Kapitel Sechs: Ein ernst gemeintes Angebot

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Als ich am nächsten Tag über den Pausenhof schlurfte, dachte ich mir nichts böses und wollte einfach nur zu meinem Kursraum, in dem Ariane auf mich wartete. Es war früh am Morgen, dunkel und kalt, sodass niemand aus den Unterstufen noch vor Unterrichtsbeginn draußen spielte.
So wurde auch niemand Zeuge davon, wie ich plötzlich gepackt und verschleppt wurde.

Na gut, ich wurde nicht verschleppt.
Und das "packen" war nur eine Hand an meinem Arm.
Aber erschrocken hatte ich mich trotzdem!

Ich wirbelte herum und funkelte den Übeltäter wütend an.

"Sag mal, bist du bescheuert?" Ich schnippte seine Hand von meinem Arm und stemmte dann die Hände in die Hüften.
"Du kannst mich doch nicht so erschrecken! Ich hätte einen Herzinfarkt kriegen können!" Mein Entführer lachte spöttisch.

"Natürlich, Mabel. Und jetzt komm, bevor uns jemand sieht." Also wurde ich wieder gepackt und in eine Ecke gezogen.

"Und was jetzt? Rummachen oder was?" Um den schnippischen Ton noch zu unterstreichen, verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Wenn du mich schon so fragst..." Er trat einen Schritt näher und legte eine Hand an meine Taille.

Das tat der jetzt nicht wirklich, oder?

"Okaaay...Abstand, Elliot!" Damit drückte ich ihn von mir und brachte mich wieder in meine Komfortzone. Denn seine Berührung kribbelte ungewohnt.

"Schade." Elliot grinste und trat einen Schritt zurück.
Himmel, was war mit diesem Jungen los?

"Und was willst du jetzt von mir? Ich wollte nämlich eigentlich zu meinem Kurs."

"Dann will ich mal nicht so sein. Nicht, dass unsere Streberin zu spät zum Unterricht kommt." Sein spöttisches Grinsen machte mich wütend.

"Gut, dann nicht." Ich drehte mich auf dem Absatz um und wollte zum Schulgebäude marschieren. Elliot griff nach meinem Arm.

"Warte."

Ein triumphierendes Lächeln umspielte meine Lippen; das war einfach.

"Ich wollte dich nochmal fragen. Wegen dem Wettbewerb. Es ist wirklich wichtig für uns."

"Wieso?"

"Du darfst die Größe des Wettbewerbes nicht unterschätzen. Und ich glaube, du kannst dir nicht vorstellen, von welchem Wert der Gewinn ist."

"Da hast du wohl recht, das kann ich tatsächlich nicht. Vor allem versteh ich den Sinn von diesem Wettbewerb nicht." Wie auch, ich hatte ja gar keine Infos.

"Es ist ein Wettbewerb für Gamer. An einem Wochenende in der nächsten Zeit fahren wir nach New Orleans, dort entscheidet eine Jury, wer die originellste Darstellung eines Spiels hat und wenn wir gewinnen feiern wir unseren Sieg."
Ich fand, dass sich ein Wochenende in New Orleans gar nicht mal so schlecht anhörte. Und sollten wir gewinnen und es sprang etwas für mich dabei raus, würde ich sogar ein Peach Kostüm anziehen.

"Na gut, ich überleg's mir."

"Ich wusste, dass du nicht nein sagen kannst." Da war er wieder, Elliot alias der Gameboy.
Ich sah ihn nur stirnrunzelnd an und ging dann einfach zum Schulgebäude. Soll er denken, was er will.
Der Typ ist mir schlicht und ergreifend zu anstrengend.





"Da bist du ja endlich!" Begrüßte mich Ariane. "Ich dachte schon, du bist plötzlich krank geworden."

Mhm, akutes Elliot-Nervenversagen.

"Der Bus hatte irgendwie Probleme." Log ich lächelnd und ließ mich neben sie auf den Stuhl fallen. Ich wollte ihr nichts von dem Wettbewerb und der Sache mit Elliot erzählen, da sie dann wieder viel zu viel hineininterpretieren würde. Dabei war an der Sache nichts dran. Wir würden den Wettbewerb gewinnen, ich bekäm meinen Teil des Preises und hätte nie wieder etwas mit Elliot zu tun.
Soweit die Theorie.

Dass es ganz anders ablaufen sollte, würde ich noch früh genug erfahren.

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