Wie?

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Mit zitternden Knien ging ich nach vorne. Warum hatte mich Doktor Mon ausgewählt? Hatte sie es getan, bevor die Schule wieder anfing. Ich schaute ihr in die Augen. Sie lächelte mich an, doch in ihren Augen lag keine Freude. Als ich mich zu den anderen Kandidaten stellen wollte, hielt sie mich an der Hand fest und zischte. »Eine Auffällige Sache und die Tiere kommen.« Mir wurde kalt, sie hatte es erst gestern Abend bestimmt. Sie wollte mich unter Druck setzen, sie wollte mich physisch fertig machen. Ich lächelte sie an, als ob sie etwas Nettes gesagt hätte, dann ging ich zu Emilia, Fanny, Rello und Froggy. »Das sind die Kandidaten, welche dabei sind. Alle anderen können in dieser Woche jeden Tag nach dem Unterricht hier her kommen. Wir werden noch vierzig weitere Kandidaten auswählen. Ihr dürft wieder auf eure Plätze gehen.« Ohne uns weiter zu beachten winkte sie uns zurück in die Menge. Meine Hände zitterten. Was war in ihren Augen auffällig? War es schlimm, wenn ich meine Gabe gut einsetzt konnte? Ich wünschte mir, jemanden zu haben, dem ich all dies anvertrauen konnte. Jemand, der es mir geglaubt hatte und mit mir zusammen eine Lösung gefunden hätte: Loura. Aber Loura war tot, plötzlich schmerzte mein Herz nicht mehr so doll. Ich musste mich aufs jetzt konzentrieren. Sobald der Trubel vorbei war konnte ich mich wieder fragen, was ich falsch gemacht hatte, aber jetzt musste ich aufpassen, dass Doktor Mon nicht umbrachte. »Es ist mir sehr wichtig, dass ihr aufpasst wem ihr vertraut. Falls ihr merkt, dass jemand sich komisch verhält meldet es! Ich will keine Spione und ich bereit dafür einen Hohen Preis zu bezahlen. Ihr seid entlassen. Morgen fängt der Unterricht wieder an, die neuen Stundenpläne liegen in euren Schubladen.«, verabschiedete sich die Direktorin und die Türen des Saals wurden geöffnet. Alle strömten hinaus und ich musste aufpassen, dass ich nicht von irgendjemand überrannt wurde. Als ich aus dem Saal hinaus war, lehnte ich mich gegen die Wand um nach einem bekanntem Gesicht Ausschau zu halten. Ich wollte gerade gehen, als sich ein Mädchen neben mich lehnte. »Hey, du bist eine der Teilnehmerin, oder?«, fragte sie und lächelte mich an. Ich musterte sie kurz. Sie hatte lockiges braunes Haar und steckend blaue Augen. Ein Schauer durchfuhr mich. Die Augen erinnerten mich unheimlich an Clare. »Ja und du bist...«, meinte ich. »Ich bin Delia Gage. Ich bin das Mädchen, das ihre Gabe erst vor vier Wochen gefunden hat.«, erklärte sie und schaute unsicher hin und her. »Ach so okay. Ich bin im ersten Jahr« »Ich weiß.«, lachte sie und zwinkerte mich zu. Ein kurzes Stechen fuhr durch meine Brust, dann lachte ich auf. »Stimmt. Doktor Mon hat das ja gesagt.« »Ja«, Delia lachte. »In welchem Zimmer bist du?« »In einem blauen Korridor.«, meinte ich. »Ich auch.«, meinte Delia. »Aber in meinem Zimmer sind sonst nur zwei Viertklässler. Die ignorieren mich.« »Tut mir Leid.«, murmelte ich. »Nicht so schlimm. Hast du Lust mir hier ein Paar Sachen zu Zeigen? Den Hobbyraum zum Beispiel.« Verwirrt blickte ich sie an. »Woher weißt du, dass es hier einen Hobbyraum gibt?«, fragte ich. »Hab ich vermutet.«, lachte Delia und packte meine Hand. »Bitte.« Ich lächelte »In Ordnung.« Vielleicht könnten Delia und ich Freundinnen werden. Sie wirkt echt nett., dachte ich hoffnungsvoll. Gleichzeitig schien sich etwas in mir sich gegen das Mädchen zu sträuben. »Ich zeig dir wo der Hobbyraum ist.«, meinte ich und zog sie in die richtige Richtung.

»Diese Schule ist echt cool.«, meinte Delia und biss in ihr Sandwich. Ich hatte ihr den Hobbyraum,  den Kleiderraum, die Korridore mit den Klassenräumen, den Gang mit dem Schwimmbad und Schließlich den Bibliothek gezeigt. »Finde ich auch.«, stimmte ich ihr zu. In der Cafeteria war es rappele voll. Überall saßen Leute. Wir teilten uns einen Tisch mit drei anderen Zweitklässlern. »Gibt es wirklich nur eine erste Klasse?«, fragte Delia zum dritten Mal. Ich nickte: »Ja, dass heißt, dass wir auf jeden Fall in der selben Klasse sind.« »Wie cool.«, antwortete Delia ausdruckslos. »Alles in Ordnung?«, hakte ich automatisch nach. Sie strahlte mich sofort wieder an: »Klar! Warum fragst du?« Ich zuckte mit den Schultern, seit wann war ich so misstrauisch. Seit dich Clare verraten hat!, antwortete ich mir. »Ich glaube ich muss langsam in mein Zimmer.«, meinte Delia und lächelte traurig. Ich nickte. Wir brachten unsere Teller zur Abgebe und verließen den Cafeteria. »Soll ich dich mit in meinen Korridor nehmen?«, fragte sie. Ich schaute sie stirnrunzelnd an. »Ja?«, fragte ich. Delia nickte, strich ihre Haare zurück und ließ die Fingerknöchel knacken. Alles um mich herum verschwamm. Ich suchte panisch nach halt, bekam aber nichts zu fassen.

Chroniken der Magie - LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt