Kapitel 42

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"Was ist damals zwischen euch passiert?", fragte ich.

"Das... das ist eine lange Geschichte", sagte Daesung und drehte sich weg.

"Daesung, bitte! Ich muss es wissen, ich wurde grün und blau geschlagen von diesem Idioten, weil ich ihn angeblich ersetzt hab", sagte ich und schließlich gab er nach.

"Okay, setz dich. Das wird länger dauern", sagte er und setzte sich selbst.

Erleichterung und Neugier erfasste mich, und zugleich Angst. Was würde mich erwarten? Was hatte BigBang auseinander gebracht?

"GD-Hyung hatte uns zusammengetrommelt. Ganz am Anfang waren es nur er, Youngbae und Seunghyun gewesen. Sie waren schon seit kleinauf befreundet. Wie auch immer, sie wollten eine Band gründen und versucht ein Freifach zu ergattern, in dem sie praktizieren könnten, aber auch um noch andere zur Musik zu bewegen. Sie konnten zwar alle Lieder schreiben und komponieren, aber nicht alle notwendigen Instrumente spielen. Dann kam ich dazu, weil sie nach einem Trommler suchten. Auch waren sie von meiner Stimme begeistert."

Daesung machte eine dramatische Pause und grinste, wie der Idiot, den ich kennengelernt hatte.

"Kurz darauf kam Hyunseung dazu. Es funktionierte alles! Wir machten zusammen Musik bei Jiyong und trafen uns jedes Wochenende. Am Anfang war alles lustig und wir hatten viel Spaß, aber langsam änderte sich das alles..."

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Daesung wirkte traurig, als er sich zurückerinnerte.

"Jiyong und Hyunseung, von denen ich hätte schwören können, dass sie beste Freunde waren, fingen immer öfter an miteinander zu zanken. Sie stritten über banale Dinge, wie die Farbe einer Gitarre, oder den Schnitt einer Hose, oder so etwas. So genau kann ich mich nicht mehr erinnern."

Daesung starrte einige Sekunden gerade aus, und als ich ihn daran erinnern wollte fortzufahren, schien er den Faden wieder gefunden zu haben und sprach weiter.

"Währenddessen machte Youngbae selber Musik, was Jiyong noch mehr auf die Palme brachte. Die Harmonie zwischen uns war weg. Oh, und Seunghyun versetzte die meisten Bandproben, die nur noch aus Streit bestanden, durch Museumsbesuche."

Bei diesen Gedanken musste ich grinsen. Es passte zu T.O.P-Hyung, dass er Proben durch einen kultivierten Besuch im Museum ersetzte.

"Jiyong versuchte zwar die Band zu retten, weil BigBang ihm viel bedeutete und das Klima wurde wieder besser. Aber nicht mit Hyunseung. Er wollte immer mehr. Wollte Solos, im Mittelpunkt stehen und alles im Internet posten. Das wollten wir natürlich nicht."

Das konnte ich verstehen. Hyunseung schien viel zu schnell an die Sache heranzugehen, bezüglich Postings. Desweiteren wollte er auch, dass sich alles um ihn drehte. Hätte er mir nicht vor einer Stunde die Fresse poliert, würde ich ihn nach diesen Erzählungen auch nicht leiden können.

"Dazu kam noch eine Sache und wir trennten uns. Ende", machte Daesung schnell und stand auf, um in die Küche zu gehen. "Möchtest du Kekse?"

Kekse? Ende?

Was ist mit dem Rest der Geschichte passiert? Daesung hatte es so schnell runtergeratscht. Irgendetwas verheimlichte er doch...

"Daesung, was verschweigst du mir?", sagte ich und drehte mich in seine Richtung.

"Nichts", kam es von ihm und selbst er merkte, dass er viel zu schnell geantwortet hatte.

Er setzte sich wieder zu mir. "Versprichst du... versprichst du, dass du mich nicht mit anderen Augen siehst?"

Daesung schien das sehr ernst zu meinen. Er sah mir direkt in die Augen und wartete auf eine Antwort.

"Ja, ich verspreche es", sagte ich, aber ich bekam sofort ein schlechtes Gefühl. Was wenn er mit Drogen zu tun hatte und es deshalb mit der Band nicht geklappt hatte? Ich wollte nichts mit einem Drogen-Junkie zu tun haben. Doch ich rief mir dann eine Sache ins Gewissen: es ist Daesung. Ich kannte ihn als verspielten Doofkopf, der mich zum lachen brachte. Bevor er eine Droge zu sich nahm, würde ich das tun.

"Okay also", fuhr er fort. "Ich brachte das Fass zum Überlaufen", sagte er und ließ sich bei jeden Wort viel Zeit. Anscheinend wusste er nicht, wie er das sagen sollte. Er fand die richtigen Worte nicht. Ich sah ihn ermutigend an, bat ihn innerlich, dass er fortfahren solle und sich nicht schämen oder Angst haben sollte.

"Ich... ich wusste es ja selbst nicht", sagte er und er fing an mit den Tränen zu kämpfen. "Ich... ich hatte keine... Ahnung!"

Er versuchte sich zusammenzureißen, dennoch gelang es ihm nicht sehr gut.

"Ich- Ich hatte mich verliebt", sagte er. Jedes Wort einzeln betont und mit Sorgfalt gewählt. "In Youngbae."




Der FalscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt