Kapitel Vierundzwanzig: Was Worte anrichten können

8.6K 459 20
                                    

Drama, Baby, Drama.

Nachdem sich unsere Wege getrennt hatten und ich im Unterricht saß, verdrängte ich das Ereignis relativ schnell. Es war mir zwar immer noch peinlich, aber nichts bedeutendes. Die Hauptsache war, dass Dean niemandem etwas erzählte. Vor allem nicht Ariana. Ich wollte nicht wissen, was sie von mir denken würde, wenn sie es erfahren würde. Sie hatte eine abwehrende Haltung gegenüber diesen Mädchen mit denen Elliot was hatte und ich war kein Stück besser als seine Bettbekanntschaften.

"Erinnerst du dich noch an letzte Woche, als Elliot mit der einen vor der Schule rumgemacht hat?" Flüsterte Ariana mir zu, während wir im Englischunterricht saßen. Ich nickte, ohne den Blick von der Tafel abzuwenden.

"Ich hab eben in Geographie gehört, wie sie ihrer Freundin von der Nacht mit ihm erzählt hat." Ich musste schwer schlucken. Die beiden hatten eine Nacht miteinander verbracht? Obwohl ich nichts für ihn fühlte, versetzte es mir doch einen Stich. Ich fühlte mich noch benutzter, als ich es sowieso schon tat.

"Und? Was hat sie so gesagt?" Ich versetzte meiner Stimme einen lästernden Ton, damit sie nicht mitbekam, wie es mir ging.

"Du hättest das hören müssen. Die hat echt kein Schamgefühl! Zum Fremdschämen, ehrlich." Ariana schüttelte sich.

Ich musste grinsen. "Oh Gott, so schlimm?"

"Ich würde echt gerne wissen, ob das stimmt, was sie gesagt hat. Vielleicht wollte sie einfach nur gut da stehen vor ihrer Freundin." Überlegte sie.

Hm, vielleicht würde ich das tatsächlich herausfinden. Wozu gab es schließlich unser kleines Spielchen?

"Das werden wir wahrscheinlich nie erfahren." Antwortete ich scheinheilig zu Ariana.

***

Erst in der Pause wurde ich wieder an den Vorfall mit Dean und Elliot erinnert. Zwei Mädchen standen neben mir an ihren Spinden und unterhielten sich.

"Sie stehen draußen und streiten sich, ich wette, da wird noch eine Prügelei draus!" Meinte die eine zu ihrer Freundin. Ich spitzte die Ohren. Wer streitete sich?

"Wieso streiten sie sich denn?"

"Soweit ich das mitbekommen habe, hat er seinen besten Freund erwischt, wie er mit seiner Freundin fremdgeht. Unten, im Papierkeller." Fuck.

Ich knallte meine Spindtür zu und tippte einem der Mädchen auf die Schulter. "Wer streitet sich?" Fragte ich ungeduldig. Dabei wusste ich die Antwort eigentlich schon.

"Dean und Elliot, wieso?" Antwortete sie verwirrt, da ich ihr Gespräch unterbrochen hatte. Ohne ihr zu antworten, stürmte ich davon. Diese Idioten. Das war nicht zu fassen.

Ich lief nach draußen, wo ich eine Menschenmasse erblickte. Ich musste nicht einmal sehen, wer sich im Zentrum des Kreises befand, ich konnte es schon hören.

"Ich hab dir gesagt du sollst die Finger von ihr lassen!" Das war Dean.

"Mein Gott, warum spielst du dich so auf?! Sie hatte nichts dagegen!" Elliot, eindeutig. Ich kämpfte mich langsam durch die Masse aus Schülern.

"Sie weiß doch gar nicht, worauf sie sich einlässt!" Mit sie war dann wohl ich gemeint.

"Was mischst du dich überhaupt ein? Das geht dich einen scheiß Dreck an!"

"Mich geht das sehr wohl was an!"

"Ach ja? Ich dachte du stehst auf ihre Freundin! Ne stimmt ja, bei der wirst du ja nie landen können!" Endlich stand ich vor ihnen, aber sie bemerkten mich nicht. Zu sehr waren sie in ihrer Wut gefangen.

"Halt's Maul, du Arschloch!" Brüllte Dean und holte mit der Faust aus.

Nun griff ich ein. "Hey!" Schrie ich. Und tatsächlich bemerkten sie mich.

"Seid ihr eigentlich vollkommen bescheuert?!" Brüllte ich beide an. Wie konnte man eigentlich so dämlich sein?

Elliot und Dean sahen sich an, beide schweratmend. Ich stand wie ein Schiedsrichter zwischen ihnen. Noch nie hatte ich mich so klein und hilflos gefühlt, wie in diesem Moment. Trotz dem Adrenalin, das durch meine Adern gepumpt wurde. Meine Wut war aufgebraucht, trotzdem waren meine Muskeln angespannt und ich wartete darauf, dass einer von ihnen eine Reaktion zeigte.

"Ich bin fertig mit dir." Dean spuckte auf den Boden und machte einen Abgang. Jetzt löste sich auch der Kreis auf und ich blieb mit Elliot allein zurück. Ohne ihn anzusehen drehte ich mich um und ging.

Ich war sprachlos.

GameBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt