Kurz nach der ersten Stunde fanden wir uns in Raum X12 ein, es war eine Turnhalle, in der jemand in die Mitte Tische gestellt hatte. Wir setzten uns an einen Tisch, der mittig stand. Er war pink und jeder Stuhl hatte ebenfalls eine andere Farbe. Ich schnappte mir schnell den Stuhl in meiner Lieblingsfarbe: Blau. »Was glaubst du, macht man in Kontrolle der Gabe?«, fragte Clare mich interessiert. »Vielleicht lernt man, wie man seine Gabe kontrolliert«, witzelte ich, »was soll man denn sonst bei dem Namen Kontrolle der Gabe denken?« »Gute Frage«, meinte Dawn. »Wie geht's eigentlich deinem T- Shirt, Clare? Es sieht aus, als hätte es einen Sonnenbrand.« Clare wurde rot. »Es tut noch ein bisschen weh, ich glaube, ich habe 'ne leichte Prellung oder so.« »Ich meinte, wie es dem T- Shirt geht, nicht dir.« Dawn grinste herausfordernd. »Frag es doch selber.« Clare wandte sich ab. »Beruhigt euch mal wieder, ihr tötet euch ja gleich«, kommentierte Loura. »Klappe«, sagten beide. Ich prustete los.
Dieses Mal saß Sara – ein Glück – nicht vor uns. Sie saß auf der anderen Seite der Klasse und ignorierte uns, sonst hätte ich jetzt wahrscheinlich wieder einen Blitz abgekriegt. Auch den anderen schien das in Gedanken zu kommen. Denn plötzlich äffte Dawn Sara nach: »Hör sofort auf zu lachen oder du wirst es bereuen! Ich bin viel stärker als ihr, ich bin bei den Topf 10! Ich habe ja so eine tolle Gabe und bin so beliebt!« Wir lachten, sie hatte Sara perfekt getroffen. »Du solltest später Komikerin werden«, meinte Loura. »Danke, da weiß ich, dass ich Top 10 bin«, antwortet Dawn. »Wie die sich immer so gefreut hat, weil sie von irgendetwas Top 10 ist.« Clare schüttelte den Kopf. »Ja, vielleicht Top 10 in Arroganz«, setzte ich hinzu. Dann schaute ich wieder zu ihr. Sie schien uns immer noch zu ignorieren, doch es schien ihr schwer zu fallen. »Schaut mal zu ihr, sie ist ganz rot vor Wut«, zischte ich den anderen leise zu. Loura drehte unmerklich den Kopf und spähte zu Sara rüber, diese wirbelte plötzlich zu uns herum und funkelte uns an. »Uh la la, da ist aber jemand wütend«, meinte Dawn, sie genoss diese Bemerkung, das konnte ich deutlich sehen. »Dawn, wir sollten aufhören, ehe sie wieder explodiert«, zischte ich. Sie sah mich verständnislos an, hörte dann aber auf. In dem Moment, wo sie aufhörte, platzte ein alter Mann herein. Er hatte einen grauen Bart und trug einen strengen Anzug. Kaum war er vorne schaute er uns erwartungsvoll an, doch niemand rührte sich. Was will er?, dachte ich. »Aufstehen!«, brüllte er, wie eine Antwort auf meine Gedanken. Sofort sprangen alle auf, bis auf Janik. Sein fettiges Haar lag ihm im Gesicht und er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Was soll das werden, Junge?«, keifte der Lehrer. »Sorry, Bro, ich hab halt keinen Bock aufzustehen«, sagte Janik gelangweilt. »Wie bitte?« Er wurde puterrot und beugte sich dann zu Janik vor. Bevor er anfangen konnte zu schreien, steckte ich mir die Finger in die Ohren. Doch als er anfing zu schreien, konnte ich trotzdem alles in einer normalen Lautstärke verstehen. »Ich unterrichte jetzt hier schon fünfundzwanzig Jahre und so ein Schüler wie du ist mir noch nie untergekommen! Wenn du jetzt nicht sofort aufstehst, werde ich dafür sorgen, dass du dir wünscht nie, niemals, geboren worden zu sein!« Janik blieb ungerührt sitzen. »Sie haben mir nichts zu sagen! Laut meinem Bruder dürfen nur die Hauptlehrer von einem entscheiden, ob man eine Strafe bekommt.« Ich zuckte zusammen, warum konnte Janik nicht einfach machen, was er von ihm wollte? »Oh, zufälligerweise bin ich der Hauptlehrer dieser Klasse! Das heißt, ich kann dich bestrafen, wie ich will.« Er spuckte Janik die Wörter ins Gesicht. Erst dann ging er zurück zu seinem vorherigem Platz, er erwartete wohl, dass Janik jetzt aufstehen würde, doch dem schien das noch nicht einmal in den Sinn zu kommen. »Seid gegrüßt, Beschenkte«, brüllte der Lehrer. Ich schaute ihn verwundert an. Beschenkte? »Seid gegrüßt«, riefen alle anderen und ich beeilte mich, mitzusprechen. »Schön«, grummelte er. »Mein Name ist Doktor Banter, ich bin in diesem Jahr euer Hauptlehrer und werde euch zudem auch in Kontrolle der Gabe ausbilden! Ich dulde keinen Quatsch in meinem Unterricht, genauso wie im Theorieunterricht keine Gaben benutzt werden! Wer sich mir widersetzt, wird mit schlimmen Folgen rechnen müssen.« Er holte kurz Luft, ehe er weiter sprach »Ich werde jetzt eure Namen aufrufen und ihr sagt mir, dass ihr anwesend seid. Dann nennt ihr mir eure Gabe.«
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Chroniken der Magie - Luna
Fantasy∆ Teil 1 ∆ Vier Prüfungen müssen alle Kinder bestehen. Die Prüfungen sind sehr hart und gefährlich, doch durch sie bekommen die Fünfzehnjährigen eine einmalige Chance. Wer die Prüfungen besteht, darf auf eine der fünf magischen Schulen und dort die...