Rache

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Etwas ging in mir kaputt, ich konnte es spüren. Ich starrte auf Ans schlaffen Körper, in ihr leeres Gesicht. »Warum?«, flüsterte ich und unterdrückte ein Zittern. Clare lächelte mich an, dann warf sie einen Blick zu dem Jungen neben ihr. »Solves, wie abgesprochen«, zischte sie ihm zu und einen Moment packte mich die Angst, dann wandelte sie sich in Gelassenheit. Ich starrte einen Moment auf Ans Leiche, dann wieder in Clares Gesicht und atmete tief durch. »Clare, du hast lange genug gelebt«, fauchte ich und wollte die Zeit anhalten. Plötzlich wurde ich Müde. Ich musste blinzeln und einen Moment verschwammen meine Gegner vor meinen Augen. Dann schüttelte ich die Müdigkeit ab. »Leb wohl Luna«, fauchte Clare und verschwand. Solves blieb an der Stelle stehen und seine rötlichen Augen durchbohrten mich. Er fuhr sich durch seine schwarzen haare und einen Moment kam er mir seltsam bekannt vor, dann starrte ich wieder auf An und wieder zu Solves und ragte mich wo Clare jetzt war.

Ein spitzer Schrei ertönte und ich wirbelte sofort herum. Clare stand hinter mir, doch sie hielt nicht mir ein Messer an die Kehle, sondern Stefanie. Diese keuchte panisch und Tränen rannen über ihr Gesicht. »Ich weiß, dass dir das sehr viel mehr Schmerzen macht Luna. Sieh zu wie ich all deine Freunde und Bekannten töte. Er dann werde ich dich töten«, lachte Clare. Ich starrte sie einen Moment verwirrt an, dann verstand ich und sprang auf sie zu. Es war mir egal ob sie mich nun töten würde, ich wollte es beenden, heute, hier und jetzt. »Solves«, brüllte Clare und eine Sekunde später brach Stefanie zusammen. Blut rann über ihr Gesicht, aus den Augenhöhlen, aus dem Mund, aus der Nase. Sie stieß noch einen gurgelnden Schrei aus, dann war es für sie vorbei. Ich wusste, dass Stefanie tot war. So wie An, Dawn, Loura, Neil, Blu... so wie alle Leute die Clare voller Freude ermordet hatte, weil sie Spaß daran hatte. Voller Ekel sprang ich auf Clare zu hielt die Luft an, die Zeit erstarrt und ich riss ihr den Dolch aus der Hand. Dann legte ich ihr den Dolch an die Kehle. Meine Hand begann zu zittern, und Schweiß rann über meinen Rücken. Tu es Luna, sie hat es verdient zu sterben..., rief eine hallende Stimme in meinem Kopf. Aber möchtest du wirklich ihr Blut an deinen Fingern haben? Oder soll sie nicht lieber von jemand anderem umgebracht werden?, fragte eine andere. Ich biss mir auf die Lippe. Ich wollte Clare umbringen, dass hatte ich gewollt seit Loura und Dawn von ihr umgebracht worden waren. Aber wollte ich wirklich einen Menschen umbringen, auch wenn es nur Clare war. Vielleicht würde es reichen ihr schreckliche Schmerzen zuzufügen..., dachte ich eine Sekunde, dann schüttelte ich den Kopf. Nein, Clare hat es nicht verdient einen weiteren Atemzug zu tun. Wieder biss ich mir auf die Lippe und drückte den Dolch ein bisschen stärker an ihre Kehle. Ich spürte etwas Warmes an meinen Fingern und musste sofort würgen. Der metallische Blutgeruch flog durch die Luft und es klebte an meinen Fingern. Meine Finger wurden langsam taub und das Messer rutschte mir aus der Hand, nein ich konnte Clare nicht die Kehle durchschneiden.

Das Messer schlug klirrend auf dem Boden auf und ich hob es sofort wieder auf ehe ich in Clares erstarrte Augen sah und einen Moment überlegte ich sie am Leben zu lassen, ihr eine zweite Chance zu geben. Die sonst so hasserfüllten Augen waren jetzt warm und ängstlich. Ich wusste nicht warum sich die Gefühle in ihnen durch die Zeitlosigkeit änderten aber vielleicht zeigten sie Clares wirkliches ich, nicht das welches sie jeden Tag spielte. Vielleicht hatte sie Dawn und Loura gar nicht töten wollen... Kaum hatte ich es gedacht wusste ich, dass es nicht stimmte. Clare war nicht das nette Mädchen, welchen sie hatte vorgespielt. Sie war eine kaltblütige Mörderin der es egal war ob sie ein Menschenleben beendete. Aber ich war keine Kaltblütige Mörderin, oder noch nicht.

Ich seufzte, ich konnte Clare nicht töten.

Die Zeit lief weiter und Clare fiel auf den Boden. Ein keuchender Schrei entwich ihrer Kehle und sie umfasste ihren Hals. Dann starrte sie mich an und in ihren Augen stand wieder nur unfassbarer Hass. »Du traust dich nicht einmal mich zu töten«, fauchte Clare mit heiserer Stimme. Ich sah sie an, dann sagte ich so fest wie möglich: »Jemanden zu töten ist keine Stärke, es ist eine Schwäche.« Sie lachte und richtete ihren Blick auf Solves. »Nun, dann sind wir wohl leider heute schwach...« Solves schnaubte und ich spürte wie mein Blut anfing zu brodeln.

Chroniken der Magie - LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt