Kapitel Neunundvierzig: Entscheidungen

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Die Siegergruppe, zu der auch Elliots Cousin Nathan gehörte, johlten und fielen sich in die Arme. Wir anderen waren enttäuscht.
Ich konnte ihnen nicht in die glücklichen Gesichter sehen, da meine Enttäuschung so groß war. Die ganze Mühe, die Diskussionen, es war alles umsonst gewesen. Elliot schien meine Gedanken zu lesen, denn er nahm mich in die Arme.
"Wir gewinnen einfach einen anderen Wettbewerb." Flüsterte er mir ins Ohr. Ich nickte und drückte mich fester an ihn.

Plötzlich zog die Peach der Siegertruppe die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, auch die der Jury. Das vermeintliche Mädchen zog sich ihre Perücke vom Kopf und jubelte laut. Doch das, was uns alle verwunderte, war, dass die Stimme definitiv männlich war. Stille breitete sich aus. Alle waren entsetzt, auch die anderen Gruppenmitglieder.

"Das ist ein Junge!" Rief in diesem Moment eins der Jurymitglieder. Hektisch blättere er durch die Anmeldeformulare und las etwas.

"Hier steht, dass ihr mit drei Jungen und einem Mädchen antretet! Das ist Betrug!"

"Damit seid ihr disqualifiziert" Bei diesem Wort fluchte die gesamte Truppe. "Und der Sieg wird euch selbstverständlich entzogen." Verkündete eine junge Frau, die ebenfalls zur Jury gehörte. Sie steckten die Köpfe zusammen und berieten sich.
Sekunden der erwartungsvollen Stille verstrichen. Niemand wusste, was jetzt kommen würde. Entweder würde der gesamte Wettbewerb gestrichen oder ein neuer Sieger gewählt werden. Und falls es einen neuen Sieger geben würde, hätten wir eine Chance.

"Da die Nummer 108 ausfällt, bekommt eine andere Gruppe den Sieg. Eine Gruppe, die den zweiten Platz in unserer Wertung erreicht hat und der nur wenige Punkte zum ersten Platz fehlte. Die Gruppe mit der Nummer 110!"

Meine Augen wurden groß.

110. WIR sind 110!

Als ich dann auf unsere Platzkarte sah und diese wirklich die 110 zeigte, kreischte ich auf. Auch die Jungs verstanden, dass wir gewonnen hatten und jubelten. Ich wurde gedrückt und hochgehoben, Elliot setzte mich auf seine Schultern und wir feierten das Glücksgefühl, das uns durchströmte.

Gewonnen, gewonnen, gewonnen.

Ich konnte es nicht glauben. Zum wiederholten Male sah ich auf die Platzkarte und jedesmal freute ich mich ein bisschen mehr.

Ethan setzte mich auf dem Boden wieder ab, schloss mich aber sogleich wieder in die Arme.
"Das haben wir dir zu verdanken. Ohne dich hätten wir niemals gewonnen." Sagte er, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich auf die Lippen.
Mein Herz, dass sowieso schon vor lauter Aufregung zu schnell schlug, wusste nicht wie es damit umgehen sollte.

Gott, war ich glücklich in diesem Moment.

***
Natürlich feierten wir unseren Sieg gebührend. Diesmal war die Party nach unserem Geschmack gestaltet und dazu gehörte natürlich auch Alkohol im Überfluss.

Ich wusste nicht mehr, wie oft ich schon mit irgendwelchen Leuten angestoßen hatte und wie viele der Jungs mich aufgefordert hatten, einen Shot mit Ihnen zu trinken. In meiner Siegeslaune sagte ich natürlich nicht nein. Elliot gesellte sich irgendwann zu mir und trank ebenso viel wie ich, doch auch wir vertrugen nicht unendlich viel.

Denn irgendwann vergaß ich, was ich tat und so kam es, dass ich die größte Dummheit meines Lebens beging.

Das letzte, an das ich mich erinnerte, war Elliots strahlendes Gesicht über mir in meinem Bett und der Schmerz, der meinen Unterleib durchfuhr.

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