Kapitel Achtundzwanzig: Genug von ihm

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Ich war gespannt, wie Arianas Laune heute war. Als ich gestern ging, war sie wenigstens soweit, dass sie nicht mehr weinte.
Hoffentlich geschahen heute keine weiteren Zwischenfälle.

Den ersten Unterrichtsblock hatte ich mit Elliot zusammen. Es beunruhigte mich nicht, ich saß nicht neben ihm, also hatte ich nichts zu befürchten.

Zumindest dachte ich das.

Aber natürlich lief es nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Gewisser Jemand ließ sich auf den Platz neben mich fallen.
"Morgen." Flötete er. Ich konnte mir ein Grinsen nur schwer verkneifen, aber es musste sein. Immerhin war ich immer noch sauer auf ihn.
"Wieso sitzt du nicht bei Pamela?" Fragte ich ohne ihn anzusehen und holte meine Unterlagen aus meiner Tasche.
"Ich hatte Lust bei dir zu sitzen." Antwortete Elliot leichthin und grinste jungenhaft. Ich schüttelte den Kopf. "Ich bin immer noch sauer auf dich, Elliot." Jetzt machte er ein ernstes Gesicht.
"Mabel, ich verstehe ja, dass mein Verhalten falsch war, aber übertreibst du jetzt nicht ein wenig?"

Ich schnaubte empört und wollte eine patzige Antwort geben, als mir etwas besseres einfiel. "Wann wirst du mir endlich das sagen, was du mir jetzt noch verschweigst?" Entgegnete ich.
"Wenn ich mir sicher bin, dass es nichts kaputt macht." Er sah verletzlich aus, während er dies sagte. Dieser Gesichtsausdruck erwärmte mein Herz.
"Ich habe Angst vor deiner Reaktion und dass danach nichts mehr wie vorher ist." Mit dieser Tour würde er mich immer kriegen, das war mir jetzt bewusst. Ich konnte nicht anders und musste ihm einen Kuss auf die Wange geben.

"Es ist okay. Solange du und Dean zivilisierter miteinander umgeht und es sowas wie gestern nicht mehr gibt." Ich lächelte, um meinen Worten die Härte zu nehmen und das veranlasste Elliot auch zu lächeln. Er wirkte fast schüchtern und plötzlich kribbelte etwas in meinem Bauch.

Das war aber sicherlich nur der Hunger.

***

Tatsächlich schien es so, als würde dieser Tag normal werden. Ariana sah gut aus, zumindest so gut, wie man nach einer Trennung aussehen konnte. Sie erwähnte Gracen mit keinem Wort, sondern fragte mich, ob wir heute miteinander für die anstehende Geschichtsklausur lernen würden. Ich willigte ein und so kam es, dass wir nach der letzten Stunde gemeinsam die Schule verließen. Wir unterhielten uns über belangloses Zeug, bis Ariana mich plötzlich mitten im Satz unterbrach.

"Mabel."

Ich sah sie verwirrt an. "Was denn?" Sie schluckte schwer. "Da steht Gracen." Nun hatte ich ihn auch entdeckt. Schnell zog ich Ariana in eine andere Richtung- aber zu spät. Er hatte uns bereits entdeckt.

"Ariana!" Rief er und lief schnellen Schrittes auf uns zu. Sie holte tief Luft und wappnete sich für das, was jetzt kommen würde.
"Warum ist dein Handy aus?" Sein wütender Ton irritierte uns beide gleichermaßen.
"Warum nicht? Ich habe dir nichts mehr zu sagen, Gracen." Sagte meine Freundin ruhig. Ich bewunderte sie für ihre Gelassenheit, an ihrer Stelle würde ich jetzt zumindest einen unfreundlichen Ton anschlagen.
"Du musst mir wenigstens die Chance geben, es zu erklären." Forderte er. Ariana verdrehte die Augen.
"Ich muss gar nichts. Was willst du auch erklären? Dass das nicht so war wie es aussah? Oder dass sie deine Cousine dritten Grades ist, die grad aus Timbuktu wiedergekommen ist?"
Gracen funkelte sie wütend an, sagte aber nichts.
Ich wollte gerade zu Ariana sagen, dass wir gehen sollten, als ihr doch noch etwas einfiel.
"Wann bin ich dir egal geworden, Gracen?" Fragte sie. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, er wurde sanft.
"Du bist mir doch nicht egal, Ari, aber..."

"Aber was?" Schaltete sich nun eine neue Stimme hinzu. Dean war unbemerkt auf uns zu gekommen und hatte gehört, worum es ging. Ich ahnte übles. Dean und Gracen konnten sich noch nie besonders gut leiden.

"Was mischst du dich da jetzt ein, Cameron?" Gracen nannte Deans Nachnamen, um zu betonen, wie unerwünscht er gerade war.
"Es ist ja wohl nicht zu übersehen, dass dich Ariana nicht bei sich haben will." Provozierte ihn Dean.
"Natürlich will sie das!" Gracen wurde lauter.
"Würde sie sonst gerade gehen?" Erst jetzt fiel Gracen auf, dass Ariana und ich uns umgedreht hatten und gegangen waren.

Sie hatte genug von ihm für diesen Moment, aber ich wusste, dass dies hier noch nicht vorbei war.

1k Reads! Ich freu mich so :) Danke, danke, danke.

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