Ich hoffe, dass das hier nicht allzu sehr einem der ersten Kapitel aus Lass Liegen Bleiben ähnelt, deshalb ich auch einen kleinen „Twist" eingebaut, wozu ich die Geschichte in zwei Kapitel teilen musste.
POV Timi
„Brauchen wir den wirklich?", fragte ich Basti.
„Ja, Mann, der ist gut! Vielleicht bringt der uns weiter", tönte es aggressiv aus dem Hörer.
„Und wie heißt der nochmal?"
„Lukas, also nennt sich Alligatoah."
„Hmm." Begeistert klang ich nicht aber uns schaden könnte der sicher auch nicht.
„Dann bring den mal ins Studio und wir sehen dann schon." Ich legte auf und dachte nach. Wär schon nicht schlecht, noch jemanden in der Band aufzunehmen. Vielleicht hatte er ja auch andere Qualitäten wenn er musikalisch nichts taugte. Ich war schon lange auf keinem Date mehr gewesen – vielleicht war er ja auch schwul? Und gutaussehend, gut im Bett...das wär ja mal nicht schlecht. Ich tippte seinen Namen in Google ein und fand sogar ein paar Sachen auf Youtube, die ich mir dann anhörte. So schlecht klang der ja mal nicht. Also gar nicht schlecht eigentlich. Ich wusste jedoch immernoch nicht, wie er aussah, weil er ständig diese komische Skimaske in seinen Videos trug. Ich seufzte und versuchte, ein paar Zeilen für meine eigenen Lieder zu schreiben, um an was anderes zu denken. Eine Woche später traf ich mich im Studio mit Basti und Sudden um den Neuankömmling kennenzulernen. Er kam auch überpünktlich an und trat etwas unsicher in den Raum.
„Lukas, das sind Tim und Sudden. Tim's Band heißt Pimpulsiv, kennste vielleicht." Er schüttelte den Kopf, trat aber vor um uns die Hand zu schütteln. Ich musterte ihn etwas und war positiv überrascht.
„Kannst du was?", fragte ich ihn dann etwas abfälliger als ich eigentlich klingen wollte. Er zögerte etwas und meinte dann relativ langsam und klar sprechend:
„Ich kann rappen, produzieren und etwas Gitarre spielen. Also es geht so. Das einzige, was ich nicht kann, ist tanzen, aber da finden wir sicher schon ne Lösung." Er zwinkerte mir zu. Basti grinste breit und schaute mich erwartungsvoll an. Ich zuckte die Schultern und meinte nur:
„Dann werden wir mal sehen." Ich wusste ja, dass er gut war, aber ich wollte mir das nicht ansehen lassen. Er zeigte uns was er konnte und alle waren begeistert. Meine eigene Überraschung und Begeisterung konnte ich auch nicht länger verstecken und schloss mich den anderen an. Somit wurde er bei uns gesigned. An dem Abend, ein paar Stunden nach dem Meeting, telefonierte ich noch mit Sudden.
„Und? Was hälst du von ihm?"
„Joa, geht so, ne? Also, nicht schlecht eigentlich", war meine Antwort.
„Also, ich find den toll." Sudden's Begeisterung verwirrte mich etwas – normalerweise würder er nicht sowas sagen, nicht so offen begeistert sein.
„Toll?"
„Ja...also gut halt." Er schwieg einige Zeit lang.
„Meinst du, das ist die richtige Wortwahl, um Lukas zu beschreiben?"
„Hmm, keine Ahnung. Wieso fokussierst du dich jetzt so auf meine Wortwahl? Das ist doch egal. Fakt ist: er ist gut, und Basti hat ihn gesigned, also gehört er jetzt zu uns." Zu uns. Klang nicht schlecht. Wir quatschten noch etwas über banale Sachen, bis ich auflegte. Mir passte es nicht, wie begeistert Sudden war, und ich konnte mir das auch nicht erklären.
Ein paar Wochen später fingen wir schon an, als Band die ersten Songs zusammenzuschreiben. Lukas entpuppte sich als extrem talentiert, er hatte seltsame aber dennoch sehr gute Ideen und passte perfekt zu uns. Ich hatte mich in letzter Zeit auch öfters alleine mit Lukas getroffen, weil wir da mehr machen konnten, da man doch schon sehr von den anderen abgelenkt wurde. Ich genoss die Zeit mit ihm, er war sehr witzig und nett und ich fing an, mich in ihn zu verlieben, was ja absehbar war. Doch es gab eine Sache, mit der ich überhaupt nicht klarkam: er verstand sich sehr gut mit Sudden. Meiner Meinung nach zu gut. Mir war klar, dass ich mich sehr kindisch verhielt, so wie ich ihn für mich alleine wollte (ohne mir seiner Gefühle bewusst zu sein), doch die Nähe, die Sudden ihm bot, machte es schwer für mich, mich zu konzentrieren, zu arbeiten oder überhaupt irgendetwas zu machen. Ich stand draußen und rauchte meine wahrscheinlich schon zehnte Zigarette an dem Morgen und schaute säuerlich auf die beiden: Sudden hatte seinen Arm um Lukas gelegt und beide lachten.
„Was ist eigentlich mit dir los, Timi?", fragte mich Basti. Ich schaute ihn fragend an.
„Na, du bist die ganze Zeit so scheisse drauf, redest kaum mit Lukas oder sonstwem und generell kotzt mich dein kindisches Benehmen an."
„Ich...ich weiß nicht, irgendwie läuft's grad nicht so gut."
„Bei was? Zuhause?"
„Ja."
„Dann lass deine Probleme dort und reiß' dich gefälligst zusammen." Ich nickte bedrückt und Basti verschwand wieder. Mein Blick schweifte wieder zu Lukas und Sudden rüber und mich traf fast der Schlag: Sudden war gerade dabei Lukas etwas ins Ohr zu flüstern, und ihm schien es zu gefallen. Ich wurde sauer, konnte mich nicht mehr zusammenreißen und stürmte an alle vorbei, durch das Studio und nach draußen. Ich lief und lief, ohne anzuhalten. Mein Handy klingelte ein paar mal, bis mich es so dermaßen nervte, dass ich dann doch ranging.
„Was?"
„SAG MAL, SPINNST DU? DU KANNST DOCH NICHT EINFACH SO WEGRENNEN, DU WICHSER!" Basti war richtig sauer.
„Sorry, ich...ähhh...ich..."
„Ich ähh ich, nichts da! Du kommst jetzt sofort zurück mit einer passenden Antwort, sonst schmeiss ich dich aus der Band raus." Ich seufzte und legte auf. Dann ging ich zu einem Kiosk, kaufte mir ein paar Bier und Zigaretten und machte mich wieder auf den Weg zurück. Ich sträubte mich wie Sau – nachdem ich so stürmisch rausgelaufen war, konnte ich doch nicht einfach so wieder zurückmarschieren, oder?
Ich biss die Zähne zusammen und lief zum Studio, wo ich von einer Mischung aus erstaunten und sauren Gesichtern erwartet wurde. Basti kam sofort auf mich zu und presste mich gegen die Wand, seine rechte Hand an meiner Kehle.
„Weitkamp! Wehe, du machst das noch einmal! Dann bring ich dich um."
„Komm, Basti, ist doch nicht so schlimm. Jetzt ist er ja da." Lukas. Jetzt schlug er sich noch auf meine Seite – wie sollte ich ihn denn jetzt vergessen? Basti ließ ab und ich rieb mir den Hals. Die anderen schauten uns etwas unsicher an. Wir blieben noch den Rest des Abends im Studio bis wir uns aufmachen mussten.
„Tim, wo schläfst du eigentlich, wenn du hier in Berlin bist?", fragte mich Lukas.
„Normalerweise bei Basti, wenn er mich lässt."
„Heute nicht, Bruder, hab ne Olle, die noch vorbeikommen wollte", mischte sich Basti ein. Ich warf ihm einen genervten Blick zu – heute hatte ich eh genug von ihm, und er sicherlich auch von mir.
„Du....kannst gerne bei mir pennen. Sudden wird zwar auch da sein, aber wir finden sicher etwas Platz." Sudden würde auch da sein? Warum das denn? Ich nickte trotz meiner Zweifel und folgte den beiden zu Lukas' Auto, der als Einziger die ganze Zeit im Studio nichts getrunken hatte. Die Fahrt verlief relativ schweigend, was mich betraf, doch Lukas und Sudden schienen sich mal wieder blendend zu verstehen. Ich überkreuzte meine Arme und starrte nach draußen. Lukas verstaute mich auf der Couch und Sudden bekam eine Matratze, er selber verschwand in seinem Schlafzimmer. Ich wollte eigentlich gar nicht mit Sudden reden, obwohl er einfach nicht aufhören würde, also drehte ich mich zur Seite und schlief dann tatsächlich bald ein.
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OneShots
Short StoryKurzgeschichten. Manche Geschichten werden als TwoShot hochgeladen - woauchimmer es gerade passt. Ich bin auch für jegliche Vorschläge bereit - also immer unter den Parts in den Kommentaren was da lassen.