Panik

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Ich rannte, rannte durchs nichts. Es gab keinen Boden, keine Decke, es gab nichts. Trotzdem rannte ich weiter, eine pochende Panik trieb mich dazu an noch schneller zu rennen. Dann hörte ich die trommelnden Schritte einer Person hinter mir. Sie rannte, rannte als ich. Angst machte sich in meiner Brust breit und ich musste keuchend stehen bleiben. Panisch drehte ich mich um. Eine seltsam verzerrte Gestalt starrte mich an. Ihre milchigen Augen durchbohrten mich, doch der Rest ihres Körpers flackerte wie eine Illusion. Sie trug einen blauen Umhang und hatte ebenso blaue Haare. Ihre schmalen Lippen waren zusammengepresst und sie hob einen flackernden Arm. Ihre Finger waren rot, rot vor Blut und ich wusste wessen Blut es war. Es war Blus Blut. Es war das Blut von ihrer Schwester, von Dawn, Loura und Neil. Es war das Blut von allen die wegen mir hatten sterben müssen. »Du bist Schuld«, sagte die Gestalt mit schallender Stimme, die mir so viel Angst einjagte, dass ich automatisch einen Schritt zurück wich. »Nein«, flüsterte ich und schüttelte mich um die Schuldgefühle die über mir einbrachen abzuschütteln. »Du bist Schuld«, wiederholte die Gestalt und langsam festigte sich ihre Gestalt.

Ich schüttelte wieder den Kopf und schaffte es alles hinunter zu schlucken, alle Wut, alle Trauer, alle Schuld.

Fanny trat aus der bebenden Gestalt hervor, sie wirkte wie sie nur kleiner. Ihre Augen waren wieder blau, so blau sie gewesen waren bevor Doktor Mon sie gefoltert hatte. Aber alle wärme war aus ihren Augen verschwunden. Jetzt waren sie kalt und abweisend. Sie hob eine Hand und deutete wieder auf mich. »Du hast es nicht mehr verdient zu leben«, zischelte sie und war mit einem riesigen Schritt direkt vor mir. Dann legte sie eine kalte Hand auf meine Schulter. Die Hand schien eine Tonne zu wiegen und ich schaffte es nur mit Mühe aufrecht stehen zu bleiben. »Das Ende von dir ist der Anfang enger guten Welt«, flüsterte mir Fanny ins Ohr, dann legte sie ihre andere eiskalte Hand um meinen Hals. Die Finger schienen wie glühende Eisen durch mein Fleisch zu dringen. Auch wenn die Hand kalt war wurde mir heiß und ich versuchte ihrem eisigen Griff zu entkommen. Langsam drückte Fanny zu, ich merkte nur noch den Druck um meinen Hals und konzentrierte mich darauf. Mein Hals pochte immer mehr und kleine schwarze Flecken tanzen vor meinen Augen. Ich brauchte dringend Luft. Fannys Gesicht war zu einem erfreutem Grinsen verzogen, als ich sie in den Bauch trat wurde der Gesichtsausdruck einen Moment verscheucht und blankes Entsetzten stand in Fannys Augen, dann war da wieder die harte Maske und Fannys unnachgiebige Hand an meinem Hals. Langsam hob sie mich in die Luft, mein Herz raste vor Angst, ich wollte nicht sterben. Nicht hier, nicht auf diese Weise. Ich griff mit beiden Händen so gut es ging um meinen Hals und versuchte ihre Hand wegzuziehen. Mit jeder Sekunde wurden meine Finger tauber und mein Sichtfeld kleiner. Ich wagte noch einen Versuch Fanny zu entkommen, dann ließ ich meine Hände kraftlos sinken. Meine Lungen kreischten nach Luft und ich sah nur noch ihre Augen. Ich schloss meine Augen, im letzten Moment wurden Fannys Augen wieder weiß und ihr Druck ließ einen Moment nach. Meine Hoffnung kehrte zurück. Dann drückte sie wieder so fest wie vorher zu. Ich horte ein leises Knacken und unendlicher Schmerz durchfloss meinen kompletten Körper. Meine Hände verkrampften sich, ehe ich auf dem Boden aufknallte und nichts mehr real war.

Zitternd und keuchend wachte ich auf. Sofort fühlte ich nach den Druckstellen an meinem Hals, nichts war da. Ich spürte die Tränen auf meinen Wangen und wischte mir einmal über die Augen; so war es also zu sterben. »Heulsuse«, hörte ich jemand zischen und blickte auf. Moga stand vor meinem Bett, ihre Arme waren verschränkt und sie blickte mich nachdenklich an. Ich war erleichtert, nicht Tam zu sehen. Zara, Moga und Katy hatten mich nach der letzten Nacht in meinem Zimmer bei sich aufgenommen. Ich lächelte Moga an. »Trauerst du immer noch deinen Freunden nach?«, fragte sie. Ich schluckte und nickte dann »Ja«, hauchte ich nicht im Stande laut zu sprechen. Moga schnaubte laut auf. »Weißt du Luna, ich verstehe ja, dass es dir schwer fällt loszulassen, aber du musst damit aufhören!«, fauchte Moga und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich kniff die Lippen zusammen. Moga verdrehte die Augen und meinte dann: »Luna, dass ist einfach nur dumm. Du bist doch nicht daran schuld! Du hast niemandem ein Messer zwischen die Rippen gerammt oder so...« Ich musste kurz lächelt, genau das gleiche hatte Zara auch gesagt. »Ich weiß«, seufzte ich. »Hör zu, jeder der sagt, dass du Schuld bist ist ein Dummkopf! Also leb dein Leben, die Toten werden das lieber sehen.«, erklärte Moga, dann wandte sie sich um und ging zur Zimmertür. »Weißt du was, ich gehe jetzt Frühstücken, du kannst meinetwegen mitkommen. Aber dann will ich die alte Luna wieder.«

Chroniken der Magie - LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt