Wut

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Ich sprang auf und mein Stuhl fiel klappernd zu Boden. Neben mir duckte sich An. Ich wagte einen Blick und sah mindestens fünfzehn Männer und Frauen in unsere Tür stehen. »Welus Soldaten«, zischte ich An zu und schaute wieder zu ihnen. Zu meinem entsetzten erkannte ich den Mann der sie anführte, es war der Mann welcher auch das Kommando in der Lagerhalle angeführt hatte. »In Deckung«, schrie ich so laut ich konnte als er seinen Arm hob. Ich zog einen Stuhl über mich und schütze mein Gesicht mit den Händen. An warf mir einen verständnislosen Blick zu. Dann ging die Druckwelle durch den Raum und sie wurde nach hinten geschleudert. Ich starrte wieder nach vorne und warf den Stuhl in ihre Richtung. Er landete direkt vor den Füßen des Mannes. »So sieht man sich wieder«, zischte er und ich wurde nach hinten geschleudert. Mein Kopf knallte gegen etwas Hartes und einem Moment kämpfte ich darum am Bewusstsein zu bleiben, dann sprang ich wieder auf und rieb mir den schmerzenden Kopf. Die Situation war verwirrend. Doktor Smith stand im Raum die Arme ausgebreitet und alle anderen Schüler versteckten sich ängstlich. »Senigit!«, brüllte einer aus der Welusmenge und die Krieger stürmten nach vorne. Ich atmete tief durch, dann hielt ich die zeit an und sprang auf die Menschen zu. Die meisten waren erwachsen aber ich konnte auch ein paar Kinder entdecken, die nicht älter als ich waren. Ganz hinten stand ein Mädchen mit langen strohblonden Haaren und einer Axt in der Hand. Die Axt glitzerte bläulich und sie hielt sie locker in einer Hand fest. Ich wusste, dass es meine einzige Chance war eine Waffe zu bekommen. Also riss ich dem Mädchen die Waffe aus der Hand und schleuderte sie zu Boden. Anschließend ließ ich die Zeit weitere laufen. Alle Welus- Soldaten waren auf die Tür fixiert als mich ein Junge entdeckte. Er hatte schwarze Haare und seine glühend roten Augen durchbohrten mich. Ich spürte ein prickeln in meinem Nacken und meine Hände wurden schwer. Ich starrte einen Moment auf meine Hände, sie waren knallrot angelaufen, dann tropfte etwas von meinem Zeigefinger. Mir wurde schwindelig – es war Blut. Immer mehr von meinem Blut tropfte auf den Boden und er Junge, welcher etwas Älter als ich war grinste mich an. Mein Herz begann zu rasen und mir wurde übel. Dann stürmte ich mit der Axt des Mädchens in den Händen nach vorne und wollte sie auf den Jungen werfen. Eine Sekunde bevor sie sich in seinen Bauch bohrte sprang er zur Seite und verschwand im Getümmel des Kampfes. Wie haben es die Welus- Soldaten hier hin geschafft? Ich starrte einen Moment auf die Blutlache unter mir, dann bemerkte ich, dass meine Finger nicht mehr bluteten und verdrängte alle Gedanken so weit es ging nach hinten.

»Senigit«, brüllte wieder einer der Soldaten, als plötzlich ein Mädchen neben mir wie aus dem Nichts auftauchte. Sie hatte weiße Haare, die zu einem langen Zopf geflochten waren. Ihre eisblauen Augen durchbohrten mich sofort und einen Moment schien sie verwundert, dann sprang sie in die Luft. Sie schien über mir zu fliegen. »Clare!«, brüllte ich und alles um mich herum erstarrte. Voller Wut sprang ich ebenfalls in die Luft bis ich auf Clares Höhe war. Ihre Augen waren erstarrt und sie hatte die Hände zum Boden gerichtet. Glühender Hass durchströmte mich und ich schleuderte sie aus der Zeit. Einen Moment flog sie wieder weiter in die Luft, dann taumelte sie und raste auf den Boden zu. Ich glitt weiter nach unten und der Hass auf sie brohdelte in meinen Adern und ich wusste eine Sache: eine von uns würde diesen Kampf nicht überleben.

Clare grinste mich trocken an und ein Stab erschien in ihrer Hand. Er war aus einem schwarzen Material und schimmerte von oben bis unten. »Clare«, fauchte ich wieder und konzentrierte mich auf sie. »Luna«, entgegnete Clare und drehte den Stab so schnell, dass ich ihn kaum verfolgen konnte. Ich schloss für eine Sekunde die Augen und als ich sie wieder öffnete stand Clare direkt vor mir, den Stab auf meinem Hals gerichtet. Als schien ihr nicht klar zu sein, dass ich sie als einzige Aus der Zeit geholt hatte. Sofort erstarrte sie und ich lief hinter sie. Dann entband ich sie aus der Zeitstarre und ihr Stab bohrte sich in den Boden, an dem ich gerade noch gestanden hatte. Der Boden dröhnte und kleine risse liefen durch das Material. Alles um mich herum wackelte und Clare war plötzlich verschwunden. Ich hörte ein ächzen und drehte mich um, die Wand hinter mir hatte tausende kleine Risse und ich wusste, dass sie sobald die Zeit weiterlaufen würde einstürzen würde. »Ach Luna, wir haben uns nun schon so lange bekämpft, dass du einsehen musst, dass schwächer bist als ich, dass ich stärker bin. Das du verlieren wirst.« Ein lautes Kreischen ertönte und ich drehte mich wieder zur Masse. Alles bewegten sie wieder. Angst durchfloss mich als ich a die Wand dachte und ich warf mich nach vorne, rollte so weit es ging von den Rissen weg und versuchte dabei nicht von einem Welus- Soldat aufgeschlitzt zu werden. Ich hörte wieder einen kreischenden Schrei und drehte mich um. Stefanie hing an der Decke, der Anführer der Lagerhalle stand direkt unter ihr die Hand auf sie gerichtet. Ich sah Jannik und Donald auf ihn zuhechten und ihn zu Boden werfen. Dann wurden die beiden durch die Luft geschleudert. Jannik knallte gegen eine Wand und fiel zu Boden. Donald fing sich sofort wieder und schwebte über seinem Feind. Ich sah ein riesiges Tier mit orangener Mähe in der Mitte der Welus- Soldaten, dass von fünf Männern und zwei Frauen auf einmal angegriffen wurde. In diesem Moment riss mich unendlicher Schmerz in meiner linken Schulter aus der Beobachtungsstarrte. Ich starrte auf meine Schulter. Dunkelrotes Blut quoll aus ihr, ein kleiner, dafür umso längerer Dolch steckte in ihr und mein Hemd war aufgerissen. Ich sah wie meine Adern blau wurden und wusste wem dieser Dolch gehörte. Es war der Dolch den Clare mir vor Louras und Dawns Tod, vor dem Schrecken in den Arm gerammt hatte um mich daran zu hindern etwas gegen sie zu sagen. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte den brodelnden, pochenden Schmerz der von meiner Schulter wellen in meinen ganzen Körper schlug zu vergessen. Ich zog den Dolch aus meiner Schulter und starrte auf seine rote Klinge. Ich hatte nur noch eine Sache im Kopf Clare muss Leiden sie muss endlich den Schmerz erleiden den ich durch sie erfahren habe!

Alles schien mir plötzlich egal als ich ihre schmale Gestalt zwischen ein Paar Leuten sah schleuderte ich den Dolch. Wie in Zeitlupe sah ich wie er sich drehte und sich in einen Welus- Soldaten mittleren Alters bohrte. Der Mann schrie auf und kippte nach hinten. Blut sprudelte aus seiner Brust. »Dein erster Mord, herzlichen Glückwunsch.«, säuselte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, Clare stand hinter mir und säuberte sich die Fingernägel mit einem langen Messer. »Du bist nicht so schlau wie du denkst Luna. Und nun hast du Kiro umgebracht. Er war ein guter Mann, hat sogar ein Kind gehabt...« Mir wurde übel. »Du bist nun wirklich eine Mörderin Luna, sei stolz auf dich...«, säusele Clare und verschwand. Ich drehte mich im Kreis und sah ein Messer auf mich zusausen. Es schien plötzlich ganz langsam und ich griff in die Luft. Der Griff fühlte sich gut in meiner Hand an und ich packte es. Dann blickte ich mich nach der hässlichen Fratze meiner ehemaligen Freundin um. Ich sah sie am Ende des Ganges stehen. Ohne nachzudenken rannte ich ihr hinterher. Hass durchfloss mich und ich spürte meinen Körper nicht mehr, ich sah nur noch Clares grinsen und fragte mich wieder: wie hat sie es geschafft bei Fannys Angriff zu entkommen?

Clare rannte ebenfalls, aber ich wusste, dass sie es tat um mich zu verspotten. Hätte sie weggewollt hätte sie sich weggeportet.

Ich atmete tief durch und ließ ihre Zeit stehen. Sie rannte weiter ohne, dass ihr mein Eingreifen etwas ausgemacht hätte. Ich konzentrierte mich wieder und blieb stehen. Auch Clare blieb stehen, dann drehte sie sich um und ihre Augen durchbohrten mich. »Dummes Luna«, lachte sie und verschwand. »So endet es also mit dir«, flüsterte sie mir ins Ohr.

Ich wirbelte sofort herum, doch sie war bereits wieder verschwunden.

»Versuch es nicht«, lachte sie und ihre Stimme hallte seltsam. Dann landete etwas auf meinem Kopf. Ich taumelte einen Schritt nach vorne, dann fiel ich auf den Boden. »Ach Luna Night. Von dir hätte ich wirklich mehr erwartet.« Ich drehte mich auf den Rücken und sah in Clares Gesicht. Ihre eisblauen Augen, ihre lange Nase, ihre schmalen Lippen, ihr weißes Haar. All dies hätte an dem Tag vernichtet werden sollen an dem Dawn und Loura vernichtet worden waren. Wut ballte sich in meinem Bauch zusammen und ich biss mir wütend auf die Lippe. Clare zog ein langes Messer aus dem Nichts und betrachtete es einen Moment, ehe sie wieder auf mich guckte und lächelte. Es war ein grausames lächeln. Wie soll ich hier wegkommen?, fragte ich mich sofort.

Es knallte laut und ich schrie, ich wusste nicht woher dieser Knall gekommen war aber mein Kopf tat verdammt weh. Ich hörte einen weiteren Schrei, höher und schriller. Dann ein grurgeln, wie eine Person die ihren Mund ausspülte. Ich riss die Augen auf, Nebel umgab ich. Ich versuchte aufzustehen und suchte panisch alles nach Clare ab. Ich wusste nicht, was bei der Explosion mit ihr passiert war, ich wusste nur, dass ich sie finden wollte. Ich wollte sie leiden sehen, aber nicht indem ich ihr klar machte wie schrecklich sie war, nein. Clare hatte lange genug gelebt, hatte mir zu viele Schmerzen zugefügt, hatte mich zu einer anderen Person werden lassen.

Ich schaffte es doch mich aufzurappeln und versuchte meine Gegnerin durch den Nebel zu erkennen. Ein weiterer Knall ertönte und wieder ein Schrei, dieses Mal lauter, schriller. Voller Schmerzen.

Ich ging einen Schritt durch den Nebel und musste husten, er brannte in der Kehle. Aber ich ging weiter, denn ich wollte mir endlich die Rache holen die ich brauchte. Ich wusste, dass ich erst wieder würde schlafen können, wenn Calre besiegt war, für immer. Wenn ich ihren toten Körper vor mir sehen würde und mir sicher sein konnte, dass sie nicht wieder entkommen war. Vorher würde ich nicht mehr schlafen. »Clare du Feigling«, brüllte ich und lief schneller um dem Nebel zu entkommen. »Luna, Luna, Luna«, säuselte Clares Stimme, sie kam von unten und von oben. Einen Moment machte sich Panik in mir breit, dann wurde ich ruhig. Es war mir egal wenn ich sterben würde, es gab nichts mehr, dass mich hier halten konnte außer Clare.

Der Nebel lichtete sich und ich sah sie. Sie stand an eine Wand gelehnt und beobachtete mich aufmerksam. Neben ihr stand der Junge, welcher mir am Anfang das Blut aus den Fingern gesogen hatte. Unter Clares linkem Fuß lag eine Gestalt. Sie strammpelte schwach aber Clare ignorierte sie. »Wenn schon denn schon«, meinte Clare und gab dem Jungen ein Zeichen. Sofort wurde die Blutlache um das Mädchen am Boden größer, ein kleines Rinnsal lief zu meinem Fuß und sammelte sich dort. Mir wurde übel. Clares Fuß drehte das Mädchen um und ich sah ihr schneeweißes Gesicht.

Alle Stricke die mich noch gehalten hatten rissen und ich schrie auf, schrie lauter als je zuvor. Das Mädchen war An.


Chroniken der Magie - LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt