POV Lukas
Es war eine typische Teenager-Party: ein paar Leute saßen um eine Bong oder eine Shisha herum, andere übergaben sich, eine paar tranken gechillt und dann gab es wieder welche, die sich an verschiedene Drogen heranwagten. Meine Eltern meinten immer, meine Schwester hätte die ganzen typischen Teenagerphasen für mich durchgemacht, dass ich deshalb immer brav daneben saß, wenn andere Drogen nahmen, was wahrscheinlich der Wahrheit entsprach, denn ich war der Typ mit der Gitarre, der sich ein bisschen betrank und dann die anderen beim Drogen nehmen beobachtete.
„Hey, Lukas, schau mal: hab ich von Jonathan bekommen. Willst du auch mal?", fragte mich Antonia, ein Mädchen auf die ich schon seit einiger Zeit stand. Ich wurde nervös, und nahm deshalb den Joint an, auch wenn ich eigentlich gar nicht so daran interessiert war. Sie beobachtete mich, wie ich daran zog, was mich noch nervöser machte. Es war zwar nicht mein erster Joint, aber die Möglichkeit sich zu blamieren bestand dann doch.
„Läuft bei dir!", sie schlug mir auf die Schulter und verschwand dann. So viel zu Eindruck machen. Ich schaute enttäuscht auf meine Füße und spielte mit den Schnürsenkeln. Und dann begann ich zu trinken. Irgendwann fand ich mich durch die Wohnung torkeln, eine Flasche Schokozauber in der Hand – keine Ahnung, wo ich die her hatte – und suchte nach Antonia. Ich fand sie in einem Kreis sitzend mit ein paar Jungs.
„Ant....Antoniaaah!" Sie drehte sich verwirrt zu mir.
„Komm...komm mal mit." Ich packte sie am Ärmel und sie stand zu meiner Überraschung auf. Ich zog sie in ein Schlafzimmer und bugsierte sie aufs Bett, die Flasche hing schlapp von meiner Hand.
„Lukas, du bist völlig dicht."
„Du auch."
„Neee...ich hab doch nur gekifft." Ich zog die Augenbrauen zusammen. Eine seltsame Stille hatte sich gelegt. Jetzt oder nie, dachte ich mir und beugte mich nach vorne. Zu meinem Erstaunen tat sie das auch und küsste mich dann. Ich ließ die Flasche fallen, die zwar nicht zerbrach aber deren Inhalt etwas verschüttet wurde, was mir in dem Moment egal war.
„Du, Lukas, du weißt schon, dass das hier...dass das nur für heute ist, ok? Weil wir beide nicht nüchtern sind." Auch wenn der Alkohol mich benebelt hatte, fühlte ich wie mein Herz in Tausend Stücke zerbrach. Ich nickte und küsste sie wieder. Und dann ging's mir richtig schlecht.
„Ich glaub, ich..." Weiter kam ich nicht, da ich mich schon vor unsere Füße erbrach. Antonia sprang angeekelt auf und verließ wortlos das Zimmer. Ich schaute enttäucht an mir runter. Nur eine Person konnte mir jetzt helfen. Ich scrollte durch mein Handy und wählte die Nummer meiner großen Schwester.
„Was?"
„Vicki, ich hab Scheisse gebaut."
„Bist du nicht auf ner Party?"
„Ja schon, aber...mir geht's nicht so gut. Kannst du mich abholen?"
„Ok...aber du schuldest mir was! Mann, ich hab grade einen Film angefangen." Ich legte auf und versuchte mich so gut es ging im Bad sauber zu machen. Dann machte ich mich auf den Weg vor's Haus und wartete auf meine Schwester. Zehn Minuten später hielt auch schon ihr Auto vor mir.
„Komm, Loser, steig ein!" Wir fuhren schweigend nachhause, sie brachte mich ins Bett – ohne unsere Eltern zu wecken – und wollte gerade gehen, als ich sie am Arm packte.
„Viktoria, ich...muss mit dir reden." Sie legte sich zu mir ins Bett und ich fing an, zu weinen. Sie strich mir über den Kopf und legte ihren Arm um mich.
„Was ist denn passiert?" Ich erzählte ihr von Antonia, wie ich zu viel getrunken hatte und nicht wusste, was ich jetzt machen sollte.
„Und jetzt hab ich garantiert keine Chance mehr bei ihr."
„Nein, sag das nicht. Du musst einfach mit ihr reden, ihr erklären, dass du zu betrunken warst."
„Und wenn das nicht klappt?"
„Dann klappt es halt nicht. Wenn sie nicht auf dich steht, dann ist das einfach so, das musst du dann akzeptieren."
„Hmm."
„Ach, Lukas, so schlimm ist das doch nicht." Sie zog mich näher in den Arm. Ich glaube, das war das erste mal, dass wir uns so nahe standen. Irgendwann schlief ich ein. Meine Schwester behielt das Ganze für sich und erzählte niemanden davon, dass mich betrunken hatte. Am nächsten Tag hatte ich höllische Kopfschmerzen und konnte noch nicht mal auf den gedeckten Frühstückstisch schauen, ohne dass es mir übel wurde. Meine Eltern konnten sich sicherlich schon denken, warum es mir so schlecht ging, sie sagten aber nichts.
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OneShots
Short StoryKurzgeschichten. Manche Geschichten werden als TwoShot hochgeladen - woauchimmer es gerade passt. Ich bin auch für jegliche Vorschläge bereit - also immer unter den Parts in den Kommentaren was da lassen.