Süße Maus

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POV Josefine

„Hörst du mir eigentlich zu?" Ich starrte meinen Freund an, der sich seiner Bong widmete.

„Jaaaa."

„Was hab ich gerade gesagt?"

„Ich soll mich benehmen."

„Und was noch?" Er überlegte, hielt das Feuerzeug in der schlaffen Hand, die er auf seinem Knie abgestützt hatte.

„Tim." Ich sah ihn enttäuscht an.

„Ich will doch nur, dass meine Eltern nett zu dir sind, dass sie dich akzeptieren. Das Abendessen ist doch nur für ein paar Stunden, danach können wir feiern gehen oder kiffen oder wasauchimmer du machen willst. Ich versprech's dir." Ich ging auf ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.

„Ich lieb dich."

„Ja, ich dich auch, Maus." Ich beobachtete Tim wie er von der Bong inhalierte.

„Du hast noch eine Stunde Zeit." Mir war klar, wie ernst ich klang, wie oft ich diese typisch weibliche Nörgelei an ihm ausließ und doch machte ich es immer wieder. Und ich suchte auch immer wieder nach Gründen, warum ich das tat. Er räumte nicht auf – ich nörgelte. Er trank oder kiffte zu viel – ich nörgelte. Er nahm härtere Drogen – ich nörgelte nicht nur, sondern weinte und schrie ihn an und am Ende würde es alles nichts bringen. Trotzdem liebte ich ihn. Und heute würde ich ihn meinen Eltern vorstellen. Es könnte entweder nur etwas unangenehm werden oder katastrophal. Ich wusste es nicht. Ich stand in meinem begehbaren Kleiderschrank und schaute mir die Klamotten an. Weiße Bluse? Das war zu viel. Das schwarze Kleid? Vielleicht zu Beerdigungshaft. Auch wenn das Treffen in einer Beerdigung enden konnte.

„Rot", hörte ich plötzlich hinter mir. Ich drehte mich fragend um.

„Was meinst du?"

„Das rote Kleid, das 40er Jahrekleid." Ich ging durch die Klamotten und holte mein Lieblingskleid raus, welches ich an meiner Uniabschlussfeier anhatte. Es war nicht zu kurz, nicht zu tief geschnitten und stand trotzdem raus. Ich legte das Kleid auf das Bett und holte mir meine Lieblingsunterwäsche raus – die schwarze, mit Spitze und dem Plastikjuwel zwischen den Körbchen.

„Oh, das gefällt mir!" Tim grinste mich an und zog mich näher zu ihm.

„Natürlich gefällt dir das. Aber es wird dir noch besser gefallen, wenn ich in nur dem dann vor dir steh." Ich grinste ihn an.

„Nein, es wird mir noch besser gefallen, wenn es auf dem Boden liegt und du nackt unter mir liegst, oder auf mir sitzt. Passt beides." Er grinste verschmitzt und ließ seine Hände an meinen Hüften entlangfahren.

„Jaja, du, wir müssen uns echt fertig machen. Was ziehst du eigentlich an?" Er holte sein weißes Hemd und das schwarze Sakko hervor. Ich nickte zustimmend und zog mich um. Im Bad hielt Tim mir noch meinen roten Lippenstift unter die Nase.

„Das fehlt noch." Roter Lippenstift ging immer, vor allem weil er so gut zu meinen blonden Haaren passte. Wenig später saßen wir im Auto und fuhren in die Einfahrt meines Elternhauses. Tim starrte auf das Haus und meinte etwas abfällig:

„Wow, sind deine Eltern reich!" Ich hasste das. Sie waren nicht reich, sie arbeiteten immernoch sehr hart und hatten nur ein Kind – mich – sie gaben ihr Geld nie für unnötige Sachen aus, und konnten sich somit teure Sachen leisten. Außerdem hatte ich sie, nachdem ich von zuhause ausgezogen war, nie um Geld gebeten. Klar, langweilig waren sie schon, aber so schlimm war das ja auch wieder nicht. Ich legte meine Hand auf seine.

„Bist du nervös?"

„Nein." Er zündete sich eine Zigarette an. Auch das noch, so würden wir es nicht schaffen, auf die Minute pünktlich klingeln zu können. Ich war wirklich die Tochter meiner Mutter. Ich rollte die Augen und blieb sitzen, bis er fertig geraucht hatte. Dann standen wir auch schon vor der Haustür und klingelten. Meine Eltern hatten zwar schon viel von Tim gehört, jedoch hatte ich ihnen einige Details erspart: dass er Drogen nahm, Rapper war und viele Tattoos hatte. Das am Hals und auf der Hand wird ihnen wohl kaum entgehen. Meine Mutter öffnete die Tür und schaute zu meinem Erstaunen richtig erfreut.

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