Kapitel Dreißig: Das Hier und Jetzt

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Stunden später saßen wir immer noch im Papertown. Elliots Arm lag auf meiner Schulter und ab und zu malte er Kreise auf ihr, was mir jedesmal eine Gänsehaut verursachte. Seine Freunde hatten mich immer ins Gespräch miteinbezogen und ich genoss es, über belanglose Themen zu reden. Es wurde viel gelacht, wir vergaßen die Zeit, bis Elliot auf die Uhr sah.

"Schon so spät? Mabs, wann musst du nach Hause?" Nun sah auch ich auf meine Uhr und stellte geschockt fest, dass es kurz vor Mitternacht war und meine Eltern bald nach Hause kommen würden.

"Mist, ich muss nach Hause, sonst kriegen meine Eltern mit, dass ich weg war." Missmutig begann ich meine Sachen zusammen zu suchen. Ich wollte nicht gehen.

"Ruf sie an und sag ihnen, du schläfst bei mir." Schlug Elliot vor. Ich sah ihn zweifelnd an. "Meine Eltern erlauben mir niemals, bei 'nem Typen zu schlafen, der nicht mein Freund ist."
Sie waren in dieser Hinsicht ein wenig konserativ, aber bisher hatte ich nichts dagegen gehabt, immerhin hatte ich kaum männliche Freunde.
"Dann sag, du schläfst bei einer Freundin, ich bin schließlich auch da." Sagte Lillian. Dieser Vorschlag leuchtete mir ein, also suchte ich nach meinem Handy und rief meinen Vater an.

"Hallo? Mabel, ist was passiert?" Meldete er sich, in seiner Stimme klang ein besorgter Unterton mit.
"Nein, keine Sorge. Ich wollte nur sagen, dass ich bei Ariana bin, weil es ihr nicht gut geht und ich hier über Nacht bleibe. Ist das okay?"
"Ja, in Ordnung. Du sagst aber reichlich spät Bescheid." Sagte er misstrauisch. "Ähm, es war nicht direkt klar, ob ich bleibe, eigentlich wollte mich ihre Mutter nach Hause fahren, aber jetzt bleib ich hier." Redete ich mich raus und versuchte nicht nervös zu klingen.
"Ach so. Okay, tschüss."
"Tschüss, Papa." Ich legte auf und packte mein Handy wieder weg.

"Alles klar, ich penn bei euch." Meinte ich zu Elliot und Lillian. Diese klatschte erfreut in die Hände. "Super, dann können wir ja jetzt noch um die Häuser ziehen." Bei dem Gedanken, noch stundenlang in Bars rumzuhängen, taten mir jetzt schon die Füße und der Rücken weh. Elliot schien meinen Gedanken zu erraten.
"Lillian, sei uns nicht böse, aber wir fahren schon nach Hause." Er nahm sich seine Jacke und wir standen auf.
Seine Schwester sah uns enttäuscht an. "Jetzt schon?"
"Wir holen das nach." Versprach ich ihr und ließ mich von Elliot nach draußen ziehen.

Als wir in seinem Auto saßen und zu ihm nach Hause fuhren, fiel mir etwas ein.

"Ich hab doch gar keine Sachen dabei." Sagte ich. Elliot grinste.
"Was du zum Schlafen trägst, wirst du gleich sehen und sowas wie Zahnbürsten haben wir auf Vorrat. Meinetwegen fahr ich dich morgen früh nach Hause und du duschst einfach da. Mir ist es egal, wie du aussiehst." Ich schmolz dahin, obwohl mir die Aussage bezüglich meines Pyjamas etwas Angst einjagte.

***

Es war klar, mit welcher Absicht Elliot früher nach Hause wollte und dieser Verdacht bestätigte sich, als wir bei ihm waren und er sich praktisch auf mich stürzte.

Okay, das war vielleicht etwas übertrieben, aber trotzdem hatte er mich zu sich gezogen und mich geküsst. Ohne voneinander abzulassen, stolperten wir auf sein Bett. Meine Hände fuhren von seinem Nacken zum Saum seines T-Shirts und ich zog es ihm über den Kopf, um gleich darauf wieder seine Lippen an meinen zu spüren. Mein Shirt folgte bald darauf. Wir waren in unserer Welt gefangen, das Einzige, was uns interessierte, war möglichst viel von dem anderen zu spüren. Elliot stöhnte auf, als ich höher auf seinem Schoß rückte und somit auf einer Höhe mit ihm war. Sein Stöhnen schürte das Feuer, das zwischen uns war und seine Hände, die mich berührten, schickten Stromschläge durch meinen Körper. Elliot zog seinen Kopf zurück und beendete den leidenschaftlichen Kuss.

"Da ist noch zu viel Stoff zwischen uns." Raunte er mit heiserer Stimme, die mich noch mehr anmachte, als ich es sowieso schon war.

"Dann mach ihn weg." Flüsterte ich zurück und starrte auf seine warmen und weichen Lippen, die ich wieder mit meinen berühren wollte. Mit meiner Einstimmung zog sich Elliot seine Hose aus und auch ich befreite mich von meiner engen Jeans, die mich in meiner Bewegung eingeschränkt hatte. Endlich trafen sich unsere Münder wieder, doch diesmal nur für eine kurze Zeit. Dann begann er sich von meinen Lippen runter zu meinem Hals zu arbeiten, wo er langsam anfing zu saugen. Ich wusste, dass dies ein Knutschfleck werden und mir Ärger einbringen würde, aber es war mir egal. Mein Verstand hatte sich ausgeschaltet, was zählte war das hier und jetzt.

Erst, als Elliots Hände von meiner Taille eine Region tiefer rutschten, seine Finger sich in meinem Slip verhakten und ihn langsam runterziehen wollten, realisierte ich die Situation. Ich beendete abrupt den Kuss.

Ich sah unsicher zur Seite. "Elliot, wir können nicht..." Ich rutschte von seinem Schoß und griff mir das schwarze Stück Stoff, das sich, als ich es überzog, als sein T-Shirt entpuppte.

"Du hast recht..." Er war mindestens genauso verlegen wie ich und fuhr sich erneut durch die Haare.

"Wir sollten schlafen." Ich stand von seinem Bett auf und legte mich auf die Couch, die in seinem Zimmer stand. Es war mir egal, dass ich keine Decke und kein Kissen hatte, ich nicht mal eine Hose trug und mir schrecklich kalt war. Den Teufel würde ich tun und ihn jetzt nach einer Decke fragen. Viel zu peinlich war mir die Situation von eben und dass ich mich so vergessen hatte.

"Komm ins Bett, Mabel. Ich seh doch wie kalt dir ist." Meinte er, als ich mir über die Arme rieb.

"Geht schon." Mein Stolz war stärker als die Kälte.

"Ich werd dich nicht mehr anfassen, aber ich lass nicht zu, dass du in der Kälte liegst. Was sollen deine Eltern denken, wenn du morgen mit 'ner Erkältung nach Hause kommst?"

"Was sollen meine Eltern denken, wenn sie den Knutschfleck sehen, den du mir verpasst hast?" Fuhr ich ihn an, stand aber auf. Mein Stolz war doch nicht stärker als die Kälte. Außerdem wollte ich nicht kindisch sein, immerhin war nichts ohne mein Einverständnis zwischen uns geschehen. Ich ließ mich auf das Bett fallen, kuschelte mich unter die Decke und drehte Elliot den Rücken zu. Sein Blick bohrte sich in meinen Rücken, er atmete durch, sagte aber nichts. Dann legte er sich zu mir und machte das Licht seiner Nachttischlampe aus.

Natürlich konnte ich nicht schlafen. Seine Nähe machte Schlaf unmöglich und die Spannung zwischen uns war unerträglich. Ich hatte das Bedürfnis, meine Abwehr von eben zu erklären.

"Wir sind nicht zusammen, deswegen können wir nicht..." Sagte ich leise, drehte mich aber nicht zu ihm um.

"Ich verstehe dich. Ich würde auch nicht erwarten, dass wir es mal tun. Mach dir keinen Kopf." Antwortete er sanft. Dieser Satz löste die Spannung zwischen uns und er schlang seinen Arm um mich und zog mich zu sich. Ich kuschelte mich an seinen Rücken und schloss die Augen. Langsam sank ich in den Schlaf und bekam deswegen nicht mehr mit, was Elliot mir ins Ohr flüsterte.

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