GameBoy

Kapitel Sechzig: Vier Augen Gespräche

Es war keine Frage, wer Dean von dem Spiel erzählt hatte. Der Spielmeister höchstpersönlich. Ich verfluchte ihn dafür, dass er nicht mal das kleinste Bisschen Anstand besaß und wenigstens niemandem davon erzählte. Reichte es ihm nicht, dass er mich gedemütigt und verletzt hatte?

"Du bist so ein Arschloch, Elliot King!" Schrie ich, noch bevor ich Elliot erreicht hatte, der mit seinen Freunden hinter der Sporthalle stand.
Gelangweilt drehte Elliot sich um, während seine Freunde mich belustigt und überrascht beobachteten.

"Was hab ich gemacht, Maby-Baby?" Fragte er mit einem süffisanten Grinsen. Dass er meinen Spitznamen nannte, versetzte mir einen Stich ins Herz.
Ich sah zu seinen Freunden, die natürlich alles mitbekommen würden.
"Können wir unter vier Augen reden?" Bat ich Elliot, immer noch mit wütender Stimme.
"Gerne." Er grinste. Dass er alles so locker hinnahm, machte mich nur noch wütender. Wir entfernten uns von der Gruppe, bei der auch Ariana blieb.

"Also, was ist?" Sobald wir alleine waren, veränderte sich Elliots Gesichtsausdruck von amüsiert zu angespannt.
Ich schluckte. "Warum hast du Dean von dem Spiel erzählt?"
Er verdrehte die Augen. "Warum nicht? War doch mein gutes Recht."
"Dein gutes Recht? Bist du bescheuert?" Fauchte ich ihn an.
"Das war nicht dein gutes Recht! Du hattest keinen Grund dazu! Keinen einzigen! Also, warum?"

"Weil Dean genervt hat, warum du nicht mehr bei uns abhängst. Was hätte ich denn sagen sollen?"
"Keine Ahnung, du kannst doch sonst auch so gut lügen!" Ich wusste, dass er hörte, wie verletzt ich war. Aber in diesem Moment war es mir egal.
"Was meinst du damit?" Er musterte mich verwirrt.
Ich sah zu Boden. "Ist jetzt auch egal." Wich ich leise aus.
"Mabel, was meinst du damit?" Elliots Stimme wurde fordernder.
"Vergiss es, Elliot." Ich drehte mich um und ging zurück zu Ariana.
"Hat sich erledigt." Sagte ich zu ihr.
Ich spürte, dass Elliot mir nachsah.

"Und? Warum hat er es Dean erzählt?" Fragte Ariana, nachdem wir den Schulhof verlassen und unseren Kursraum aufgesucht hatten.
"Keine Ahnung, wollte er mir nicht so ganz sagen." Antwortete ich und zuckte mit den Schultern. Ich war noch zu aufgewühlt, um ihr zu erzählen, worüber Elliot und ich tatsächlich mehr oder weniger geredet hatten.

Die ganze Stunde über beschäftigten mich zwei Fragen.

Warum hatte Elliot so getan, als wüsste er von nichts?

Bereute er, was er getan hatte?

Nach der Schule fuhr ich zu Aiden, dem ich erst von Dean und dann von dem Gespräch mit Elliot erzählte. Ich wollte keine Geheimnisse vor Aiden haben, weswegen er zum Teil auch von dem Spiel wusste. Natürlich kannte er keine Einzelheiten.
Man könnte jetzt denken, dass ich mich nicht beschweren durfte, dass Dean davon wusste, wenn ich es Aiden erzählt hatte, aber Aiden ging nicht auf unsere Schule und war eine relativ neutrale Person. Er kannte Elliot und die anderen nicht und er bildete sich zwar seine Meinung auf der Basis meiner Erzählungen, aber er gab mir nur Ratschläge und hörte mir zu und ging nicht zu Elliot und verprügelte ihn.

Und dafür war ich ihm dankbar.

Mir fällt gerade so auf, dass es sein könnte, dass Gameboy bis zum Ende meiner Sommerferien (23.08. wenn ich mich nicht irre) beendet wird!