POV Lukas
Der Bass dröhnte, mein ganzer Körper vibrierte und machte es schwieriger, durch den Club nach draußen zu finden. Das Stroboskob beeinträchtigte meine Sicht und machte es fast unmöglich, sich durch die Massen zu bahnen. Normalerweise blieb ich lieber zu Hause als in Clubs zu gehen. Ich mochte die Menschenmassen nicht – auch wenn das vielleicht ungewöhlich für die meisten Männer Mitte Zwanzig ist. Auch größere Gruppen von Menschen wurden mir öfters zu viel, zu viel bla bla, zu viel Gelächter, zu viele Heucheleien. Ich hatte es heute etwas übertrieben mit dem Alkohol – entweder das, oder jemand hatte mir etwas eingeworfen, ich wusste es nicht (mehr). Ich tastete mich an der Wand entlang, um die Toiletten zu finden und lief ständig in Leute rein, die mich entweder ignorierten und mich anpöbelten. Doch das war mir egal – ich musste hier raus, es war zu laut, ich war zu fertig, ich wollte nicht mehr tanzen, wollte mich nicht mehr unterhalten. Meine Freunde hatte ich irgendwo verloren. War ja auch egal. Endlich fand ich das Männerklo, vor dem glücklicherweise auch keine Schlange war. Die Flasche Bier, die ich in der Hand hielt, baumelte locker um meine Beine, bis ich sie fallen ließ und sie mit vermutlich lautem Klirren auf dem Boden zerschmetterte. Ich starrte auf den Boden, auf die Scherben und das Nasse überall verteilt und wankte leicht nach vorne. Plötzlich packte mich jemand am Arm.„Alles ok?", fragte mich eine Männerstimme. Ich schaute auf und in das Gesicht eines braunhaarigen Mannes mit Bart und übergroßer Brille. Und schönen, dunklen Augen. Ich wollte gerade antworten, als ich schon die Kotze hochkommen spürte. Meine Augen weiteten sich und ich drehte mich zur Seite – ein bisschen Höflichkeit muss auch in solchen Situationen sein – und erbrach mich erstmal auf den Boden. Als ich wieder aufblickte, schaute mich der Typ, der etwas zur Seite gesprungen war, mit einer Mischung aus Ekel und Sorge an. Ich wischte mir den Mund am Ärmel ab.
„Nee, also...mich hat mein Freund...meine Freunde sind..." Ich schaute leicht verwirrt um mich herum.
„...deine Freunde sind weg?" Der Typ hatte den Kopf gesenkt und schaute mich über seinen Brillenrand an. Ich nickte.
„Äh...ok, soll ich...dich mit nach draußen nehmen? Willst du ein Wasser?" Er hielt mir eine Flasche Wasser vor die Nase und ich nahm sie dankbar entgegen. Er legte eine Hand auf meinen Rücken und brachte mich draußen, wo ich erstmal die Augen schloss und tief einatmete. Die stickige Luft im Club hatte alles noch schlimmer gemacht und jetzt war ich endlich frei – frei vom Zigarettenqualm, dem Geruch von Alkohol, Schweiß und Pisse. Ich fröstelte etwas, als die kühle Nachtluft um mich wehte.„Willst du meine Jacke?" Der Mann wartete nicht auf eine Antwort, sondern zog sich das Jackett aus und legte es mir um die Schultern. Es war schön warm. Ich kam mir vor, als wäre ich eins dieser leichtbekleideten Mädchen, die man immer vor Clubs sieht. Nur dass ich halt ein Mann war. Als ich zu ihm aufschaute, bemerkte ich erst die Tätowierungen, die seine Brust und Arme bedeckten. Interessanter Typ.
„Ich würd gerne...nachhause."
„Ok, ich kann dir ein Taxi rufen. Wo wohnst du denn?" Ich dachte kurz nach und konnte mich wahrhaftig nicht an meine Adresse erinnern. Ich zuckte die Schultern und fuhr mir verzweifelt durch die Haare. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Der Mann legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Hey, ist ok, ähh...hast du einen Führerschein oder irgendwas, wo das drauf steht?"
„Vielleicht...hier...oder..." Ich kramte in meiner Hosentasche und gab ihm meinen Geldbeutel – in einem nüchternen Zustand hätte ich dies wahrscheinlich nicht getan, doch betrunken kam mir der Typ als wahnsinnig vertrauenswürdig vor. Er holte meinen Führerschein raus und brachte mich zu einem Taxi.
„Lukas heißt du also."
„Ja und du?"
„Ich nicht." Er lachte und ich schaute ihn verwirrt an. Ich hatte keine Lust auf Späße, ich wollte nur nachhause.
„Ich bin Tim", sagte er dann ernst.Als ich im Taxi saß, nannte Tim dem Fahrer meine Adresse und wendete sich dann an mich.
„Na, dann...ähh...ja." Er drehte sich um.
„Warte! Kannst du vielleicht....mitkommen?" Er schaute mich erstaunt an, warf einen Blick zurück und stieg dann auch ein. Ich wollte nicht alleine sein. Nicht heute.
„Vielleicht ist das besser so." Schweigend fuhren wir zu mir nachhause. Die meiste Zeit der Fahrt verbrachte ich im Halbschlaf, bis wir endlich an meinem Haus anhielten. Tim schaute mich an, als es Zeit zu zahlen war und rollte die Augen, als ich keine Anstalten machte, meinen Geldbeutel zu holen. Er zahlte, bedankte sich und zog mich aus dem Taxi raus. Vor meiner Haustür angekommen, kramte ich meinen Schlüssel hervor, hatte jedoch Probleme, ihn ins Schloss zu kriegen.
„Ich machs schon", meinte Tim genervt und öffnete die Tür. Er folgte mir in meine Wohnung, die auch er wieder aufschließen musste und brachte mich dann ins Bad.„Du solltest wahrscheinlich duschen, Lukas. Das hilft." Ich maulte kurz, weil ich dermaßen müde war und eigentlich gar nichts wollte, doch ehe ich mich versah, hatte er mir schon mein Hemd ausgezogen. Ich versuchte meinen Reißverschluss zu öffnen, scheiterte jedoch kläglich. Er stöhnte auf und half mir dann aus der Hose und schließlich auch aus der Boxer. Ich bekam alles nur noch verschwommen mit und kippte fast in der Dusche um.
„Muss ich da jetzt auch noch rein oder wie?", hörte ich wie Tim mit sich selber redete, bevor er sich zu mir gesellte – auch nackt.
„Oha, da ist jemand aber gut bestückt!", grinste ich ihn und deutete auf seinen Schwanz.
„Jaja, sehr witzig." Er rollte die Augen und packte mich an den Schultern und drehte mich um, sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand. Nach der gemeinsamen Dusche, die eher daraus bestand, dass er darauf achten musste, dass ich nicht umkippte (und ihn in keiner Weise berührte), trockneten wir uns ab und er brachte mich ins Bett.
„Legst du dich zu mir?"
„Wieso das denn? Ich kenn dich ja noch nichtmal!"
„Ich will aber nicht alleine sein." Er seufzte wieder auf und legte sich dann neben mich. Ich rollte mich zusammen und spürte kurz darauf seinen Arm um mich. Tim streichelte über meine Haare, was wahnsinnig beruhigend wirkte. Kurz darauf schlief ich ein.
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OneShots
Short StoryKurzgeschichten. Manche Geschichten werden als TwoShot hochgeladen - woauchimmer es gerade passt. Ich bin auch für jegliche Vorschläge bereit - also immer unter den Parts in den Kommentaren was da lassen.