Kapitel 11

108 6 6
                                    


Mitten in der letzten Unterrichtsstunde läutete mein Handy. Ich entschuldigte mich und sah aber gleichzeitig darauf, nachdem sich der Lehrer wieder der Tafel zuwandt.

Meine Mutter hatte mir eine SMS geschrieben.

Komm nach der Schule heim. 

Mehr stand nicht da. Ich hatte zwar noch nichts vor, war aber trotzdem neugierig und wollte, dass die Stunde sofort endete.

"Seunghyun", hörte ich Daesung flüstern. "Deine Freundin?"

Er fing an zu grinsen.

"Nein, du Doofkopf!", flüsterte ich zurück. "Meine Mom."

Enttäuscht blickte er weg. Er schnappte sich einen Zettel und kritzelte etwas drauf. Er reichte ihn mir und ich konnte sehen, was er drauf geschrieben hatte. Seine Telefonnummer.

Ich nickte ihm zu und gab die Nummer in meinem Telefon ein und speicherte ihn unter "Dummkopf".

-

"Mom!", rief ich und öffnete die Tür.

"Hey, kleiner Bruder!", begrüßte mich ein äußerst attraktiver junger Mann.

"Jihoo!", rief ich und warf meine Tasche weg, um auf ihn los zu rennen und ihm in die Arme zu springen. "Ich habe dich vermisst!"

"Ich dich auch, Seunghyun! Aber du bist ein schwerer Kartoffelsack geworden. Geh runter von mir!", schrie er und ich ließ mich sofort fallen. Ich hatte meinen Halbbruder schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Er hatte ein Auslandssemester in England gemacht und dazu kam noch, dass er sich bestimmt auch oft um seine Mutter kümmerte. Unser Vater war ein echter Player, hatte aber guten Frauengeschmack. Beide unsere Mütter standen sich sehr nahe, genauso wie Jihoo und ich. Vielleicht verband uns der Hass gegen Jihoo's und meinen Vater, aber mir war das egal.

"Seunghyun! Jihoo! Das Essen ist fertig!", rief meine Mom aus der Küche.

Weil es ein schöner Tag war, aßen wir auf der Terrasse. 

"Ihr seid in eine echt schöne Gegend gezogen!", sagte Jihoo.

"Ja, das finde ich auch! Endlich weg von diesem Mann und seinem Geld... Aber erzähl mal, Jihoo, wie war es in England?", fragte meine Mutter.

"Es war wirklich schön und meine English-skills haben sich sehr verbessert. Sobald kleiner Seunghyun auch auf der Uni ist, sollte er auch unbedingt ins Ausland gehen!", schwärmte er und verwuschelte meine Haare.

"Yah! Hör auf!", sagte ich, aber er dachte nicht im Traum daran, aufzuhören. "Jihoo, du siehst mal richtig intelligent aus! Anders als sonst."

Mir war das schon vorher aufgefallen. Seine sonst so langen Haare waren kurz geschnitten und er hatte sich eine Brille zugelegt.

"Au!", schrie ich, als mein Bruder mir auf den Hinterkopf haute.

"Aus ihr zwei!", mischte sich Mom ein.

"Tut uns leid, Mom!", sagten wir gleichzeitig.

"Jihoo, wie geht es eigentlich deiner Mutter? Ich habe sie leider in den letzten Wochen nicht erreichen können..."

"Hmm... ihr geht es mehr oder weniger gut. Sie hat sich vor ein paar Wochen den Arm gebrochen, aber ihr geht es wieder besser!", versicherte er ihr.

"Das ist gut zu hören! Ich glaube, ich melde mich noch heute bei ihr", sagte sie und aß weiter. "Ach, bevor ich es vergesse, Seunghyun, schau dann vor dem Haus nach, was Jihoo dir mitgebracht hat!"

Sofort sprang ich auf und lief durch das Haus. Ich hörte Jihoo und Mum über mich lachen, aber ich war gerne ihr kleiner Idiot.

Ich öffnete die Haustür und vor mir stand es. Ein brandneues und einfach wunderschönes Motorrad.

"Jihoo!", schrie ich. "Du bist der beste Bruder der Welt!!!"


Der FalscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt