Kapitel 5

126 6 1
                                    


"Sorry, ich habe heute schon etwas vor."

Daesung wirkte enttäuscht. Sofort tat er mir leid, als er einen Hundeblick aufsetzte und somit noch trauriger wirkte. Aber ich hatte wirklich etwas vor. Ich wollte Zeit mit meiner Mutter verbringen.

"Nicht einmal fünfzehn Minuten?", fragte er und kam einen Schritt näher. Seine Hände hatte er unter seinem Kinn zu Fäusten geballt und er erinnerte mich noch mehr an einen Hund.

"Sorry, ich hab schon-"

"Zehn Minuten?" Er kam noch näher und allmählich wirkte sein Blick nicht mehr traurig, sondern belustigend.

"Nein, ich-"

"Fünf Minuten!" Er klebte jetzt förmlich an mir und ich konnte mir kaum ein Lachen verkneifen. Er sah einfach zu dämlich aus. "Zwei Minuten! Mein letztes Angebot!"

Und jetzt konnte ich nicht mehr. Ich brach in Lachen aus. Der Typ, der sich in mein Shirt festkrallte, sah zum todlachen aus.

"Jaja, gib schon eine Ruh! Ich spendiere dir sogar vier meiner kostbaren Minuten."

"Perfekt!", rief Daesung und freute sich wie ein kleines Kind. "Aber jetzt müssen wir uns beeilen."

"Beeilen? Wofür?", fragte ich.

Er lächelte als wäre ich das kleine, dumme, nichtsahnende Kind von uns beiden.

"Es hat vor dreizehn Minuten geläutet und die Professorin ist vor sieben Minuten an uns vorbeigegangen."

"Shit."

-

Nach dem Unterricht - die Professorin hatte uns eine Standpauke übers Zuspätkommen gehalten - schleppte mich Daesung mit. Ich wusste noch nicht wohin und er meinte, dass er mir es nicht verraten wollte. Ich beschloss ihm zu vertrauen.

Bevor Daesung zu seinem Spind verschwunden ist, sagte er mir, dass ich vor der Schule auf ihn warten solle. Und das tat ich.

Ich wartete schon über zehn Minuten und die Schüler, die die Schule verließen wurden weniger. Plötzlich kamen sie wieder. Mit offenen Mänteln gingen sie an mir vorbei und ich musste gestehen, dass sie cool aussahen. Jiyong, Youngbae und - natürlich - Seunghyun.

Zu meinem Glück beachteten sie mich nicht. Ich hatte keine Lust wieder angestarrt zu werden.

Wo bleibt Daesung bloß?

Plötzlich vibrierte mein Handy. Auf dem Kontaktbild war eine Frau zu erkennen und mein Handy zeigte an, dass es meine Mutter war, die mich anrief. Ich hatte ganz vergessen ihr Bescheid zu sagen.

"Hi, Mom", sagte ich, als ich abhob.

"Hey Seunghyun! Hast du schon aus? Wie war dein erster Schultag? Was willst du essen?", fragte sie.

"Ja, habe ich. Ganz okay", versuchte ich ihre Fragen nacheinander zu beantworten. "Ahm, ein Freund hat mich gefragt, ob wir etwas machen und ich habe ihm zugesagt. Ist das okay?"

"Ein Freund? Ich wusste, du würdest klar kommen", freute sie sich für mich. "Ja klar ist das okay! Wann kommst du heim? Ich werde Jajangmyeon vorbereiten! Das magst du doch so sehr."

"Danke Mom! Du bist die Beste!", sagte ich zu ihr und hörte in der ferne jemanden schreien. Welcher Trottel schrie wie ein Wahnsinniger? Ich drehte mich um, um zu sehen wer es war. Natürlich. Wer sonst, wenn nicht dieser Trottel?

"Bye Mom!", verabschiedete ich mich und schämte mich für Daesungs Benehmen. "Ich hab 15 Minuten gewartet! Wo warst du?"

"Sorry, ich hab meinen zweiten Schuh nicht gefunden!", sagte er und verbeugte sich sehr tief. "Gehen wir!"


Der FalscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt