Kapitel Fünfundsiebzig: Nur ein Date, nur ein Kuss, nur eine Frage

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Die Tage bis Freitag vergingen wie im Flug. Doch wirklich freuen konnte ich mich darüber nicht, denn Elliots Verhalten machte mich nervös und misstrauisch.
Die ganze Woche über war er freundlich zu mir gewesen und beteuerte, wie sehr er sich auf das Date freute. Verraten, wo es hinging und was wir machen würden, wollte er mir allerdings nicht.

"Ich schreib dir am Freitag, was du anziehen sollst." Hatte er gesagt und danach mit einem wissenden Grinsen nichts weiteres zu diesem Thema gesagt.

Nun war also Freitag, die Schule war bereits vorbei und ich saß Zuhause und wartete gespannt darauf, dass Elliot mir eine Nachricht schickte.

Endlich klingelte mein Handy kurz. Sofort schnappte ich mir das kleine Kästchen und tippte darauf herum, um die Nachricht zu öffnen.
Doch es war nur Ariana, die fragte, ob ich mich schon fertig machen würde und ob ich wüsste, was ich anziehe.

Mabel: Nein, weil er noch nicht geschrieben hat. Aber ich denke, ich gehe jetzt einfach duschen und warte, bis er sich meldet. Vielleicht hat er mich auch nur verarscht und macht sich jetzt darüber lustig, dass ich auf ihn warte.

Ein bisschen Pessimismus musste jetzt einfach sein.

Ariana schien gerade Zeit zu haben, denn sie antwortete sofort.

Ariana: Ach Mabs. Nun sieh nicht sofort schwarz, sondern geh duschen und warte ab. Eine Dusche schadet dir nicht ;)

Ich grinste widerwillig, legte mein Handy beiseite und ging ins Badezimmer, um zu duschen.

Nachdem ich mich geduscht und Unterwäsche angezogen hatte, ging ich mit einem Handtuch auf dem Kopf zurück in mein Zimmer und nahm sofort mein Handy, um meine Nachrichten zu checken.

Elliot hatte tatsächlich geschrieben.

Gameboy: Hi Mabs, sorry, dass ich jetzt erst schreibe. Ich musste noch etwas organisieren. Zieh dir etwas schickes an, aber fühl dich drin wohl. Egal was, du siehst immer schön aus.

Mein Herz schmolz dahin.
Aber bevor ich Ariana schwärmerisch schrieb, was Elliot geschrieben hatte, besann ich mich darauf, was ich anziehen sollte.

Schick, hatte er gemeint.
Aber mit Wohlfühlfaktor.

Ich zog eine schwarze Jeans aus meinem Schrank, die ich mit  einem dunkel metallic glänzendem Top, das ich in die Jeans stopfte, kombinierte. Das Top war ausgeschnitten, aber gerade so, dass es nicht billig wirkte. Es war perfekt für diesen Anlass.
Dazu nahm ich die schwarzen Pumps, die ich mit den Jungs gekauft hatte.

Für einen kurzen Moment dachte ich an die lustige Zeit mit den Jungs vor dem Wettbewerb, die Zeit in der ich mit ihnen feiern ging und die Wochenenden verbrachte.
Denn obwohl sie manchmal nervig waren, ich vermisste die Zeit ein bisschen. Es war das erste Mal gewesen, dass ich mich in einer Gruppe von Jungs akzeptiert und...gemocht fühlte.

Ein Blick auf meinen Wecker trieb mich zur Eile an. Ich musste mich noch schminken und meine Haare glätten, was unbedingt nötig war, da sie nach dem Föhnen aussahen, als hätte ich in eine Steckdose gepackt.

Als es dann klingelte, war ich fertig. Da ich bereits die Pumps trug, konnte ich nicht die Treppe hinunter hasten und meiner Mutter zuvor kommen, also öffnete sie Elliot die Türe.

"Hallo, Elliot." Begrüßte sie ihn freundlich lächelnd.
"Guten Abend, Mrs. Islington." Antwortete Elliot förmlich. Ich stieg langsam und vorsichtig die Treppe hinunter und nahm dann von der Garderobe meine Lederjacke.

"Hey." Sagte ich lächelnd zu Elliot. Er ließ mit großen Augen seinen Blick über meinen Körper schweifend.
"Ist das Top neu?" Fragte er beeindruckt.
"Ja, das hab ich ihr ausgesucht." Antwortete meine Mutter für mich stolz.
"Sie haben einen guten Geschmack, Mrs. Islington." Machte Elliot ihr charmant ein Kompliment. Ich verdrehte die Augen.
Meine Mutter kicherte.

"Mama, das ist mein Date. Meins." Mit diesen Worten ergriff ich Elliots Arm und zog ihn mit mir.
"Viel Spaß euch beiden!" Rief sie uns hinterher.
"Danke!" Antworteten wir einstimmig.

"Du hast also endlich laufen in diesen Schuhen gelernt." Ärgerte mich Elliot, während wir zum Auto gingen.
"Halts Maul, King." Antwortete ich lachend.

Während der Fahrt stellte ich ihm mehrmals die Frage, wo es hingehen würde. Jedesmal wich er meiner Frage aus, was mich jedesmal nervte.
"Man, Gameboy, jetzt sag doch mal." Maulte ich und nannte ihn absichtlich Gameboy.
"Sind wir also wieder bei Gameboy, Maby-Baby?"
"Solange du mir nicht sagst, wohin wir fahren und was wir machen, ja." Entgegnete ich grinsend.

"Na gut, ich sag's dir. Aber auch nur, weil wir jetzt sowieso da sind." Damit stellte er den Motor aus und öffnete seine Tür. Verwundert sah ich mich um. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Elliot in eine Parklücke gefahren war.
Elliot öffnete mir die Türe und half mir beim Aussteigen. "Dankeschön." Sagte ich und lächelte ihn dankbar an, da das selbstständige Laufen auf dem Schotterweg doch sehr schwer war.

"Und nun, um deine Neugier zu stillen, verrate ich dir, was wir machen." Er machte eine kunstvolle Pause. "Wir werden ein 'Dinner in the Dark' machen. Weißt du was das ist?"

"Ein Essen im Dunkeln?" Mutmaßte ich, gleichzeitig stieg meine Vorfreude.

"Goldrichtig. Wie findest du die Idee?" Antwortete Elliot. Als Antwort fiel ich ihm um den Hals. "Sehr cool, danke!"

Wir gingen in das Restaurant, wo uns unsere Jacken abgenommen und wir in den sogenannten 'Dark Room' geführt wurden. Elliot hielt die ganze Zeit meine Hand, damit ich nicht verloren ging.

Was bei meinem Talent sehr wahrscheinlich war.

Die Kellner, die uns das Essen brachten, waren blind und sahen trotzdem viel mehr als wir.
Es machte trotz den merkwürdigen Umständen wahnsinnig viel Spaß zu essen und ich musste keine Angst haben mich zu blamieren, da er es sowieso nicht sehen würde.

"Mir ist aufgefallen, dass Pamela diese Woche gar nicht in der Schule war." Bemerkte ich irgendwann in einem unverfänglichen Ton.

"Ja, weil sie im Krankenhaus ist. Blinddarm, oder so." Erzählte Elliot neutral.

"Hast du sie nicht besucht?" Fragte ich überrascht.
"Nein." Antwortete Elliot.
"Wieso nicht?"
"Weil sie mich nicht interessiert, Mabel."
"Ich dachte, ihr seid Freunde."
"Nein. Sie hängt nur bei uns ab. Wir hatten zwar mal was, aber ich will nichts von ihr. Ich will nur dich, Mabs."

Ich wurde rot und war wieder einmal mehr froh über die Dunkelheit.
Eine Antwort hatte ich nicht.

Nach dem Essen fuhr Elliot uns zu einem Club.
"Es ist kein Club in dem Sinne, sondern etwas gehobener. Hier wird nicht so getanzt, wie du es kennst."
Was er meinte, verstand ich, als er begann mich auf dem Parkett herumzuwirbeln und zu führen.
Es machte Spaß.
Und als die Musik Pause machte, zog Elliot mich an sich und presste seine Lippen auf meine.
Und ich erwiderte den Kuss.

Glücklich saß ich neben Elliot an der Bar und nippte an einem Glas Hugo, das ich überraschenderweise vom Barkeeper bekommen hatte.
"Der Besitzer ist mein Onkel und ich hab ihm erklärt, warum ich hier rein will wie wichtig mir das ist. Deswegen bekommen wir Alkohol und freien Eintritt." Erklärte Elliot mir.
"Und was ist der Grund dafür, warum wir hier sind?" Fragte ich.

"Ich will dich etwas fragen."

"Was denn?" Fragte ich neugierig.
Was sollte er schon großartig fragen? Dies war nur ein Date.

"Willst du meine Freundin sein?"

THE END

GameBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt