8. Strafen

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Ich stand meinen Eltern gegenüber. Mum und Dad saßen auf zwei Stühlen – gefesselt –, hinter ihnen standen vier große Gestalten, ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen. »Lasst sie frei!«, schrie ich wütend und lief auf die Gestalten zu. Als ich noch wenige Schritte von ihnen entfernt war, stieß ich gegen etwas. Ich wurde zurückgeschleudert und knallte auf den Boden.  Ein höllischer Schmerz durchzuckte meinen linken Arm. Wütend schloss ich die Augen und versuchte, den Schmerz zu ignorieren, doch umso doller ich es versuchte, umso mehr spürte ich ihn. Ich biss die Zähne zusammen und stand auf. Ich muss sie befreien! Jetzt ging ich langsamer auf die Stühle zu, achtete auf jedes Detail. »Warum bist du hier?«, fragte eine der Gestalten in einem Sing-Sang. »Ihr habt meine Eltern entführt!«, schrie ich sie an. In diesem Moment wünschte ich mir eine evelistische Gabe, wie Tam sie besaß. Ich hätte die Gestalten quälen können, bis sie meine Eltern freigaben. »Du wirst uns aber nicht quälen können! Du hast eine nutzlose Gabe«, zischte die größte Gestalt. »Was?« Ich hatte doch gar nichts gesagt. Wie konnte es sein, dass er wusste, was ich gedacht hatte? »Was wollt ihr von mir?«, fragte ich die Gestalten. »Das weißt du ganz genau!« Verwundert blickte ich sie an. »Wir wissen davon, du musst nicht auf blöd tun!« »Ich weiß es wirklich nicht!«, schrie ich sie an. Wie konnten sie erwarten, dass ich wusste was sie wollten? »Gib es uns endlich, wir sind es leid zu warten!« Einer setzte sich in Bewegung, langsam ging er auf mich zu. Ich wich zurück, stolperte und stürzte. Ich hörte ein Knacken und ein unglaublicher Schmerz schoss durch meinen Arm. Die Gestalt fing an zu lachen. Ein tiefes, böses Lachen. Ich fing an zu zittern. Mein Arm schmerzte so sehr, dass ich mich kaum zu rühren wagte. »Gib es mir!« Die Gestalt beugte sich über mich. Jetzt konnte ich ihr Gesicht erkennen. Dawn! Auch die anderen kamen jetzt auf mich zu, ihre Finger waren Klauen, mit langen Nägeln, die grün waren. Dawn legte ihre Kapuze ab. Ihr Gesicht war verfault. Wie hatte ich sie überhaupt erkennen können? Die anderen Gestalten standen jetzt direkt vor mir. Die erste schob die Kapuze zurück. Das verfaulte Gesicht von meiner kleinen Schwester starrte mich an. Ich schrie auf. Die nächste hob ihre Hand und zerrte die Kapuze vom Kopf.

Loura! Ich schrie wieder, so laut ich konnte. Ich wollte sie nicht sehen, ich wollte nicht noch mehr verfaulte Gesichter sehen. Dawn beugte sich zu mir und schüttelte mich. Ich schlug nach ihr, doch sie schüttelte weiter, immer weiter.

Die Gesichter verblassten. Langsam öffnete ich die Augen, ich zitterte am ganzen Leib und mein Herz pochte, als wolle es zerspringen. »Ist alles in Ordnung?« Zara hatte sich über mich gebeugt. Ich schüttelte den Kopf. »Es war nur ein Traum!« Sie blickte mich aufmunternd an. »Es hat sich so echt angefühlt«, hauchte ich. »Was ist denn passiert?« »Ich habe meine Eltern gesehen, sie wurden von fünf Gestalten gefangen. Und... diese Gestalten waren...«, ich stockte, wieder sah ich Dawn vor mir, mit schwarzen Zähnen, »...waren Dawn, Loura und meine Schwester.« »Ein Albtraum!«, stellte Katy fest, sie stand plötzlich neben Zara. »Ach.« Das Feuermädchen blickte ihre Freundin an. »Ich meine ja nur...«, Katy zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. »Wo sind die andern?«, fragte ich. Mir war aufgefallen, dass nur die beiden da waren. »Beim Frühstück.« Zara deutete auf die Uhr. Ich erschrak, in zehn Minuten begann der Unterricht! »Oh, nein!« Ich sprang auf und stürzte zur Tür. »Vielleicht solltest du dir noch deine Frisur machen!« Katy deutete abschätzig auf meine Haare. Ich fasste mir an den Kopf, sahen sie wirklich so schlimm aus? Katy zog einen Spiegel aus ihrer Hosentasche. Warum hat sie einen Spiegel in der Tasche?, wunderte ich mich. Sie reichte mir den kleinen Spiegel und ich blickte in mein Gesicht. Prüfend musterte ich meine Haare, sie waren strubbelig. Ich zog das Haar-3000 aus meinen Haaren und drückte es. Sofort wurde es zur Bürste. Hecktisch fuhr ich mir durch die Haare, ehe ich sie zurück verwandelte und mir einen Zopf band. Was haben wir noch mal? Ach, ja, Geschichte der Magie! Ich rannte aus dem Raum in Richtung Klassenzimmer.

Chroniken der Magie - LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt