Kapitel 10

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Ich konnte es kaum erwarten auf Daesung zu treffen. Youngbae hatte mich und ihn eingeladen und wir würden uns zu fünft treffen und bestimmt die Bandlage besprechen. Ich hoffte nur, dass Jiyong und Seunghyun mich nicht umbringen würden, wenn sie erfahren, dass Youngbae ein Treffen mir mir und Daesung organisiert hatte.

Mit dem Läuten zur nächsten Stunde - Physik, eines meiner liebsten Hassfächer - kam Daesung in die Klasse. Ich saß auf meinem Platz und winkte ihn zu mir.

"Seunghyun!", schrie er und lachte. "Weißt du was ich gerade gehört habe?"

Sein Kopf war rot angelaufen vor lauter Lachen und er setzte sich neben mich.

"Ich liebe Schüler! Die überlegen sich die besten Geschichten!", erklärte er. "Du bist schwul und mit Kiko zusammen, die in Wahrheit ein Typ ist, der sich operieren hat lassen!"

Wow. Das mit der Geschlechtsumwandlung mit Kiko war mir neu, aber ich war noch immer fasziniert davon, wie schnell sich dieses Gerücht verbreitet hatte. Diese Tatsache war erstaunlich und brachte mich zum Schmunzeln. So ein Blödsinn.

"Die Geschichte wird ja immer besser... Aber Daesung! Ich habe mit Youngbae gesprochen! Und er hat mir gesagt, dass wir uns nach der Schule treffen! Also du, er, Jiyong, Seunghyun und ich! Ist das nicht großartig! Wir werden vielleicht zusammen in der Band spielen! Und-"

"Bist du dir sicher, dass er dich nicht verarscht hat?", fragte er auf einmal ernst.

Ich hatte bemerkt, dass er meine Begeisterung nicht teilte, aber dass er von einer Verarschung ausging, hatte ich nicht gerechnet.

"Wie meinst du das?", fragte ich.

"Hat er gesagt, dass wir uns wegen der Band treffen?", fragte er ich anstatt mir zu antworten.

"Was? Nein... aber-"

"Youngbae ist nicht der Typ Mensch, der so etwas tun würde", erklärte er schlichtweg. Dass er mir meine Laune enorm verdarb, störte mich sehr. Ich hatte mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet. Ich hatte erwartet, dass er sich freuen würde.

"Auf mich hat er nett gewirkt... Und ich werde zu den Treffen hingehen, ob du mitkommst oder nicht", sagte ich und hoffte damit das letzte Wort zu haben.

Genervt stand ich auf und ging aus der Klasse. Wohin ich wollte, wusste ich nicht, aber ich wollte weg von ihm. Wie kann man das alles so negativ sehen?

"Seunghyun!", rief mir Daesung hinterher.

Ich blieb stehen. Die ganze Situation glich zu sehr einem Drama und ich hatte mit meiner Mutter vor kurzem "Boys over Flowers" angefangen zu schauen. Ein Drama im Fernsehen reichte vollkommen, da brauchte ich nicht ein realistisches Drama dazu.

Er blieb vor mir stehen und sah mir in die Augen. "Ahm... wenn es dir so viel bedeutet, dann komme ich mit. Aber du musst wissen, dass wir uns nicht ohne Grund aufgelöst hatten."

"Das weiß ich doch schon. Dieser Hyunseung war zu gierig, oder so, richtig?", fragte ich nach.

"Ja", sagte er, doch ich konnte an seiner Stimme hören, dass es da noch etwas gab, das er mir verschwieg.

"Daesung?", fragte ich vorsichtig. "Gibt es da etwas, das ich wissen muss?"

Er sah zu Boden. Da war doch etwas, das er mir nicht sagen wollte. Neugier packte mich und ich wollte nur noch, dass Daesung mir das Geheimnis anvertraute.

"Nein, gibt es nicht", flunkerte er. "Aber eine andere Frage: Weißt du noch, wie der Physik-Professor heißt?"

"Warte, der hatte doch den lustigen Namen...", überlegte ich. "Kätzchen!"

"Katzchen, aber egal. Wollte nur sichergehen, dass du ihn korrekt ansprichst, wenn wir jetzt Physik haben", sagte er und zeigte auf unsere Klasse. Da fiel mir ein, dass es schon geläutet hatte. "Oh, und er ist vor ein paar Minuten an uns vorbeigegangen zur Klasse."


Der FalscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt