Nach dem Frühstück musste ich in die Schwimmhalle. Dort angekommen waren bereits zwei andere Mädchen. »Hallo«, sagte eine von ihnen. Sie hatte ihre Haare locker zusammen gebunden und lächelte mich an. Die andere trug kurze Haare und funkelte mich unverhohlen an. »Äh... Hallo«, sagte ich und lächelte zurück, »ich bin Luna.« »Ich bin Hana.« Sie strich sich durch die Strähnen, die sich aus dem Zopf gelöst hatten. »Und das ist Jacky... sie redet nicht so gerne.« Sie warf dem anderen Mädchen einen abschätzigen Blick zu. Jacky funkelte zurück. Ihr Blick durchbohrte mich und ich zuckte kurz zusammen. »Wer wird eigentlich unser Lehrer?«, fragte ich die beiden. »Gute Frage«, sagte Hana wieder lächelnd. »Ich habe gehört, dass wir Doktor Jacks bekommen«, antwortete Jacky ausdruckslos. »Doktor Jacks?«, fragte ich. »Ja, kennst du sie nicht?«, fragte sie gelangweilt. Ich schüttelte den Kopf. »Ne.« »Pech gehabt.« »Ach, komm, Jacky, sei doch ein bisschen netter.« Sie reagierte erst gar nicht. Danach sagte keiner mehr etwas, bis ein Junge hereinkam. Es sah aus, als wäre er im vierten Jahr. Seine Haut war kalkweiß mit dunkleren Ringen um die Augen. Seine Haare waren ebenfalls weiß. Ohne uns eines Blickes zu würdigen stellte er sich in eine Ecke des Raumes und starrte durch die Gegend. »Das ist Benjamin«, flüsterte mir Hana zu. »Er ist total mächtig und hat schon viele der Wettbewerbe gewonnen.« »Wettbewerbe?«, fragte ich sie irritiert. »Ja, es gibt regelmäßig Wettbewerbe«, antwortete Hana. »Aha.« Ich verstand kein Wort. Nach Benjamin kamen zwei Mädchen, sie sahen exakt gleich aus. Die selben rotbraunen Haare, die selben blauen Klamotten, die selben braunen Augen. »Hey«, sagte die linke. »Ich bin Taija und das ist meine Schwester Sa.« Ihre Schwester lächelte in die Runde. »Hallo. Ich bin Hana, das ist Jacky. Der in der Ecke ist Benjamin und das«, sie deutete in meine Richtung, »ist Luna.« Ich lächelte Ta und Taija an. »Hallo.« »Toll, euch kennenzulernen«, sagte Tajia. »Ja«, auch Ta grinste freundlich. »In welchem Jahr seid ihr?« Taija schien sehr neugierig. »Also, Jacky, Benjamin und ich sind im dritten Jahr«, meinte Hana. »Ich bin im ersten Jahr«, antwortete ich. »Toll. Wir sind im zweiten Jahr«, erklärte Ta oder Taija. Die beiden waren echt nicht auseinander zu halten. »Wie viele Leute werden wir überhaupt?«, fragte eine der Zwillinge. »Also mir wurde gesagt zehn«, meinte ich. »Ui, dann kommen ja noch vier. Toll«, sagte Taija. Mir war aufgefallen, dass sie beide eine Kette mit ihrem Namen trugen. »Ob das toll ist, ist eine andere Frage«, meinte Jacky. Benjamin gab ein Schnauben von sich und Hana lächelte entschuldigend. Ich fühlte mich ein bisschen außen vor. Jeder kannte hier mindestens eine Person.
Dann öffnete sich die Tür erneut und zwei Leute kamen herein. Der vorderste hatte seine Haare kurzrasiert, seine dunkle Haut schien fast zu leuchten, er war das Gegenteil von Benjamin. Hinter ihm war ein großer, schlaksiger Junge mit Brille. Während der erste Junge offen in die Runde lächelte, schien der andere vollkommen mit seiner Brille beschäftigt. »Es sind aber schon viele da«, war sein erster Satz. Seine Stimme war melodisch und hatte einen leicht rauchigen Nachhall. »Ich bin Obsidian.« »Hallo«, sagte Ta. »Und, du bist Ta?«, fragte Obsidian schmunzelnd. Ta nickte. »Gut aufgepasst.« »Ja, in vier Jahren auf Agrunus lernt man viel«, antwortet Obsidian.
Jetzt fiel mein Blick erst wieder auf den anderen Jungen. »Und wen hast du mitgebracht?«, nahm mir Taija meine Frage ab. »Patrick. Du kannst auch etwas selber machen«, sagte Obsidian und drehte sich zu Patrick um. »Ja, danke. Ich hätte mich auch noch vorgestellt.« Er verdrehte die Augen und kratzte sich am Ohr. »Jetzt fehlen nur noch zwei«, stellte Hana fest. »Ja«, stimme ich ihr zu, um überhaupt etwas zu sagen. »Und wer seid ihr?«, fragte Obsidian. »Ich bin Luna«, sagte ich. »Hi, Luna« meinte Patrick. »Ich bin Hana und das ist...« Sie wurde von Jacky unterbrochen. »Ich bin Jacky. Hana, ich kann auch selber sprechen.« Hana lächelte wieder. »Natürlich kannst du das, Jacky«, meinte sie. »Und wer bist du?« Die Frage war klar an Benjamin gerichtet, der in der Ecke stand und uns abfällig beobachtete. »Benjamin Villius Mon«, sagte er. »Ach, du bist der jüngere Sohn von Doktor Mon?«, fragte Patrick. »Und was passiert, wenn ich es bin?«, fragte er gelangweilt. »Nun, ich hab keine Ahnung«, fing Patrick an. »Aber ich wollte dir sagen, dass du richtig gut bist.« Benjamin nickte ihm zu. »Ich weiß.« Patrick verstummte und schien zu hoffen, dass jemand anderes etwas sagen würde. Also fragte ich: »Welche Zeitgaben habt ihr eigentlich?« Obsidian sah auf. »Zeit schneller und langsamer laufen lassen.« »In die Zukunft sehen« meinten Ta und Tajia wie aus einem Mund. »Die Zeit anhalten«, sagte Benjamin. »Zeit zurückspulen.« Jacky warf ihre Haare zurück, auch wenn es bei der Kurzhaarfrisur kaum ging. »In die Vergangenheit schauen«, meinte Patrick und verschob die Brille. »Und du?«, fragte Jacky. »Zeit anhalten«, meinte ich. »Okay.« Jacky nickte zufrieden.
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Chroniken der Magie - Luna
Fantasy∆ Teil 1 ∆ Vier Prüfungen müssen alle Kinder bestehen. Die Prüfungen sind sehr hart und gefährlich, doch durch sie bekommen die Fünfzehnjährigen eine einmalige Chance. Wer die Prüfungen besteht, darf auf eine der fünf magischen Schulen und dort die...