Beug dich beim reden nicht zu weit über das Pult

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POV Timi

Endlich kamen wir uns näher. Auf diesen Moment hatte ich schon so lange gewartet. Klar – wir hatten uns schon öfters geküsst, bei Trostpreis, aus Freundschaft, aus Spaß – doch nie aus purer Leidenschaft. Ich näherte mich ihm, seine weichen Lippen berührten meine und ich spürte, wie er in den Kuss lächelte. Er ließ seine Zunge in meinen Mund gleiten und umspielte meine damit. Ich ließ meine Hand an seinem Gesicht entlang fahren, berührte seinen Hals, seinen Nacken, seinen Oberkörper. Ich konnte seine Erektion spüren und bekam kurz darauf auch eine.

„Tim...", flüsterte er in mein Ohr. Meine Hand wanderte weiter runter...

„Tim!" Er wurde immer energischer.

„Tim, verdammte scheisse, was machst du da?" Das Licht ging und ich schaute verwirrt auf, in Lukas' erstarrtes Gesicht. Mein Kopf lag nah neben seinem und mein Arm lag auf ihm; genauer gesagt, war meine Hand anscheinend kurz davor, in seinen Schritt zu wandern. Was machte ich denn da? Warum schliefen wir im gleichen Bett? Was hatte ich gerade geträumt?

„Lukas...ich...ich weiß nicht, was ich...Warum schlafen wir nebeneinander?"

„Basti hat die Zimmer organisiert und war zu verkokst, um was Gescheites zu buchen. Weißt du doch." Lukas schaute mich immer noch entgeistert an.

„Kannst du jetzt bitte deine Hand aus meinem Schritt nehmen?" Ich zog meine Hand schnell weg und richtete mich auf.

„Sorry, ich weiß echt nicht, warum ich...also...das..." Ich setzte mir meine Brille auf.

„Sag mal, was hast du eigentlich geträumt?" Er stand auf; er trug nur Boxershorts, was das Ganze hier für mich schlimmer machte. Wie peinlich. Ich checkte unter der Bettdecke. Ständer. Na toll. Hoffentlich hat er nichts davon gemerkt.

„Ich weiß es nicht...von so ner...Schlampe." Gut gemacht, Tim, das wird er dir sicherlich abkaufen.

„Hmmpf." Lukas warf mir einen genervten Blick zu.

„Wieviel Uhr ist es eigentlich?"

„5 Uhr in der Früh. Ich hatte gehofft, dass ich wenigstens im Hotelzimmer mal eine Nacht durchpennen kann, ohne von irgendetwas...Krankem aufgeweckt zu werden." Ich schaute beschämt auf die Decke. Mir war das so unangenehm. Und unerklärlich: wieso träumte ich von Lukas? Weil wir so viel Zeit miteinander verbrachten? Weil wir auf der Bühne rummachten? Weil er so lieb ist? Ich fuhr mir durch die Haare.

„Und jetzt?", fragte ich.

„Kuscheln?" Er grinste und ich schaute ihn irritiert an.

„Ähh...wie jetzt?"

„Ich mach doch nur Spaß, Tim! Aber jetzt mal ehrlich, da was ein ganz schön realistischer Traum, oder?" Ich nickte und er setzte sich aufs Bett, nicht ohne auf einen relativ großen Abstand zwischen uns zu achten.

„Bitte erzähl's den anderen nicht! Basti wird sichergehen, dass wir das hier nie vergessen werden. Oder er wird mich aus der Band schmeissen..." Ich schaute nachdenklich in die Ecke.

„Wird er nicht! Und ich sag's schon keinem." Lukas fuhr sich über die Augen.

„Ich würd' jetzt echt gerne schlafen gehen."

„Ok. Ich geh noch kurz auf's Klo." Ich drehte mich zur Seite und wartete darauf, dass Lukas mir den Rücken zukehrte, damit er meine Latte nicht sehen würde. Dann flüchtete ich ins Bad und setzte mich auf den Klodeckel.

„Fuck, fuck, fuck, fuck." Warum war das denn gerade passiert? Wieso hatte ich das geträumt? Ich starrte auf meinen Schritt.

„Wieso tust du mir das an?"

„Alles ok?", rief Lukas vom Bett aus.

„Oh, ähhh...ja...passt...passt schon." Er konnte sich sicherlich denken, was ich hier machte. Ich ging zum Waschbecken, zog meine Boxer runter und spritzte kaltes Wasser auf meinen Schwanz. Ich musste auf die Zähne beissen, um nicht wie ein Mädchen aufzuschreien, doch da musste ich jetzt durch. Als sich die Situation verbessert hatte, verließ ich das Bad. Lukas hatte sich auf seiner Seite des Bettes zusammengerollt und schnarchte leicht. Ich tapste zu meiner Seite und versuchte mich unauffällig auf's Bett zu legen. Dann zog ich die Decke so vorsichtig wie möglich über mich, wobei ich mit meinem Hintern Lukas' Hintern aus Versehen berührte.

„Scheisse", flüsterte ich. Er bewegte sich etwas, doch blieb so liegen. Ich schlief bald danach ein. Am nächsten Tag tat Lukas so, als wäre nichts passiert, wofür ich ihm sehr dankbar war. Und doch hielt er mindestens eine Woche lang Abstand zu mir.


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