Nebel der Ungewissheit

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Voller Freude starrte ich auf meine bewusstlose Feindin. Genugtuung durchfloss mich und ein kehliges Lachen drang aus meiner Kehle. »Ich hab sie!«, brüllte ich und sprang ein Stück von ihr weg. Erst dann bemerkte ich, dass Doktor Mon und Doktor Thin in der Tür standen. Ihre Mienen waren ausdruckslos und ihre Augen durchbohrten mich. Wie viel haben sie gesehen?, fragte mich und dachte an die Strafen die sich Doktor Mon sicher für mich überlegen würde. Dann hüstelte die Direktorin und sagte: »Nun, wie ich sehe braucht ihr keine Hilfe. Ben, sag Mrs. Lav bescheid.« Ein älterer Junge trat aus dem Schatten und nickte kurz, dann verschwand er wieder. Doktor Mon hatte ihn gar nicht beachtet. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen und ihre Lippen hatte sie zusammengekniffen. Sie hatte nichts mehr von der lockeren, jungen Doktorin Mon vom Anfang des Schuljahres. »Fanny, Luna, Blu, folgt mir.« Ich warf einen unsicheren Blick zu Fanny. Sie schien widersprechen zu wollen aber Doktor Mon unterbracht sie »Keine Widerrede.« Ich warf einen letzten Blick auf Clare und ihren Begleiter, dann folgte ich Doktor Mon. Fanny und Blu folgten ihr ebenfalls und schienen sich ohne Worte zu verständigen. »Ihr kommt mit in mein Büro«, erklärte Doktor Mon und bog nach links in einen grauen Gang ab. Der Gang wirkte düster und mir fröstelte, wo in der Schule waren wir nur gelandet? Fanny und Blu schienen zu wissen wo wir waren, doch als ich sie ansah schauten sie beide auf den Boden.

Schließlich kamen wir an der Tür von Doktor Mons Büro an. Bilder meines letzten Besuches flackerten vor meinen Augen auf, der G- Mann, das Blut, die Tiere. Was passiert jetzt mit uns? Doktor Mon öffnete die Tür und ich wollte am liebsten zurück in den dunklen Raum. Ihr Büro sah anders aus, seit meinem letzten Besuch war das komplette Büro verändert worden. Der Raum wirkte düster und abstoßend, ein Schreibtisch aus dunklem Holz stand im Raum. Wie viel muss dieser Schreibtisch gekostet haben? Die Direktorin deutete auf drei der fünf Stühle vor dem Schreibtisch und wir setzten uns. Mein ganzer Körper war angespannt als sie um den Schreibtisch herum ging und sich auf ihren Stuhl setzte. Auch Fanny und Blu schienen sich nicht wohl zu fühlen obwohl sie das erste Mal im Büro waren. »Ihr habt die Schulordnung gebrochen.«, erklärte sie nüchtern und legte die Arme auf den Schreibtisch. »Ja, jedoch haben wir dies aus gutem Grunde getan Doktor Mon. Delia ist Clare, dies ist nun bewiesen. Wir mussten Luna davon überzeugen, ohne dass Delia etwas davon mitbekommt.«, erklärte Fanny und lächelte. »Das ist kein Grund. Die Schule war bereits auf der Spur von Delia und ihren Mitstreitern. Jetzt werden sie sich besser tarnen und wir sind eine größere Gefahr für Welus. Was ihr getan habt war dumm« Doktor Mon starrte mich kurz an, dann blickte sie auf den Boden. »In der Schulordnung steht, dass die alten Gänge verboten sind! Es reicht schon zu wissen wie man dort hinkommt um die Schulordnung zu brechen.«, fauchte Doktor Mon und funkelte uns an. Fanny schien etwas sagen zu wollen schloss aber wieder den Mund und schaute auf ihre Hände. Ich schluckte den Kloß der sich in meinem Hals gebildet hatte hinunter und sagte: »Fanny und Blu trifft keine Schuld. Ich habe ihnen vorgeschlagen dort zu reden« Ich spürte die Blicke der Beiden und hoffte, dass sie mir nicht widersprechen würden. »Stimmt das?«, fragte Doktor Mon. Ich schaute zu Fanny und Blu. Blu nickte kaum merklich und schaute mich das verwirrt an. »Fanny?« »Nein. Ich habe Luna dort hingebracht.« Doktor Mon funkelte mich an dann erklärte sie. »Blu, du kannst gehen.« Sie stand auf und deutete auf die Tür. Blu erhob sich und verließ das Zimmer. Ich ballte die Hände zu Fäusten und starrte Doktor Mon unverwandt an. Doktor Mon setzte sich wieder und blickte Fanny und mich an. »Ihr wolltet euch nur gegenseitig beschützen, doch dadurch habt ihr einen riesigen Fehler begangen. Nun müssen wir noch mehr aufpassen als früher!«, sie war immer lauter geworden und ich war immer weiter in mir zusammengesunken. »Doktor Mon, wir mussten Luna davon erzählen, sonst hätte Delia ihr sicher bald etwas angetan.«, erklärte Fanny und verschränkte die Arme. »Nein Fanny. Vielleicht hätte sie Luna etwas angetan, aber jetzt habt ihr der gesamten Schule etwas angetan. Ihr habt den Funksender in ihrem Umhang zerstört, dass bedeutet, dass alle Welusspione nun an den Ort kommen können, wo er kaputt gemacht wurde.« »Warum?«, fragte ich verwundert ehe ich mich zurück halten konnte. Doktor Mon funkelte mich an, dann seufzte sie und erklärte: »Der Sender verteilte im gesamten Raum kleine Bruchstücke von sich und dies ist der Anhaltspunkt den alle Spione brauchen um sich hierher Porten zu können.« Mir fiel die Kinnlade hinunter, das war gar nicht gut. Doktor Mon lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. Einen Moment hoffte ich, dass sie sich wieder zurück in die freundliche Direktorin Mon zurück verwandelte, dann öffnete sie die Augen, stand auf und beugte sich zu uns. »Was soll ich eurer Meinung nach jetzt tun? Ihr habt eine Katastrophe ausgelöst! Ich gebe euch vier Tage zeit eine gute Lösung zu finden, sonst...« Sie durchbohrte mich und ich wusste was sie meinte. Ihre Tierchen würden sich sicher freuen. »... werde ich mir eine Strafe für euch überlegen, die ihr niemals vergessen werdet.« »Weil wir sie nicht überleben...«, murmelte ich so leise es ging. Doktor Mon schien es trotzdem gehört zu haben. Ihr Kopf fuhr hoch uns Hass flackerte eine Sekunde in ihren Augen, dann war er verschwunden und sie lächelte uns an. »Fanny, du kannst nun auch gehen. In vier Tagen erwarte ich dich und Luna um sechs Uhr Abends vor meiner Bürotür. Mit einer guten Lösung.« Fanny stand auf alle Farbe war aus ihrem sonst hellbraunem Gesicht gewichen. Sie öffnete schnell die Tür und schlüpfte schnell in den Gang, dann fiel die Tür mit einem lauten Knall zu. »Luna«, fing Doktor Mon und lächelte kalt. »Hast du das getan worum ich dich gebeten hatte?« Ich kalter Schauer fuhr über meinen Rücken und ich nickte verkrampft. Ich musste hier weg und zwar schnell! »Sehr gut.«, schnurrte Doktor Mon, dann drehte sie sich zu der hinteren Wand ihres Büros, an der ein riesiges Regel stand. »Es wäre nicht gut, wenn jemand von unserer Abmachung mitbekommt. Vertrau mir Luna, ich werde es hören wenn du es jemandem erzählst.« Angst schnitt mir die Kehle zu. »Du fragst dich sicher wie. Ich zeige es dir.« Ich biss mir auf die Lippe und suchte nach einem Ausweg. Doktor Mon machte sich an dem Regal zu schaffen, bis ein piepen ertönte und das Regal in die Wand fuhr. Ich stieß einen überraschten Laut aus und wäre fast vom Stuhl gefallen. Hinter dem Regal waren unzählige Bildschirme, die unzählige Gänge und Räume zeigten. »Siehst du?«, flüsterte Doktor Mon und das Regal fuhr zurück an seinen normalen Platz. Doktor Mon drehte sich nun wieder zu mir um. Ich erwartete ihre schlanke Nase, ihre geschwungenen Augenbrauen und ihre hasserfüllten grauen Augen zu sehen. Stattdessen sah ich eine Fratze. Rot glühende Augen durchbohrten mich, und zwei gerade Striche waren an der Stelle ihrer Augenbrauen. »Ich habe hier die Macht. Du kannst nichts gegen mich machen. Niemand wird dir glauben Luna. Du bist ein nichts, außer eine Mörderin und Verräterin. Du hast Agrunus in große Gefahr gebracht und deine Freunde sind wegen dir gestorben. Jetzt werden es noch mehr Menschen sein. Viele werden sterben falls Welus beschließt hier her zu kommen. Merke dir Luna! Das alles passiert wegen dir. Vielleicht hast du Clare nun besiegt, aber dafür hast du vielen hundert Spionen den Weg hier her gezeigt. Vertraue mir Luna, wenn noch einmal etwas passieren sollte, was sauf dich zurück zu führen ist, dann wirst du deine Familie oder Freunde nie wieder sehen.« »Was!«, rief ich und sprang auf, Angst durchfloss mich gemischt mit Wut und Kummer. »Sie haben nicht das Recht etwas in meinem Leben zu ändern.« »Nein, dass habe ich nicht. Aber ich brauche es nicht. Ich kann einfach deiner Familie erzählen, dass du nicht mehr mit der Schuld leben konntest, alles ins verderben gestürzt zu haben. Sie werden es mir glauben, schließlich bin ich die Direktorin.« Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Hören sie mir auf falsche Vorwürfe zu machen und mich zu bedrohen.« »Ich mache dir keine Falschen Vorwürfe, du willst dir nur nicht eingestehen, dass du ein schlechter Mensch bist.« Tränen sammelten sich in meinen Augen, hatte sie etwa Recht? Nein, sie ist im Unrecht kämpfe weiter Night. So wirst du stärker!, rief eine Stimme aus dem nichts. Ich drehte mich verwirrt im Kreis konnte aber niemanden entdecken. »Verschwinde jetzt aus meinem Büro. Komm mit Fanny wieder und sage mir deine Lösung, sonst wird ein Unfall passieren.« Kaum hatte sie die Worte gesagt wirbelte ich herum und verließ den Raum so schnell es ging. Ich spürte die Tränen auf meinen Wangen und wollte es nicht wahr haben. »Sie ist im Unrecht.«, flüsterte ich mir selber zu und ging weiter den gang entlang bis ich am Krankenzimmer vorbei kam. Ich entschloss zu schauen ob Clare dort war und sie zu besuchen. Zwei ältere Schüler standen vor der Tür und als ich an ihnen vorbei gehen wollte schubste mich einer der beiden von der Tür weg. »Kein Einlass.«, fauchte er. Ich schnaubte wütend und wischte mir über das Gesicht, dann wandte ich mich ab, wie war ich eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen Clare einen Besuch abstatten zu wollen? Ich drehte mich um und ging Richtung Zimmer.

Im Zimmer waren Sara und Tam zusammen mit Rose und einer älteren Schülerin. Als ich den Raum betrat rief Tam: »Schau die Mörderin!« das ältere Mädchen drehte sich um und ich schaute in die türkisen Augen von Hana. »Hey Luna.«, rief sie. »Kennst du sie?«, fauchte Tam. Hana nickte und zwinkerte mir zu. »Sie war im gleichen Kurs wie ich.« Sara meldete sich zu Wort. »Und magst du sie?« Hana blickte mich kurz an, dann nickte sie. Sara sprang auf und deutete auf die Tür. »Ich dachte du wärst in Ordnung, aber wie kann man eine arrogante Mörderin mögen? Verschwinde.« Hana stand Schulterzuckend auf und winkte mir kurz zu. Ich sprang wieder von meinem Bett auf und erklärte: »Warte Hana ich komme mit.« Hana lächelte und nickte. Ich sah wie Sara und Tam sich abschätzige Blicke zuwarfen. Hana öffnete die Tür und verließ das Zimmer. Ich folgte ihr und verließ ebenfalls erleichtert den Raum. »Was sind das für Schreckschrauben? Ich habe in dem Zimmer auf dich gewartet, ich soll dir von Doktor Jacks ausrichten, dass du morgen um vier bei ihr sein sollst. Ich muss jetzt los in einer halben Stunde ist Bettruhe und... warte was hast du gemacht?«, plapperte sie. Ich schaute an mir hinunter, meine Klamotten waren etwas zerrissen und Blut tropfte an einer Wunde aus einer Wunde an meinem Bein. Ich hatte die Schmerzen gar nicht bemerkt, so beschäftigt war ich mit meinen eigenen Gedanken gewesen. »Ich habe Clare besiegt.«, erklärte ich zufrieden und lächelte. Hana schaute mich verwirrt an, lächelte dann aber auch. »Schön.«, erklärte sie langsam und drehte sich dann von mir weg. »Wart Hana, was möchte Doktor Jacks von mir?« Hana zuckte die Schultern, meinte dann aber »Vielleicht will sie etwas wegen dem Wettbewerb mit dir klären.« »Ach so. Okay.« »Ist wirklich alles in Ordnung?« Ich wollte erst den Kopf schütteln, zwang mich aber zu nicken. »Wirklich?«, fragte sie und zog die Augenbrauen hoch. »Ja, alles super, danke der Nachfrage.« Hana lächelte dann wandte sie sich ab und ging den Gang entlang, kurz bevor sie um die Ecke verschwand drehte sie sich um und meinte: »Ich drück dir die Daumen beim Wettkampf. Du kannst es schaffen. Tschüss.« Ich schaute ihr perplex nach. Gab es wirklich noch Menschen, die an mich glaubten?

Zurück im Zimmer nahm ich mir mein Notizbuch und setzt mich an den Schreibtisch. Ich versuchte Tams und Saras Bemerkungen auszublenden und fing an alles aufzuschreiben.

Montag

Schrecklich kann man vieles Beschreiben und auch diesen Tag kann man als Schrecklich beschreiben! Delia ist Clare, dass ist jetzt bewiesen! Ich weiß nicht wem ich noch vertrauen kann, hinter jeder Person könnte ein Welusspion stecken! Es gibt nur zwei Personen, die es mit Sicherheit nicht sind: Fanny und Blu. Sie haben mir geholfen Delia als Clare zu enttarnen aber letzentlich habe ich sie besiegt. Wäre dass alles gewesen, was passiert ist wäre es ein guter Tag gewesen, aber Doktor Mon hat uns danach in ihr Büro geholt. Fanny und ich müssen uns in den nächsten vier Tagen eine Lösung für ein Problem überlegen. Als Fanny und Blu mir beweisen wollten, dass Delia Clare ist haben sie ihren Umhang geklaut. Ich bin auf den Umhang getreten und habe damit irgendeinen Sender kaputt gemacht, der hat sich jetzt im Raum festgesetzt und so können alle Welusspione nun in den Raum teleportieren. Das bedeutete, dass sie uns angreifen können, wann immer sie wollen! Dadurch kamen dann jedoch auch Clare und ein Begleiter zu dem Raum. Sie haben uns angegriffen und haben fast gewonnen. Aber dann habe ich Clare besiegt und Blu hat den Begleiter besiegt. Jetzt müssten Clare und ihr Begleiter auf der Krankenstation sein, aber ich weiß es nicht genau. Wie gerne ich Clare ins Gesicht sagen würde, wie sehr ich sie hasse. Doktor Mon hat mir außerdem wieder gedroht mich umzubringen, was ist falsch mit ihr? Sie überwacht die ganze Schule! Ich weiß wirklich nicht wie das alles auf einmal passieren konnte? Vor Agrunus war alles so schön normal in meinem Leben und jetzt ist alles aus den Fugen geraten! Ob, wie Doktor Mon behauptet, ich wirklich an all dem Schuld bin? Ich weiß es nicht. Hoffentlich finde ich bald aus dem Nebel der Ungewissheit hinaus und kann wieder normal leben! 

Chroniken der Magie - LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt