Kapitel 39

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Ich war zu spät.

Sie waren weg. Alle waren weg.

Ich hasste mich. Wie konnte ich nur zu spät sein?!

Wütend trat ich auf den Mistkübel ein, der sich neben mir befand. Scheiße, Scheiße, SCHEIßE!!

Ich lehnte mich gegen die Wand. Meine Beine waren kurz davor nachzugeben. Selbst meine Beine ließen mich im Stich und ich rutschte die Wand hinunter.

Das durfte doch alles nicht wahr sein!

Langsam kauerte ich mich zusammen und ich ballte meine Hände zu Fäusten, als sich die ersten Tränen ihren Weg nach draußen bahnten.

Nicht nur ich war enttäuscht von mir selbst, was sollten die Anderen denken? Nachdem Jiyong mich nicht einmal aufnehmen wollte, ließ ich ihn hängen... Was war mit Daesung? Er machte doch nur mir zuliebe wieder mit... Was würden sie sagen, wenn ich sie morgen in der Schule wieder treffen würde?

"Verdammt!", schimpfte ich und legte meinen Kopf zwischen meine Knie.

Als ich Gelächter hörte, hob ich vorsichtig meinen Kopf. Vollkommen verweint starrte ich in die Gesichter meiner Freunde.

"Du solltest dein Gesicht sehen!", lachte Youngbae laut.

"Aww, armes Seungri", machte Jiyong und kugelte vor lachen.

Seunghyun und Daesung konnten nicht einmal ein Wort von sich geben, so sehr lachten sie.

"W-was?", fragte ich und verstand nichts mehr. Das war alles nur ein Streich gewesen?

"Du", sagte Daesung und musste Luft holen. "Du... Ahahahaha!"

"HEY!", schrie ich und stand auf. "Das könnt ihr doch nicht machen! Ich dachte wirklich, ich hätte alles vermasselt!"

Kurz verstummten sie, doch dann lachten sie wieder los.

"Aw, komm her!", sagte Seunghyun und schloss mich in seine Arme. "Ist ja alles wieder gut!"

Er streichelte meinen Kopf während er mich umarmte. Erst jetzt wurde mir wieder bewusst, wie groß er tatsächlich war. Mit Sicherheit war ein Kopf Unterschied zwischen uns.

"Aw, ihr Süßen!", sagte Jiyong mit einer hohen Stimme und umschlang uns beide. Kurzerhand schlossen sich Daesung und Youngbae unseren Gruppenkuscheln an.

"Leute, ich ersticke an eurer Liebe!", schrie ich aus der Mitte hervor.

Meine Freunde ließen los und wir fingen an das Lied aufzunehmen. Es ging einer nach dem Anderen in den Aufnahmeraum, während die Anderen zusahen und Jiyong selbst am Mischpult saß und denjenigen im Aufnahmeraum Tipps gab. Natürlich waren noch ein Toningenieur und ein Produzent von YG Entertainment anwesend, um zu beobachten, ob alles korrekt verlief und uns zu helfen.

Youngbae war zuerst dran und ich war froh, nicht der Erste sein zu müssen.

Plötzlich übermannten mich Ängste. Was wenn ich nicht gut genug war? Was wenn ich mich versang? Was wenn ich keinen Ton traf? Was wenn sie mich auslachen würden?

"Hey", sagte Daesung leise, damit wir die Aufnahmen nicht störten. "Warum kaust du denn an deinen Fingernägeln? Nervös?"

Mein Fingernägelkauen hatte ich überhaupt nicht bemerkt, aber ich stoppte abrupt.

"Etwas", gestand ich meinem besten Freund.

"Musst du nicht, alles wird gut und wenn du dich versingst, ist es auch egal!", sagte er und lächelte mich aufmunternd an.

"Wer als Nächster?", fragte Jiyong und drehte sich geschmeidig auf den Drehsessel in unsere Richtung, während Youngbae aus dem Aufnahmeraum herauskam.

Ich blickte zu Daesung und Seunghyun. Unbedingt der Nächste sein wollte ich nicht...

"Ich", sagte Daesung und stand auf.

Er ging in den Aufnahmeraum und setzte sich die Kopfhörer auf.

"Hörst du mich?", fragte Jiyong bevor es richtig für Daesung losging. Dieser antwortete mit einem Daumen hoch.

"Okay", machte Jiyong und ich hörte Daesung gespannt zu. Er würde bestimmt weniger als 5 Minuten brauchen, denn er war stimmlich so perfekt. Außer Jiyong würde etwas auszusetzen haben, so wie bei Youngbae. Ich hoffte nur, er wäre nicht so pingelig bei mir...

Daesung sang den ersten Ton - schief. Alle drei - Jiyong, der Produzent und der Toningenieur - nahmen sich die Kopfhörer von den Ohren.

Mein Freund grinste blöd von einer Backe zur anderen und ich wusste, was er mir damit zeigen wollte.

Nach Daesung, brachte ich das hinter mich. Ich stellte mich vor das Mikrofon und setzte mir die Kopfhörer auf.

"Hörst du mich, Seungri?", fragte Jiyong und ich deutete, wie Daesung, mit einem Daumen nach oben, dass ich ihn gut hören konnte.

Bevor Jiyong die Musik anmachte, atmete ich kurz durch. Jetzt würde es anfangen und egal wie oft ich mich versang, es würde nie so schlimm klingen, wie Daesung's schiefe Töne. Ich wusste, dass er das mit Absicht und mir zuliebe gemacht hatte, und das war das, was Daesung als besten Freund ausmachte. Er machte sich zum Affen und hatte somit einen ordentlichen Maßstab gesetzt, sodass ich mich nicht noch mehr blamieren konnte, als er es getan hatte.

Der FalscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt