Kapitel 43

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"Ich- Ich hatte mich verliebt", sagte Daesung. "In Youngbae."

Er versteckte sein Gesicht in seinen Händen und weinte. Das Geräusch seines Schmerzes war unerträglich.

Nach Minuten des Schweigens, brach Daesung es endlich.

Ganz verweint, mit roten Augen und Rotz aus der Nase rinnend, sah er mich an. "Jetzt sag doch was!"

Seine Hautfarbe änderte sich. Von ganz rot, wurde er schlagartig bleich.

"Scheiße", fluchte er und vergrub sein Gesicht erneut in seinen Händen. "Das war doch klar! Du möchtest nichts mit einer Schwuchtel wie mir zu tun haben! Niemand möchte das! Ich hätte es dir nicht sagen sollen! Verdammte Scheiße!"

Er stampfte mit den Fuß am Boden. "JETZT SAG DOCH ENDLICH WAS!"

So wütend hatte ich ihn noch nie gesehen. In seinen Augen war feurige Wut zu sehen.

"Weißt du was? Vergiss es! Verpiss dich! Ich brauche solche Menschen, wie dich nicht! Ich brauche niemanden!", schrie er und schien es komplett ernst zu meinen. "Verdammt! Noch einmal, dass ich BigBang zerstöre."

Ich verpasste ihm eine Ohrfeige.

Der Klang hallte noch für ein paar Sekunden.

Geschockt und ungläubig sah er mich an.

"Was-"

"Jetzt lass mich reden", unterbrach ich ihn wütend. "Es ist mir scheißegal auf wen oder was du stehst. Du bist mein bester Freund und das hat nichts mit deiner Sexualität zu tun. Und sag das nie wieder! Vielleicht brauchst du mich nicht, aber ich brauche dich!"

Ich atmete ein paar mal durch.

Auch von Daesung hörte man nur seinen Atem.

Ich setzte mich wieder hin und blickte ihn an. Die Stelle, wo ich ihn geschlagen hatte, war komplett rot.

Daesung räusperte sich leise und ein noch leiseres "Danke" war zu hören.

"Kein Ding", erwiderte ich. "Und es tut mir leid, wegen...", setzte ich an und zeigte an die Stelle unter meinem rechten Auge, wo ich ihn geschlagen hatte.

"Ach", machte er und grinste wieder.

Ich grinste zurück. "Und jetzt komm in meine Arme, du Idiot!"

Das ließ er sich nicht zweimal sagen und er saß auf meinem Schoß und umarmte mich.

"Danke, Seungri", flüsterte er in mein Ohr. "Ich hatte wirklich geglaubt, dass... Ach, egal."

"Ich weiß", sagte ich einfach und strich seinen Rücken entlang.

"Und ich schwöre, ich stehe wirklich nicht auf dich!", sagte er und saß wieder aufrecht.

"Danke, charmant von dir", sagte ich etwas beleidigt. "Aber du brauchst dich nicht rechtfertigen."

Er schniefte und bewegte sich auf die Küche zu, um sich Taschentücher zu holen.

"Oh, und danke!", sagte ich. "Danke, dass du mir das erzählt hast."

-

Ich stellte das Motorrad ab und musste feststellen, dass ich mir die Schreie nicht eingebildet hatte. So schnell ich konnte rannte ich zu meiner Haustür und öffnete diese.

Vor mir befand sich Jinyoung, der hilflos mit seinen Händen versuchte meine Mutter zu beruhigen. Sie fuchtelte wild um sich und schrie.

Als hätte ich nicht heute schon genug Drama gehabt, dachte ich mir und schob den Gedanken sofort auf die Seite und wandte mich an Jinyoung.

"Was ist passiert?!", fauchte ich ihn an.

Vollkommen überfordert mit der Situation, fing er zu stottern an.

"I-ich hab keine A-Ahnung! Plötzlich fing sie an mit sich selbst zu reden! D-dann schimpfte sie und warf mit Sachen um sich! Sag du mir! Was stimmt mit dieser Verrückten nicht?!", schrie er verzweifelt.

Dafür schlug ich ihm ins Gesicht. "Nenn meine Mutter noch einmal eine 'Verrückte' und ich schlag dich zusammen, Arschloch!"

Damit war ich mit ihn fertig und widmete mich meiner Mutter.

"MOM!", schrie ich und versuchte Augenkontakt mit ihr aufzubauen. Doch sie war zu stark und fuchtelte weiter mit ihren Armen herum.

"Es tut mir leid", sagte ich bevor ich mich auf sie stürzte.

"Ey, Arschloch!", schrie ich nach ihm, während ich versuchte meine Mutter stillzuhalten. "Gib mir die Spritzen in der Box dort drüben!"

Mit geweiteten Augen schoss er in die Richtung, in die ich gedeutet hatte. Beinah ließ er die Box fallen, so stark zitterte er. Ja klar tat er das. Nicht jeden Tag bekam man so etwas zu sehen...

Schlussendlich schaffte er es mir eine der Spritzen zu geben und ich zögerte keine Sekunde und injizierte ihr sofort die Flüssigkeit. Sobald ich das getan hatte, gab sie unter mir nach und beruhigte sich.

"Ich glaube, wir sollten die Polizei rufen", sagte er und griff zu seinem Handy.

Ich stoppte ihn. "Leg das weg."

"Aber-"

"Nichts 'Aber'. Sie ist krank. Sie hat Schizophrenie. Und was ich dir jetzt sage, Arschloch, werde ich nicht wiederholen. Ich glaube, du hilfst ihr. Ich weiß nicht, warum, aber du tust es. Und bitte, lass sie jetzt nicht alleine", sagte ich und blickte auf sie. Sie lag ruhig am Boden und die einzigen Bewegungen waren die Hebungen ihres Brustkorbes beim Atmen.

"Ich... ich kann das nicht", sagte er und stürmte zur Tür heraus.

Der FalscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt