Schlangen streifen sich die Haut vom Leib, Teil 1

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Der Titel sollte eigentlich: "Schlangen streifen sich die Haut vom Leib, ich wünscht ich könnt'das auch" heißen, aber angeblich ist das zu lang :-/

POV Sophie

Ich höre immer gerne Musik, wenn ich unter der Dusche stehe,natürlich nicht mit Kopfhörern, sondern aus dem Lautsprecher meines iPods. Deshalb kann es dann auch schon passieren, dass ich längere Zeit unter der Dusche stehe und dann Ärger mit meinem Mitbewohner bekomme, obwohl er ja selber Musiker ist. Ich kam gerade aus der Dusche, nachdem ich mal wieder lauthals und wahrscheinlich ziemlich falsch zu den ganzen Songs mitgesungen hatte, wickelte ein Handtuch um mich und steuerte gutgelaunt mein Zimmer an, aus welchem ich Stimmen hören konnte: die meines Mitbewohners Lukas und ein anderer Mann, dessen Stimme mir bekannt vorkam, ich sie aber niemandem zuordnen konnte. Was machen die in meinem Zimmer? Ich wartete an der Tür, die einen halben Spalt offen war und lauschte den Jungs.

„Also hat sie dir nie gesagt, dass sie deine Musik kennt beziehungsweise mag?"

„Nee, ich glaub, die hat ganz dringend nach einer Wohnung gesucht und wollte vielleicht nicht, dass das dann zu einem Problem wird", antwortete Lukas.

„Die scheint aber ein ganz schöner Fan zu sein – hier mein Zwei Zimmer Küche Bong-Poster, dann der Trailerpark Weihnachts-Pulli und die ganzen CDs...."

„Ja ich weiß schon. Ich weiß echt, ob das ein Problem sein wird oder nicht." Es war kurz still.

„Sag mal, die Dusche läuft nicht mehr, oder?" Shit, shit, shit. Ich schaute mich panisch um, bevor sich meine Tür öffnete und Lukas mit keinem geringerem als Timi Hendrix rauskam.

„Ähh...hallo?" Ich biss mir auf die Lippe.

„Du, ähhh..." Ich unterbrach Lukas etwas barsch:

„Was machst du in meinem Zimmer?" Er wurde rot und auch Tim schien sich nicht wohl zu fühlen.

„Hab nur...nur was gesucht. Du weißt ja, offene Türen...oder so." Ich verschränkte meine Arme und musterte die beiden, konnte mir aber ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

„Dann gehen wir mal wieder..." Lukas drängte sich an mir vorbei, doch Tim rührte sich nicht vom Fleck.

„Kann ich da mal rein? Ich würde mich gerne anziehen", fuhr ich ihn an. Das war ja mal wieder typisch für mich: nichts kam so raus, wie ich es wollte. Am Ende würde er noch denken, dass ich ne richtige Bitch sei.

„Ähh, ja klar, also...sorry." Er warf mir einen kurzen Blick zu und flüchtete dann auch. Ich schloss die Tür und lehnte mich an sie, während ich auf meinen Schrank schaute, dessen Tür offen war. Der Schrank, in dem meine ganzen Fansachen drin waren.

„Fuck...ist das peinlich." Ich fuhr mir übers Gesicht und zog mich an, bevor ich mich entschied, so zu tun, als wäre nichts passiert und ging dann in die Küche.

„Wollt ihr nen Kaffee?" Die beiden schreckten auf.

„Ähh gerne, Cappuccino? Du, Tim?" Tim nickte.

„Sophie macht die besten Kaffees, ich brauch gar nicht mal mehr in ein Café gehen, krieg ich alles hier zuhause." Ich lächelte stolz und machte mich an die Kaffees, die ich dann vor uns auf den Küchentisch stellte.

„Was macht ihr heute noch so?", fragte ich die beiden.

„Also, Basti hat...du kennst doch Basti?", fragte mich Lukas. Klar kannte ich Basti, wieso fragte er denn so blöd? Die beiden finden gerade aus, dass ich deren Bands mag, wenn ich Basti nicht kennen würde, dann müsste echt etwas bei mir schiefgelaufen sein. Ich nickte trotz der dummen Frage.

„Ja, also....", fing Lukas an.

„Der schmeisst heute ne Party, willst du mitkommen?", unterbrach ihn Tim. Ich nickte wieder und versuchte die Freude, die sich in mir verbreitet hatte, zu verbergen.

„Bist du sicher? Das wird schon eine...heftige Party", warnte Lukas.

„Jaja, kann ich mir schon denken. Ähm, ja klar, ich würde gerne mitkommen, hab heute eh nichts zu tun." Und zwei Stunden später saßen wir dann in Lukas' Auto, das er vor Basti's Haus parkte. Die Party war ganz ok, ich lernte jeden kennen, den ich schon von Videos und anderem kannte, doch nur einer gewann mein volles Interesse: Tim. Ich fand ihn immer schon toll – was er sich sicher denken konnte – und versuchte deshalb, etwas mehr mit ihm zu reden. Ich erzählte ihm von meinem Studium, er erzählte mir von seiner Musik, es lief alles super, bis er irgendwann weggezogen wurde und ich mir einen neuen Gesprächspartner suchen musste, da Lukas eh ständig beschäftigt war, für welchen nur Basti in frage kam. Basti versuchte mich also gerade seit fünfzehn Minuten von der tollen Wirkung von Kokain zu überzeugen – was ihm übrigens nicht gelang – als Tim zu mir stolperte, mit einer blutenden Hand und fragte, ob ich ihm erste Hilfe leisten könne. Lukas hatte ihm angeblich erzählt, dass ich das konnte, also folgte ich ihm ins Bad, wo er sich erstmal Klopapier um die Hand wickelte und ich in Basti's Badeschrank nach Mullbinden, einer Pinzette und sonstigem suchte.

„Was machst du denn für Sachen?" Ich schüttelte grinsend den Kopf; er zuckte die Schultern.

„Trailerparkshit halt. Übrigens, danke, dass du das machst."

„Kein Problem." Ich drehte mich zu ihm um und sah wie kreidebleich er geworden war.

„Tim, geht's dir nicht gut?"

„Nee, ich kann irgendwie nicht so gut mit Blut..."

„Leg dich mal auf den Boden und schliess die Augen." Er schaute mich erst erstaunt an, doch tat dann genau das, während ich ein Handtuch mit Wasser benetzte um ihm auf die Stirn und über die Augen legte.

„Atme einfach regelmäßig, lass die Augen geschlossen."

„Ok." Ich hockte mich neben ihn und wickelte das Klopapier ab. Dann warf ich ihm noch einen Blick zu, bevor ich die Glassplitter aus seiner Hand entfernte.

„Au! Verfickte Scheisse!"

„Hinlegen, Ruhe geben", befahl ich ihm, nicht ohne einen missbilligenden Blick zu kassieren. Nachdem ich Tim's Hand verbunden hatte, nahm ich ihm auch das Handtuch vom Gesicht, er hatte die Augen geschlossen und ich musterte ihn noch ein bisschen, ehe ich die ganzen Sachen wegräumte.

„Danke", murmelte er nur und stand etwas wacklig auf.

„Geht's?"

„Jaja, klar, alles bestens."
„Sieht man." Ich musste schmunzeln, weil Tim immernoch kreidebleich war und die Hand ihm anscheinend sehr wehtat. Ich öffnete die Tür und wollte gerade rausgehen, als Tim sie wieder zudrückte und mich anstarrte. Ich schaute fragend zu ihm auf, bis mir bewusst wurde, was er wollte.

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