Kapitel Vierundsechzig: Immer noch kein Friede, Freude, Eierkuchen

6.9K 369 4
                                    

Elliots Blick ging mir nicht aus dem Kopf. Natürlich sagte ich mir immer wieder, dass ich mir die Verzweiflung in seinem Blick eingebildet hatte und er mir nur weiterhin weh tun wollte. Aber trotzdem spielten sich in meinem Kopf verschiedene Szenen einer Versöhnung. Dank genau dieser Szenen hatte ich sofort ein schlechtes Gewissen Aiden gegenüber und meine gute Laune war dahin.

Dementsprechend miesepetrig kam ich bei meinem Freund an, was er -aufmerksam wie er nun mal war- sofort bemerkte.
"Was ist los?" Fragte er, nachdem wir uns geküsst hatten. Sein Arm war um meine Taille geschlungen und so gingen wir zu ihm.
Ich war dankbar für seine Nähe, da es das einzige war, dass mich nicht verwirrte. Aiden war eine Konstante für mich in dem Chaos, das mein Leben darstellte.
Trotzdem schwirrte in meinem Kopf immer noch Elliot herum.
"Nichts...hab nur Kopfschmerzen." Das war nichtmal ganz gelogen, das fieberhafte Nachdenken hatte mir tatsächlich Kopfschmerzen beschert, aber der wahre Grund für meine schlechte Laune war es nunmal auch nicht.
Zum Glück beließ Aiden es dabei und bohrte nicht weiter nach.

Kurze Zeit später lag ich neben Aiden auf seinem Bett. Zwar war sein Arm um mich geschlungen, aber ich fühlte mich trotzdem kilometerweit von ihm entfernt. Ihm schien es ähnlich zu ergehen, denn er zog sich immer weiter von mir zurück. Mental, nicht physisch, versteht sich.
Das schlimmste daran war aber, dass dieser Zustand allein meine Schuld war.

Zwei Stunden später hielt ich es nicht mehr aus. Ich stand auf und holte mein Handy aus meiner Tasche.

"Oh, meine Mutter hat mir geschrieben, dass ich nach Hause kommen soll!" Log ich. Aiden, der mich anfangs nur beobachtet hatte, stand jetzt ebenfalls auf.

"Okay, dann bring ich dich noch zum Bus." Er lächelte. Ich lächelte ehrlich zurück.
"Nein, danke. Das brauchst du nicht." Ich küsste ihn sanft. Dann nahm ich meine Tasche und verließ das Haus.

Mein schlechtes Gewissen wuchs immer mehr.
Am liebsten würde ich zurück zu Aiden gehen, ihn küssen und ihm die Wahrheit erzählen.
Aber was war die Wahrheit?
Ich wusste es ja selber nicht.

Und der Tag wurde einfach nicht besser.
Denn als ich an der Bushaltestelle stand und auf meinen Bus wartete, komplett in Gedanken versunken, wurde ich von jemandem entdeckt.

"Da ist Mabel! Komm, wir gehen zu ihr." Ich sah in die Richtung aus der die Stimme kam und entdeckte sehr zu meinem Leidwesen Elliot und das Mädchen von heute Nachmittag. Eben dieses Mädchen, dem Elliot King ein Liebesgeständnis gemacht hatte.
Das, wovon der Großteil der Mädchen an meiner Schule träumte.

Allerdings hatte nicht besagtes Mädchen mich entdeckt, sondern Elliot. Sie sah nämlich nicht so begeistert davon aus, dass er sie zu mir zog. Und ich war es auch nicht.

"Hey, Mabel!" Begrüßte mich Elliot überschwänglich. Ich runzelte die Stirn. "Hallo." Sagte ich knapp und unfreundlich.
"Wir kennen uns noch gar nicht, oder? Ich bin Lola, Elliots Freundin." Strahlte mich das Mädchen an.
"Mabel." Ich wollte nicht freundlich sein. Immerhin war sie es auch nicht. Ihr Lächeln war gefälscht und bevor sie sich vorgestellt hatte, war ihr Blick prüfend an mir auf und ab gewandert.

Plötzlich riss Lola ihren Arm in die Luft und winkte hektisch.
"Hi, Giiiirls!" Kreischte sie. Dann wandte sie sich an Elliot, der sie angewidert musterte. "Ich geh mal kurz zu meinen Mädels, Babe." Mich strahlte sie noch einmal gefälscht an und lief dann auf die andere Straßenseite, wo eine Horde Mädchen stand, die sich lautstark bemerkbar machten.

"Was willst du, King?" Fragte ich Elliot, nachdem wir nun allein waren.
"Ich wollte dir nur hallo sagen, ist doch offensichtlich." Antwortete er unschuldig. Ich sah ihn finster an.
"Offensichtlich ist, dass du wieder etwas im Schilde führst. Warum bist du mit ihr hier aufgetaucht? Glaubst du, ich hätte Lust sie kennenzulernen?" Ich atmete aus, ehe ich nochmal tief Luft holte.
"Glaubst du allen Ernstes, es würde mich interessieren?" Ich versuchte so viel Kälte in meine Stimme zu legen, wie es mir nur möglich war.
Hoffentlich merkte er nicht, dass es mich tatsächlich interessierte.
"Du hast doch deinen super tollen Freund, also was ist dein Problem?" Elliots Stimme wurde provozierend.

"Du bist mein Problem, Elliot! Du!" Ich sah gen Himmel, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. "Warum kannst du mich nicht einfach in Frieden lassen?"

GameBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt