Kapitel Fünfunddreißig: Hilflosigkeit

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Ariana war noch einige Zeit bei mir gewesen und wir hatten alles besprochen, was passiert war. Ich hatte mich auch endlich getraut, etwas von Elliot und mir preis zugeben. Sie wusste nun, dass wir uns trafen und dass wir uns geküsst hatten. Das Spiel und die Wette hatte ich mal wieder ausgelassen. Irgendwann würde ich es ihr erzählen.

Nun war ein neuer Tag und ich war gespannt, wie er verlaufen würde. Ob Ariana und Dean miteinander reden würden, oder ob sie sich ignorieren.
Meine Freundin schien ähnliche Fragen zu haben, denn sie erwartete mich mit einem besorgten Gesicht.
"Was, wenn er denkt, es würde mehr bedeuten? Hat es mehr bedeutet?" Überhäufte sie mich mit ihren Sorgen, bevor ich sie überhaupt begrüßen konnte.
"Keine Ahnung, das werden wir wohl gleich merken. Bis dahin, entspann dich und denk nicht mehr dran." Versuchte ich sie zu beruhigen.
"Leichter gesagt als getan." Antwortete sie und sah hilflos nach vorne zur Tafel, wo unser Lehrer bereits Formeln anschrieb. 

***
"Spätestens in Englisch wirst du ihm nicht mehr aus dem Weg gehen können." Sagte ich mit genervtem Unterton. Ariana hatte mich den ganzen Tag durch die Schule gezogen, um möglichst Dean nicht über den Weg zu laufen. Das nervte mich irgendwann, weil ich nie dazu kam meine Stulle zu essen. Und ich war jemand, der hungrig leicht reizbar war.

"Da muss ich ja nicht unbedingt mit ihm reden." Gab Ariana zurück. Ich verdrehte die Augen und seufzte. Das war hoffnungslos.

***
"Scheiße, da ist er. Scheiße. Oh Gott, Mabel, was mach ich denn jetzt?" Ariana klammere sich an meinen Arm und versuchte krampfhaft nicht in Deans Richtung zu sehen. "Meine Güte, Ariana, beruhig dich. Er wird dich nicht auffressen. Wir setzen uns jetzt hin und tun so, als hätten wir ihn nicht gesehen. Ganz einfach." Ich zog sie zu unserem Tisch, ohne Dean zu beachten. Dieser verfolgte meine Freundin mit seinem Blick, Sehnsucht lag darin, und schien enttäuscht zu sein, dass sie ihm keine Aufmerksamkeit schenkte.

"Er tut mir leid..." Murmelte Ariana, der natürlich nicht entgangen war, dass er sie beobachtete.
"Dann rede mit ihm." Für mich erschien das als die einzig logische Lösung.
"Wie soll ich denn...ich weiß nicht, was ich fühle. Es hat sich geändert..." Ich empfand so viel Mitleid für sie und konnte ihr nicht helfen. Wut auf Dean breitete sich in mir aus. Warum musste er ihren Zustand ausnutzen? Er kannte sie seit Jahren, er wusste, dass sie Trost brauchen würde.
Schamloser Mistkerl.
Genauso wie sein Freund. Na ja, inzwischen nicht mehr.
Aber das sind Kleinigkeiten.

Ariana riss mich aus meinen Gedanken. "Mabel, Mabel, er kommt hin, was soll ich tun?" Quietschte sie. Tatsächlich war Dean aufgestanden und zu uns gekommen, da sich unsere Lehrerin verspätete.

"Ihr habt euch also wieder vertragen?" Erkundigte er sich zur Begrüßung. Ariana nickte stumm und brachte es nicht einmal fertig zu lächeln.
"Ja...gewisse Umstände haben dazu beigetragen." Antwortete ich stattdessen. Vielleicht verstand er ja, dass ich Bescheid wusste. Dean sah mich kurz unverwandt an und wandte sich dann an Ariana.
"Ariana, können wir reden?" Ihr Blick wurde panisch, ihre Hautfarbe kalkweiß.
"Ähm, nein, sorry, ich...muss meine Mutter anrufen!" Redete sie sich raus und klammerte sich unter unserem Tisch an meine Hand.
"Oh,okay...dann nicht." Dean drehte sich um und ging zu seinem Platz zurück.
"Findest du nicht, du übertreibst?" Fragte ich Ariana zweifelnd, da er mir jetzt irgendwie leid tat.
"Ja, ich weiß...aber ich weiß einfach nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Was wenn ich die falsche Entscheidung treffe? Erstmal sollte ich die Sache mit Gracen klären..." Antwortete sie verzweifelt.

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