Kapitel 1: Die Computerstimme

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Ich knallte die Wohnungstür zu und rannte das Treppenhaus nach unten. Die Wände bestanden aus weißem Stein und auf dem Boden und den Treppen war ein roter Teppich, der schon leicht abgetreten war. An den Fenstern standen Pflanzen, die dem ganzen eine neue Stimmung gaben.

Ich musste auch immer verschlafen. Ich hatte fünf Minuten Zeit um mich anzuziehen und die Schulsachen einzupacken. Mein Frühstücksbrot, das mir meine Mutter noch schnell gemacht hatte, aß ich unterwegs auf. Ich kam unten an der Haustür an, riss sie auf und mein Brot fiel mir aus der Hand. Ich murmelte einen Fluch, ließ es liegen und rannte weiter.

Den Mann, der an der Hauswand lehnte, nahm ich nur halb aus dem Augenwinkel war. Er stieß sich von der Wand ab. Ich hörte zwar Schritte hinter mir und glaubte auch ,dass sie zu dem Mann gehörten, ignorierte sie aber, da sie immer leiser wurden.

Ich kam an der großen Straße an, an der der Bus immer an einer Ecke hielt und ich mit ihm zur Schule fuhr. Ich lief schnell weiter, da er so eben an mir vorbei fuhr. Ein weiterer Fluch drang aus meinem Mund.

Als ich an der Bushaltestelle ankam, fuhr der Bus gerade weg. Ich stand mit brennenden Füßen und viel zu schnellem Herzschlag da und sah ihm nach. Knurrend biss ich mir auf meine Unterlippe und überlegte mir eine Entschuldigung für meine Verspätung.

Langsam gesellte sich ein Mann zu mir. Der Mann, der vorher an der Hauswand lehnte und auf etwas oder irgendjemanden gewartet hatte.

Mir blieb mein Herz stehen und ich bekam ein komisches Gefühl im Bauch. Er musterte mich mit seinen dunkelbraunen fast schwarzen Augen aus dem Augenwinkel. Ich schluckte und ging einen Schritt weiter von ihm weg. Ich hoffte ,dass es unauffällig war und nicht sehr unhöflich.

Er trug einen schwarzen Zylinder auf seinem Kopf unter dem einige pechschwarze Strähnen hervorlugten. In der einen Hand trug er einen Gehstock. Komisch, er sah gar noch gar nicht so alt aus.

Ich zückte schnell mein Handy und sah nach, ob ich eine Nachricht bekommen hatte, um mich etwas von dem schrägen Typen neben mir abzulenken.

Er griff in die Jackentasche von seinem schwarzen Mantel und holte eine Zigarette heraus. Er steckte sie sich in den Mund und hielt mir die Zigarettenschachtel hin. ,, Na Kleines, willst du auch eine?", fragte er mich. Ich sah ihn böse an. Sehe ich so aus, als ob ich rauchen würde?, wollte ich ihn anschreien, aber ich entschied mich für etwas anderes. ,, Nein danke, ich rauche nicht", antwortete ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, das ich mir hart erkämpfen musste.

Er nickte und packte die Schachtel zurück in seine Manteltasche, wo er sich auch gleich ein Feuerzeug rausholte und seine Zigarette anzündete.

Ich freute mich, als endlich der Bus kam. Ich setzte mich nach unten und hoffte, das der Busfahrer Gas geben würde, damit ich doch noch pünktlich zu Schule kommen würde, aber das tat er natürlich nicht und so konnte ich mich auf den nächsten Ärger von meinem Mathelehrer gefasst machen.

Ich erinnerte mich, als ich aus dem Fenster sah und die Bäume an mir vorbei rasten, dass ich in letzter Zeit immer zu spät zur Schule gekommen war. Alles hatte angefangen, als mein Wecker Nachts den Geist aufgegeben hatte und ich so ebenfalls zu spät gekommen war. An diesem Tag hatte Herr Lycidas seinen ersten guten Tag -und bis jetzt auch seinen Einzigen. Er hatte mich nur ermahnt mit den Worten: ,, Nicht noch einmal" An diesem Tag lernte ich auch Lucius Keiran kennen. Er ist unser neuer Mitschüler und ist netter als die meisten Jungs in der Klasse. Die halten sich für die Coolsten und Größten, auch wenn sie das natürlich nicht sind. Allerdings bin ich eine der wenigen Mädchen aus der Klasse, die das denkt. Ich lernte Lucius im Bus kennen, dort haben wir uns zwar nicht viel unterhalten, aber dafür viel in der Schule.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt