Begegnung

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»Luna, wohin willst du?«, fragte Blu, während sie hinter mir her eilte. Ich antwortete nicht und starrte auf den schwarzen Boden. Wo könnte Doktor Mon eine Schülerin gefangen halten?, fragte ich mich. Dann hörte ich einen Schrei welcher eindeutig von Blu kam. Ich drehte mich um und starrte in zwei Paar dunkle Augen. Blus Arme waren auf den Rücken gedreht und Panik flackerte in ihren Augen. »Was macht ihr da?«, fragte ich die beiden G- Männer. »Wir haben unsere Befehle.«, fauchte der größere der beiden, welche die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Seine Haare waren abgeschoren und in seinen Augen war kein Fleckchen Freundlichkeit. »Und was sind eure Befehle?«, fragte ich so gelassen wie möglich. Blu strampelte wütend mit den Beiden. Ich sah sie an, warum hatte ich ihr von Doktor Mon erzählt? Damit hatte ich sie in Lebensgefahr gebracht! »Sie können mir folgen Miss Williems oder ich muss sie festnehmen.«, erklärte der eine G- Mann und hielt ein Paar Elektrofesseln in die Luft, welche er dann um Blus Handgelenke band. »Lassen Sie mich sofort los!«, rief Blu und schüttelte den anderen G- Mann ab. Gelassen griff der G- Mann wieder nach ihren Armen und klebte ihr etwas auf den Mund. »Sie macht keine Probleme mehr Sir.«, erklärte der G. Mann. »Gut 33F. Bring sie weg ich kümmere mich um sie. »In Ordnung Sir.« Sein Kollege hob Blu hoch und trug sie den Gang entlang. Ich schluckte entsetzt und starrte auf einen grünen Knopf an der Uniform des G- Manns welcher nicht zu den anderen dunkelblauen passte. »Miss Williems folgen sie mir, ich muss sie sonst fesseln.« »Ich kann schon alleine laufen, wissen sie.«, zischte ich. Mein Gehirn raste, was würde jetzt mit mir passieren, würde Blu jetzt etwas passieren weil ich ihr alles erzählt hatte? »Wohin wollen sie mich denn nun bringen?«, fragte ich während ich mit Mühe das Tempo des G- Manns hielt. »Geheimsache«, grummelte er und ich musste unwillkürlich auflachen. An meinem ersten Tag hatte ich genau das gleiche gehört. Der G- Mann führte mich durch Agrunus, bis wir zu einem pinken Gang kamen, in dem ich noch nie gewese war. Als der G- Mann stehen blieb, schloss ich kurzerhand einen Entschluss.

Ich atmete tief durch und stellte mir vor, dass alles erstarrte. Sofort rührte sich der G- Mann nicht mehr. Seine Hand lag bewegungslos auf seinem breiten Gürtel und seine Augen starrten ins nichts. Ich drehte mich um und lief den Weg zurück den wir gekommen waren. Ich hätte die Zeit früher anhalten müssen, so werde ich Blu nie wieder finden!, verfluchte ich mich und wich einer offenen Tür auf.

Ich erstarrte, die Türen gingen hier immer automatisch wieder zu wenn niemand vor wenigen Sekunden durch sie hindurch gegangen war. Aber wer konnte mitten im Unterricht am anderen Ende der Schule durch eine Tür gehen? Mein Herz pochte schneller, ich hoffte, dass es Fanny war. Also ging ich durch die Tür und befand mich in einem leeren Raum. Der dunkelgraue Boden war von einer kleinen Staubschicht bedeckt und sonst war nichts in dem Raum zu sehen. Ich kniff die Augen zusammen, außer...

Ich lief durch den Raum und starrte auf die gegenüberliegende Seite. An der Wand war ein roter Strich. Auch wenn er nicht länger war als mein kleiner Finger schöpfte ich Hoffnung. Ich lief zu ihm, doch sobald ich ihn aus der Nähe betrachtete drehte ich mich enttäuscht um. Der Strich schien schon sehr alt. Trotzdem erklärt das nicht warum die Tür offen ist... Egal, ich muss Blu aus den Händen des G- Mannes befreien!

Ich drehte mich zur Tür um, doch sie war verschlossen. Und den Weg zur Tür versperrte mir ein bleiches Mädchen. Ihre Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht und ihre blauen Augen durchbohrten mich. Sie trug einen dunkelgrauen Umhang um ihre Schultern und schwebte wenige Zentimeter über der Staubschicht. Als ich sie ansah hob sie eine knochige Hand und deutete auf mich. Ich wich einen Schritt zurück. Das Mädchen strich sich mit der anderen Hand die Haare aus dem Gesicht, während diese schwarz wurden. Mein Herz pochte schneller und ich suchte einen Fluchtweg. Meine Finger verkrampften sich und ich war glücklich, dass ich durch das Zeitanhalten sowieso nicht atmen brauchte. Das Mädchen ließ die Knochige Hand wieder sinken und senkte den Kopf. Wenige Augenblicke später hob sie ihn wieder und ich sah in efeugrüne Augen, mit einem Graustich. Die lange Nase war verschwunden, stattdessen hatte sie nun eine Stupsnase. Sie strich sich wieder durch die Haare und sie wurden grün. Ich schrie auf und stürzte auf die Knie. Schmerz durchfloss meinen Körper. Ich starrte auf den Boden, nicht imstande sie wieder anzusehen. Dann traten zwei Füße in meinen Blickwinkel. Zitternd hob ich wieder den Blick. Aus der Kehle des Mädchens welches ich nur zu gut kannte stieg ein gurgelndes Lachen auf. Es erfüllte den gesamten Raum und rammte sich wie Messer zwischen meine Rippen. Es durchflutete mich und zerstörte die Schutzmauern welche ich um meine Freundinnen aufgebaut hatte. Ich schrie auf und schlug nach dem Mädchen, welches nun wieder schwarze Haare bekam. »Warum tust du das?«, kreischte ich und hielt mir die Ohren zu. »Weil du es verdient hast Mörderin«, flüsterte sie mit ihrer honigweichen Stimme die ich so gut kannte. »Nein«, krächzte ich. »Nicht, lass mich.« Anstatt mir zu antworten Lachte sie noch lauter. Erinnerungen stürzten auf mich ein und ich fing an zu zittern. »Du. Bist. Eine. Mörderin«, lachte sie und ich spürte die Tränen über meine Wangen laufen. Mehr war ich nicht fähig zu empfinden. Am ganzen Körper zitternd hob ich den Kopf und flüsterte des einzige Wort, welches mir einfiel. »Senigit« Das Mädchen erstarrte und kurz flackerte Verwunderung in ihren Augen auf. Das Lachen verstummte und die schwarzen Haare wurden hellblond. Auch die efeugrünen Augen veränderten sich, sie wurden dunkler bis sie braun waren. Die Nase wurde wieder lang und die Lippen wurden schmaler. Dann wurden die Haare weiß und die Augen eisblau. »Clare«, flüsterte ich. »Luna«, antwortete sie trocken. Angst durchfloss mich. »Deine... deine Augen«, flüsterte ich. An ihren Augen hatte ich mich immer orientieren können, eisblau. Doch jetzt waren sie grün gewesen. Clare fing wieder an zu lachen. »Dachtest du wirklich, dass ich so schwach bin, dass ich meine Augen nicht ändern kann?«, fragte sie höhnisch. »Ich bin stark. Im Gegensatz zu dir Luna.« Ich schluckte schwer und wollte mich aufrappeln. Clare durchbohrte mich mit ihren Augen, dann beugte sie sich vor und drückte mir einen Finger an die Stirn. »Gleiches mit gleichem«, flüsterte sie, dann verschwamm mein Blickfeld und ich stürzte ins nichts.

Chroniken der Magie - LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt