffnete die Fenster und zog mich an der Hand ins Schlafzimmer, wo ein einfaches Doppelbett mit Holzrahmen stand. Es war alles sehr altmodisch eingerichtet, die Bettwäsche war rot-weiß kariert, doch irgendwie gefiel mir die Hütte. Es war ganz süß, sehr häuslich und gemütlich. Lukas setzte sich aufs Bett und wartete darauf, dass ich mich fertig umgesehen hatte.
„Ich hoffe, dass sich deine Laune verbessert hat, sonst musst du draußen mit den Hasen und Igeln schlafen." Ich runzelte die Stirn.
„Hasen und Igeln? Was kommt denn jetzt noch, ich werde von Rehen gebadet und von Vögeln eingekleidet?"
„Nein, aber vielleicht von mir." Er packte mich am Hemd und zog mich zu ihm aufs Bett, in einen Kuss verwickelnd.
„Das wäre schon nicht schlecht", nuschelte ich in den Kuss hinein.
Zwei Stunden später
POV Lukas
„Sollten wir nicht vielleicht etwas Holz holen?" Tim schaute mich verwirrt an.
„Holz? Wozu das denn?" Ich deutete auf den Kamin gegenüber des Bettes.
„Hmm. Kannst du ja machen. Bin ja schon die paar Stunden hergefahren." Er schloss die Augen und drehte sich auf die Seite.
„Du denkst doch wohl nicht, dass ich das hier alles alleine machen werde!" Ich warf ihm einen enttäuschten Blick zu, doch Tim zog sich nur die ganze Decke über seinen Kopf und rollte sich zusammen.
„Tiiiiiim."
„Nein."
„Biiiiiiitteeeee!" Ich zog an der Decke.
„Nein, verpiss dich." Diesmal rollte er sich zu sehr in die Decke und fiel mitsamt Bettwäsche auf den Boden. Und ich brach in schallendes Gelächter aus.
„Ha! Wie geil." Ich machte schnell ein paar Fotos vom verwirrten Tim auf dem Boden (natürlich darauf achtend, dass man auf manchen nichts seiner Nackheit sah – die anderen behielt ich für mich), bevor er sich aufrappeln konnte.
„Mann!" Er stand auf und stapfte an mir vorbei ins Bad.
„Schöner Arsch, übrigens!", rief ich ihm noch nach und grinste. Ich war ziemlich stolz: nur ich konnte den faulsten Mensch der Welt aus dem Bett jagen, was ich auch heute beweisen konnte, ohne nichtmal so viel gemacht zu haben. Eine halbe Stunde später zog ich den schlechtgelaunten Tim durch den Wald um Holz zu sammeln.
„Ist doch schön hier!"
„Schöner wärs im Bett."
„Aber hier draußen sind doch die ganzen..." - ich setzte eine Disney-Stimme auf - „...lieben Tiiiieeere und Pflaaanzen." Er warf mir nur einen missbilligenden Blick zu.
„Du bist dermaßen seltsam, Lukas, ich weiß echt nicht, wie es sein wird, wenn du dich mal normal verhälst." Ich hopste auf ihn zu und gab ihm einen Kuss.
„Gefällt mir schon besser." Ich strich ihm über den Rücken und schon machte ich mich wieder auf den Weg durch die Bäume. Ich hörte das Klicken eines Feuerzeuges und drehte mich um. Tim hatte sich gerade einen Joint angezündet und schaute gelangweilt nach oben.
„Muss das jetzt sein?"
„Ja. Weil mir langweilig ist."
„Aber dadurch wirst du doch komplett benebelt sein!"
„Genau, das will ich ja auch erreichen!"
„Und ich will, dass du mal im nüchternen Zustand etwas schönes mit mir erleben kannst."
„Bin doch auch nüchtern."
„Aber nicht mehr lang." Tim zuckte die Schultern und stellte sich direkt vor mich.
„Sei doch nicht so ein Spießer." Er blies den Rauch aus, strich mir über die Wange und lächelte mich an. Und in dem Moment erinnerte ich mich, warum ich diesen Mann liebte.
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OneShots
Short StoryKurzgeschichten. Manche Geschichten werden als TwoShot hochgeladen - woauchimmer es gerade passt. Ich bin auch für jegliche Vorschläge bereit - also immer unter den Parts in den Kommentaren was da lassen.