Der Falsche

Kapitel 44

"Seunghyun?", war das erste, das meine Mutter von sich gab, als sie in meinen Armen aufwachte.

"Dem Himmel sei Dank, es geht dir gut!", sagte ich und sah sie besorgt an.

Sie sah verwirrt um sich. "Was ist passiert?" Langsam kamen ihre Erinnerungen zurück und der Schock spiegelte sich in ihrem Gesicht. "Wo ist Jinyoung?"

Vor dieser Frage hatte ich Angst gehabt. Sollte ich ihr die Wahrheit sagen, dass er weggelaufen ist und wahrscheinlich Angst vor ihr hatte? Das würde sie verletzen. Oder sollte ich sie anlügen und ihr sagen, dass er sich bei ihr meldet und ihr gute Besserung, oder so etwas wünscht? Das würde sie auch verletzen; nicht die Tatsache, dass er sie nicht als Verrückte abgestempelt hatte, sondern, dass ich sie anlog.

"Er ist weg", sagte ich einfach.

"Ich habe es vor seinen Augen getan, oder?", fragte sie besorgt.

Ich konnte nicht anders als zögerlich zu nicken.

Sie setzte sich auf und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

"Da lerne ich einen anständigen Mann kennen und vergraule ihn mit meiner Krankheit! Seunghyun, wird er wiederkommen? Hat er irgendetwas gesagt?", fragte sie.

Ich atmete einmal durch.

"Ich weiß es nicht."

Auf der einen Seite war ich froh, dass er weg war, doch meine Mutter in diesen Moment weinen sehen, weil sie befürchtete ihn nicht mehr zu sehen, war auch nicht angenehm.

Im nächsten Moment vibrierte mein Handy. Jiyong hatte eine Nachricht in unsere Gruppe geschrieben.

Leute, wir sind unter Vertrag.

Ich verstand nicht, wie solche Momente zustande kamen. Ich fühlte mich schlecht und runtergezogen, wegen dem, was heute passiert war mit Daesung und meiner Mutter und dann kam eine furchtbar tolle Nachricht und ich konnte mich nicht richtig freuen.

Meine Mutter sah hoch, als sie das Vibrieren hörte. Sie wischte ihre Tränen weg.

"Seunghyun? Ist etwas passiert?"

"Ja", sagte ich langsam und konnte unser Glück kaum glauben, doch so eine Nachricht in so einem Moment zu verkünden... "Wir... BigBang... sind unter Vertrag."

"WAS?", machte sie und umarmte mich sofort. "Das ist großartig! Ich freue mich so für dich!" Sie rückte weg von mir. "Und woher hast du eigentlich dein blaues Auge?"

-

"Gut, was wir noch in dieser Woche erledigen müssen, ist den Vertrag unterschreiben und das im Studio", verkündete Jiyong, als wir uns in der Mittagspause trafen. "Der CEO wird auch dabei sein, also vielleicht sollten wir uns etwas benehmen und auch pünktlich sein", fuhr er fort und sah dabei Daesung und mich an. "By the way, Seungri, du siehst grauenhaft aus. Was ist passiert?"

Ich hätte ihm gerne gesagt, dass sein ehemaliger bester Freund mir eine runtergehaut hatte, weil er nicht mehr dabei war. Dazu kam noch, dass meine Mutter einen Anfall hatte und sein Vater zu feige war, um bei ihr zu bleiben, was sowieso der größte Blödsinn war, den es gab, denn Jinyoung war ein verheirateter Mann. Und deswegen war ich die ganze Nacht wach gewesen. Aber das konnte ich Jiyong wohl schlecht sagen.

"Hab schlecht geschlafen", sagte ich dann endlich.

"Das sehe ich, aber ich gehe nicht davon aus, dass du während du geschlafwandelt hast, die Treppe heruntergeflogen bist, oder? Woher ist das Veilchen?"

Jetzt waren auch Seunghyun und Youngbae neugierig.

Hilfe suchend sah ich zu Daesung. Er deutete mir mutmachend, dass ich es ihnen sagen sollte.

"Hyunseung hat mich geschlagen", gestand ich und wurde klein. Es war mir schon peinlich, ich fühlte mich schwach und das war kein schönes Gefühl. So machtlos und klein.

"Hyunseung hat was?!", fragten Jiyong und Youngbae gleichzeitig.

"Diese kleine Ratte", sagte Seunghyun und stand auf, doch Youngbae zog ihn zurück. "Lass mich los, Youngbae. Er soll sich verdammt noch einmal raushalten!"

"Hyung! Was ist los mit dir? So habe ich dich noch nie erlebt?", sagte Jiyong.

Seunghyun stampfte mit den Fuß auf. "Der Widerling soll sich verkriechen! Er kann nicht einfach Seungri schlagen!", schrie er beinah, dann wandte er sich an mich. "Wenn der Typ wieder auftaucht, dann ruf mich. Sofort. Verstanden?"

Ich blickte auf und das komische Gefühl von Geborgenheit umschloss mich.