Kapitel Achtundvierzig: Der Wettbewerb

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Die Party war ganz anders als die, die ich bisher erlebt hatte. Es wurde nicht getanzt, die Musik war gerade laut genug, dass man verstand, welcher Song lief und überall waren Leute, die sich miteinander unterhielten. Letzteres war nichts außergewöhnliches, aber mich überraschte, dass sie alle nüchtern waren. Niemand machte den Eindruck auch nur angetrunken zu sein, weswegen meine Laune rasch in den Keller sank. Ich hatte keine Lust, mehrere Stunden mit einem Haufen Spießer zu verbringen. Mit einem zweifelnden Blick sah ich zu Elliot.

"Sag mir, dass wir uns in der Anschrift geirrt haben?" Fragte ich flehend. Sehr zu meinem Leidwesen schüttelte er den Kopf und zog eine Grimasse. 

"Wir werden es schon überleben." Damit zog er mich zum Buffet, wo sich allerlei leckere Desserts befanden. Mein Appetit regte sich und meine Laune stieg wieder. Elliot wusste wirklich, wie er mich aufheitern konnte. Mit unseren Tellern gingen wir zu den Biertischen, die aufgestellt waren und setzten uns. Dean und die Zwillinge hatten sich unter die Leute gemischt und waren nicht mehr zu sehen. 

Dank der süßen Sünden saß ich irgendwann grinsend am Tisch und löffelte Mousse au Chocolat aus einem kleinen Glas. 

So saßen wir schweigend nebeneinander, bis sich jemand zu uns gesellte.

"Na, Elliot, du hier?" Fragte eine unbekannte Stimme. Ich sah von meinem Dessert auf und musterte den Typ, der sich gegenüber von uns hingesetzt hatte. Er sah nicht schlecht aus, trug ganz klischeehaft eine braune Hornbrille und hatte braune Locken. Der Unbekannte fing meinen Blick auf und lächelte mir jungenhaft zu. Meine Wangen röteten sich leicht und ich sah schnell zu Elliot. 

"Tja, Nathan, ich bin hier, um dich zu schlagen!" Sagte dieser triumphierend. Ich schwieg und ließ die Jungen reden. 

"Das werden wir morgen sehen!" Antwortete Nathan und sah von Elliot zu mir. "Hi, ich bin Nathan King, und du bist?" Er streckte mir seine Hand hin, die ich überrumpelt ergriff. Doch bevor ich antworten konnte, hatte Elliot mich zu sich gezogen und den Arm um mich gelegt. 

"Das ist Mabel und nichts für dich." Herrschte er Nathan an. Dieser verdrehte die Augen. "Beruhig dich. Ich wollte nur höflich sein." 

"Seid ihr miteinander verwandt?" Unterbrach ich ihre Diskussion. Beide nickten.

"Cousins." Antwortete Elliot genervt. Ich legte meine Hand auf seine unter dem Tisch und drückte sie sanft. Daraufhin lächelte er mir kurz zu und beruhigte sich wieder. 


***

Heute war der Tag des Wettbewerbes. Schon früh hatte Dean an meine Tür geklopft und mich geweckt. Nun stand ich seit einer Stunde im Badezimmer, hatte geduscht und schminkte mich nun. Anschließend musste ich meine Haare noch locken und natürlich mich anziehen. Ich freute mich schon darauf zu sehen, wie wir als Gruppe aussahen. 

Eine halbe Stunde später hatten wir uns im Zimmer von Dean und Elliot versammelt und sprachen letzte Einzelheiten durch. Aufgabe des Wettbewerbs war es, eine Szene aus einem Mario Spiel nachzustellen und durch die Kostüme möglichst authentisch zu wirken. Allerdings sollte es nicht nur nachgestellt sein, sondern auch verändert. Diese Veränderung hatten wir durch unsere Kostüme verwirklicht. Dadurch, dass ich gestern Abend tatsächlich nur eine handvoll Mädchen gesehen hatte, rechnete ich uns gute Gewinnchancen aus. 

***

Die Konzerthalle war gefüllt mit kostümierten Jugendlichen, zu denen wir auch gehörten. Wir warteten im Eingangsbereich auf unsere Platznummer, wo wir unsere Szene darstellten. Eine ausgewählte Jury würde von Gruppe zu Gruppe gehen und uns bewerten. Im Anschluss würde dann der Gewinner bekanntgegeben werden. 

Meine Nervosität stieg ins Unendliche, als wir unsere Platznummer hatten und kurz davor waren, geprüft zu werden. 

"Okay, Leute wir packen das." Dean atmete tief durch und wir taten es ihm nach. Wir gehörten zu den Letzten, weswegen es nach uns nicht mehr lange bis zur Entscheidung war. 

Wir, beziehungsweise die Jungs, hatten uns für eine Szene entschieden, wo Peach erst von Mario und Luigi gerettet wird, aber dann von Browser wieder entführt. Als Mario und Luigi hatten sich Jake und Adam verkleidet und Dean war Yoshi. Damit war Elliot Browser und ich natürlich Prinzessin Peach. Die Zwillinge trugen Latzhosen, rote und grüne Poloshirts, die ihre Armmuskeln betonten, und Kappen, die sogar süß aussahen. Elliot hatte sich eine Art Mütze bestellt, die die Stacheln seines Charakters hatten und Dean hatte sich in grün und rot gekleidet. Ich sollte Jake auf die Wange küssen, Dean würde Adam huckepack nehmen und Elliot würde mich von Jake fortreißen und auf die Arme heben. 

Gesagt getan.

Zufrieden damit, dass alles reibungslos geklappt hatte, warteten wir auf die Entscheidung.

"Sieger des Wettbewerbs diesen Jahres ist die Gruppe mit der Nummer..."

Das Jurymitglied machte eine kunstvolle Pause.

"108!"

Jubel.

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