"Hör zu, ich kann verstehen, dass du auf mich wütend bist", sagte ich nach einer Weile des Schweigens. "Aber ich habe das nicht mit Absicht gemacht. Ich weiß nicht, was zwischen euch passiert ist, aber mir kannst du das nicht in die Schuhe schieben."
Hyunseung lachte. Wäre ich nicht in dieser Situation gewesen, hätte ich mitgelacht. Sein Lachen war ansteckend, soviel musste gesagt werden.
"Und wie ich dir die Schuld geben werde", sagte er und sein Lachen erstickte bei jedem Wort mehr. Bei dem letzten Wort war er ganz ernst. Sein Blick erinnerte mich an Batman's Joker. Etwas gruselig.
Plötzlich kam er näher. Zwar hatte ich nichts zu befürchten - er war doch nur ein Typ, wie ich - dennoch wirkte es bedrohlich. Ich wich einen Schritt zurück. Was hatte er vor?
"Oppa", hörte ich ein Mädchen sagen. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sah, dass sie Hyunseung mit Herzchen in ihren Augen anblickte. Natürlich meinte sie nicht mich. Hyunseung war bei Weitem beliebter als ich. Jeder kannte ihn, genauso wie sie Jiyong, Seunghyun und Youngbae kannten. Zudem war Hyunseung nicht unhübsch. Er war sogar wunderschön. Und würde er jetzt nicht so bedrohlich auf mich zukommen, hätte ich ihm eine Modelkarierre vorgeschlagen.
"Seungri", sagte er meinen Namen komisch betont. "Das ist doch der Name, den dir meine Freunde gegeben haben, nicht wahr?"
"Hör zu, wir können das doch auch friedlich regeln, oder? Du kannst doch auch einfach GD-Hyung fragen, ob du mitmachen kannst. Ich, persönlich, habe nichts dagegen", schlug ich ihm vor und wich noch mehr Schritte zurück.
Hyunseung lachte erneut.
"Du denkst, dass das so einfach ist?", sagte er lachend und blieb endlich stehen.
Währenddessen bemerkte ich die Menge an Schülern, die sich um uns versammelt hatte. Es erinnerte mich an diese amerikanischen Filme, wo gleich eine Schlägerei, oder ähnliches, passieren würde...
Oh, nein.
-
Ich klingelte. Als sich nach ein paar Sekunden noch immer niemand zu bewegen schien, um die Tür zu öffnen, hämmerte ich dagegen.
Ich gab auf.
Vorsichtig legte ich Daesung's Sachen auf die Fußmatte vor seinem Haus und bewegte mich auf mein Motorrad zu. Er würde sicher irgendwann diese Tür aufmachen und die Sachen nehmen, dachte ich mir. Als ich in den Himmel blickte, waren meine Bedenken, dass es vielleicht regnen könnte und somit die Hefte und Bücher nass und kaputt werden könnten, verflogen. Der Himmel strahlte förmlich und die Sonne hatte nicht vor zu verschwinden. Kein einziges Wölkchen war zu sehen.
"Seungri!", rief eine freundliche Stimme, als ich mir den Helm aufsetzen wollte, um nach Hause zu fahren.
Daesung stand im Türrahmen, vollbepackt mit Decken und einem Schal. Er sah wirklich krank aus.
"Willst du kurz reinkommen und mir erklären, was ihr gemacht habt, während ich-"
Weiterreden konnte er nicht, da er zu husten anfing.
Ich nickte und nahm meinen Helm wieder ab.
Er hob seine Sachen von der Fußmatte auf und stapfte wieder ins Haus.
"Lee Seunghyun!", schrie er. "Was ist mit deinem Gesicht passiert?!"
Ich wusste sofort, was er meinte, dennoch hatte ich nicht gedacht, dass man das so schnell sehen könnte. Vorsichtig griff ich auf mein linkes Auge. Es pochte noch immer wie wild.
"Dein alter Freund, Hyunseung, hat mir eine verpasst", sagte ich und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. Ob es mir gelang, wusste ich nicht. Warum sollte ich überhaupt lachen? Der heutige Tag zählte zu den Schlimmsten in meinem Leben.
"Wie ist das denn passiert? Hast du ihn auch geschlagen?", fragte er besorgt.
"Bevor ich zurückschlagen konnte, wurden wir rausgeschmissen", erklärte ich.
"Scheiße...", sagte er nur und ging in die Küche.
"Schaut es wirklich so schlimm aus?", fragte ich.
"Überzeuge dich selbst!", rief er von der Küche aus und ich ging ins Bad.
Ein dicker, roter und blauer Rand umrang mein Auge. Hyunseung war für seine magere Figur sehr, sehr stark. Noch einmal möchte ich ihn nicht treffen. Zumindest nicht ohne Begleitung von jemand anderes.
Schließlich kam Daesung aus der Küche mit einem Eisbeutel zurück.
"Leg das auf dein Auge", befahl er und ich gehorchte.
"Au!"
"Leg es drauf", sagte er streng, als ich zögerte.
"Es tut weh!", erinnerte ich ihn.
"Unser kleiner Maknae", sagte er und half mir mit dem Beutel.
"Hör auf mich zu bemuttern", sagte ich ihm und schmollte. Der sonst so dämliche Daesung war auf einmal ganz ernst geworden. Neben ihm fühlte ich mich plötzlich hilflos und klein.
"Daesung?"
"Ja?"
Ich holte tief Luft. Ich wollte es endlich wissen.
"Was ist damals zwischen euch passiert?"
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Der Falsche
FanficDie Geschichte von BigBang einmal anders: Zu Seungri's Leidenschaft zählen zwei Dinge; Motorradfahren und Singen. Als er mit seiner Mutter umzieht gehen gleich zwei seiner Träume in Erfüllung. Er bekommt sein heißersehntes Motorrad und gründet mit...