Achtung! In diesem Kapitel geht es um ein sehr kontroverses Thema.
POV Zoey
Bitte bleib bei einem Streifen, bitte, bitte, bitte. Ich saß auf der Toilette und starrte den Test an. Zweimal blau.
„Nein. Nein, das kann nicht sein!" Ich flüsterte fast und die Tränen kullerten mir die Wangen runter. Ich kann nicht schwanger sein, nicht jetzt, nicht niemals. Ich wollte das nicht. Was sollte ich jetzt machen? Für mich gab es nur eine Option. Ich stand auf, ging zum Spiegel und wischte mir das Gesicht ab. Dann kämmte ich mir meine Haare, machte noch etwas Makeup drauf und ging ins Wohnzimmer, wo Lukas auf dem Sofa saß und die leere Packung des Schwangerschaftstests in der Hand hielt.
„Und?" Er schaute mich geduldig an. Ich nickte. Er stand auf und ging auf mich zu, bevor er mich wortlos in die Arme nahm. Und ich fing wieder an zu schluchzen. Das ganze Makeup war jetzt für'n Arsch.
„Ist gut, ich bin ja da." Er küsste mich und umarmte mich enger.
„Lukas, das ist mein schlimmster Albtraum. Ich kann nicht schwanger sein." Er schaute mich fragend an.
„Mit meiner Arbeit geht das nicht und ich mag Kinder noch nicht mal. Ich bin zu jung dafür. Ich wollte eigentlich auch generell kinderlos bleiben." Er schaute kurz enttäuscht drein.
„Ok, das ist ja in Ordnung. Was willst du denn machen? Es ist ja dein Körper." Ich schaute ihn wortlos an.
„Hmmm", war alles, was er sagte. Er konnte sich sicher denken, dass Abtreibung die einzige Möglichkeit für mich war.
„Soll ich mitkommen?", fragte er mich plötzlich, nachdem wir einige Minuten schweigend dastanden. Ich nickte, dann rief ich meine Freundin an, die mir immer beistand und mich eh in jeder Situation unterstützen würde. Am nächsten Tag machte ich den Termin aus, der ein paar Wochen später stattfinden sollte.
Zwei Wochen später
POV Lukas
Ich wartete im Wartezimmer während „die Prozedur" bei Zoey durchgeführt wurde. Ich wurde immer nervöser – die letzten Wochen waren sehr schwierig für uns beide gewesen. Ich wollte irgendwann schon gerne mal ein Kind und hätte nicht gedacht, dass ich durch so etwas wie eine Abtreibung durchmusste – auch wenn ich als Mann der am wenigsten Leidtragende war. Aber so war das nun mal. Zoey hatte in den letzten Wochen viel geweint, es ging ihr körperlich und mental richtig scheisse und ich konnte ihr nicht so viel helfen, wie ich wollte, was mich wiederrum ziemlich beschäftigte. Ich blätterte gerade durch ein Magazin, als sich die Tür öffnete und eine Krankenschwester mit Zoey rauskam. Die Schwester ging nochmal sicher, dass meine Freundin alles verstanden hätte, was jetzt passieren würde, und dann waren wir alleine. Zoey nahm mich an der Hand und wir gingen zum Auto. Die Fahrt verlief schweigend – ich wusste nicht, was ich sagen sollte, da sie einfach nur aus dem Fenster starrte, also blieb ich stumm. Zuhause legte sie sich auf das Sofa und ich deckte sie zu. Kurz darauf war sie eingeschlafen. Ich schaute sie noch etwas an und rief dann Tim an. Ich wusste nicht, wie ich mit der ganzen Situation umgehen sollte.
„Tim, ich brauch deine Hilfe." Er war jemand, auf den man in Krisensituationen zählen konnte.
„Wie geht es ihr jetzt?", fragte er, nachdem ich ihm von der Prozedur erzählt hatte.
„Sie schläft auf dem Sofa. Tim, ich weiß nicht, wie ich mit dem Ganzen umgehen soll."
„Sei für sie da." Das versuchte ich. Ich machte Tee und setzte mich zu meiner Freundin. Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sie schaute mich mit müden Augen an.
„Roibostee. Für dich."
„Danke, Lukas." Sie lächelte mich an und richtete sich auf. Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Zoey hatte sich einige Tage krank gemeldet, was als Sozialarbeiterin einfacher war, als wir dachten. Ich wusste nicht, wie ich weiter helfen konnte, also rief ich wieder Tim an und bat ihn, vorbeizukommen. Er und Zoey hatten sich vor mehreren Jahren kennengelernt; wenig später stellte er sie mir dann vor und daraus wurde unsere jetzt drei-jährige Beziehung.
„Wie ist ihr Zustand?", fragte mich Tim als bei uns ankam. Ich schüttelte deprimiert den Kopf.
„Sie hat keine Schmerzen mehr, aber ist immernoch...bedrückt." Er nickte und ging dann auf den Balkon, wo meine Freundin in eine Decke gewickelt saß und unsere Katze streichelte.
POV Timi
„Hallo, Süße." Ich ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Na, du?" Ich kraulte die Katze und setzte mich neben Zoey.
„Danke, dass du da bist." Sie schaute mich dankbar an.
„Wie geht's dir?"
„Besser. Erleichtert. Angeblich dauert es noch etwas, bis alles wieder...normal wird." Sie deutete auf ihren Unterleib und streichelte wieder die Katze.
„Das ist gut." Ich zündete mir eine Zigarette an und hielt Zoey die Packung hin.
„Du weisst doch, dass ich nicht rauche!" Sie lachte.
„Ja, aber es ist nie zu spät um anzufangen."
„Du bist so ein Depp!"
„Und du musst dir das Bayerische abgewöhnen." Sie knuffte mich in die Seite und lachte, woraufhin Lukas zu uns hinaustrat.
„Was gibt's hier denn zu lachen?"
„Ach, dein werter Kollege hier ist ein Rassist!" Ich lachte laut auf. Lukas hob Zoey's Beine hoch und setzte sich, ihre Beine auf seine legend.
„Hast schon recht, Timi, Bayern gehört eh nicht zu Deutschland."
„Mia kean fei scho dazu, is des klar?" Manchmal konnte ihr bayerischer Akzent echt angsteinflößend sein.
„Wie geht's dir eigentlich mit deinem Sohn, Tim?" Sie schaute mich lächelnd an.
„Alles bestens. Er kommt bald in den Kindergarten."
„Und dann? Schon Pläne für seine Karriere?"
„Wahrscheinlich wird er der nächste Picasso."
„So wie sein Vater?" Tim lachte.
„Nein, ich bin doch ein Heiliger, kein Maler." Er zwinkerte mir zu.
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OneShots
Short StoryKurzgeschichten. Manche Geschichten werden als TwoShot hochgeladen - woauchimmer es gerade passt. Ich bin auch für jegliche Vorschläge bereit - also immer unter den Parts in den Kommentaren was da lassen.