Ich will doch nur spielen

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POV Sudden
„Du erstaunst mich immer wieder, Basti. Zuerst gestehst du mir deine Liebe, dann willst du mit den anderen ins Kino gehen und dann noch nicht mal in einen Film, der für dich typisch wäre. Respekt!" Ich lächelte Basti an. Er konnte echt süß sein. Ich küsste meinen Freund auf die Wange und er lächelte gequält.
„Ich muss ja auch dem Schwuchtel-Clichée gerecht werden." Ich rollte die Augen. Manchmal war er der Beste, machte ganz liebe Sachen und dann sagte er sowas und ruinierte den Moment. Wir warteten im Kino auf Tim und Lukas und hielten unauffällig Händchen. Doch leider ließ Basti meine Hand sofort los, als er die Jungs sah, obwohl die beiden natürlich von unserer Beziehung wussten. Es nervte mich gigantisch, wie er immer so sein konnte, immer so tat, als wäre da nichts, auch wenn jeder von uns wusste. Lukas schien ziemlich gehetzt und Tim war wie immer die Ruhe in Person, rauchte seine Zigarette und schlurfte hinter Lukas her.

„Leute, der Film fängt in zehn Minuten an! Wir müssen da jetzt echt..."
„Chill mal, Lukas. Ich hab die Tickets schon. Meine Fresse, du bist echt ein alter Mann, gefangen im Körper eines 26-Jährigen." Basti griff unter Lukas' Kinn und drückte dessen Backen zusammen. Lukas schlug seine Hand weg.
„Lass das." Wir alle lachten und gingen ins Kino.

„Also, Sitze neun, zehn, elf und zwölf. Sudden, bitte." Basti zeigte mit dem Arm in die Reihe als wäre er der Platzanweiser und ich ging grinsend rein, er folgte mir. Ich war mir nicht sicher, wie das hier ablaufen würde: entweder wir würden uns weniger auf den Film konzentrieren sondern eher auf...andere Sachen, oder das hier würde super langweilig werden. Ich legte meine Hand auf Bastis, doch er zog seine weg. Ich wollte ihn eigentlich fragend ansehen, aber ich kannte die Antwort ja schon. 'Nicht hier, nicht jetzt, die anderen sind da' und der ganze Scheiss. Ich seufzte traurig auf, doch Basti würdigte mich keines Blickes. Warum musste er immer so ein Arschloch sein?

Die Lichter gingen aus und die Werbung fing an.
„Auf geht's, ihr Hundeficker!", grölte Basti, ich verdrehte die Augen. Noch nicht mal im Kino konnte er sich benehmen. Ich schaute unauffällig rüber zu Tim und Lukas, die die Armlehne jetzt schon zwischen sich nach oben geschoben hatten und Tim in Lukas' Arm lag. Warum konnten Basti und ich nie so sein? Ich überkreuzte die Arme und fing an zu schmollen, wovon Basti natürlich wieder nichts mitkriegte. Dass die Armlehne zwischen uns noch unten war – also uns trennte – schien ja viel zu bedeuten: Basti wollte mich nicht an ihn ranlassen. Es war immer nur bei ihm oder bei mir zuhause, in einem Hotelzimmer, nie in der Öffentlichkeit, noch nicht mal auf Partys, wo eh jeder zu besoffen wäre, um unser Knutschen mitzukriegen. Ich schaute wieder zu Tim und Lukas und bekam gerade mit, wie sie sich küssten. Die beiden gingen so zärtlich miteinander um, waren immer so lieb zueinander. Ich hatte schon öfters mit Lukas darüber geredet, wie ich Basti dazu bringen konnte, mich auch so zu behandeln, aber alle seine Vorschläge hatten leider nie funktioniert. War ja nicht seine Schuld.

Wir waren circa zwanzig Minuten durch den Film und ich bekam kaum was mit, weil ich die ganze Zeit über Basti und meine Beziehung nachdenken musste. Wozu war man denn in einer Beziehung, wenn der eigene Freund noch nicht mal im Kino Händchen halten will? Er musste mir ja keinen runterholen oder einen blasen – ich wollte jetzt doch keinen Sex (davon bekam ich genug), nur ab und zu Zärtlichkeiten. Ich verzog die Mundwinkel und rückte weiter weg von Basti. Reden konnte ich mit ihm eh nicht, zumindest nicht jetzt gerade. Na vielen Dank auch, Herr Krug! Jetzt kann ich mich noch nicht mal auf den Film konzentrieren, weil ich dieses ganzen, negativen Gedanken hab.

POV Basti

Sudden war ganz schön eingeschnappt – das merkte sogar ich. Und ich wusste auch warum: weil ich Arsch meine Gefühle nicht in der Öffentlichkeit zeigen wollte. War ja mal wieder typisch für mich. Irgendwie tat er mir leid. Ich schaute rüber zu Tim und Lukas: letzterer streichelte die Hand des anderen. Es war echt der Wahnsinn, wie zärtlich die beiden sein konnten – das war echte Liebe. Ich seufzte. Irgendwie schuldete ich Sudden ja was. Ich bewegte mich etwas und schob die Armlehne hoch. Dann hob ich meinen rechten Arm, legte ihn um Sudden und zog ihn mir her. Er schaute mich verwirrt an; ich rollte die Augen und küsste ihn auf die Stirn. Sudden legte seinen rechten Arm um meinen Bauch und kuschelte sich an mich. Eigentlich mochte ich ja solche Sachen. Was heißt eigentlich – ich liebte solche Kuscheleinheiten, nur wollte ich nicht, dass jeder davon wusste. Ist Männersache. Sudden schaute kurz zu mir hoch und ich küsste ihn – auf den Mund, vor allen anderen (es war ja dunkel, also bezweifelte ich, dass das irgendjemand mitkriegte). Er lehnte sich lächelnd wieder an mich. Jaja, ich weiß schon, dir gefällt das.

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