Kapitel 50: Timandra

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*Leonie*

,, Vorsicht, Simon", hallte eine Frauenstimme durch den Gang und im selben Moment drehte sich Simon um und starrte in die Richtung aus der die Stimme kam.

So gut es mit den Fesseln am Rücken funktionierte, drehte ich mich ebenfalls dorthin um und sah den kleinen Kobold, wie er sich zitternd an die Hose von Lucius klammerte. Lucius starrte zornig zu Simon und hielt einem Mädchen, die etwas jünger war als ich, sein Schwert unter die Kehle. Das Mädchen hatte wie Lucius und Simon weiße Haare und sah den beiden ziemlich ähnlich.

,, Bringt sie weg", schnauzte Simon die anderen Vampire an, woraufhin mich einer anfing zu schubsen und ich beinahe auf den Boden fiel, doch bevor das passierte gewann ich mein Gleichgewicht wieder.

Ich starrte die drei noch etwas an, um zu verstehen, was hier eigentlich passierte, aber ich konnte irgendwie nicht verstehen, was hier vor sich ging.

,, Nun geh schon", grunzte einer der Vampire und schubste mich abermals, sodass ich fast hinfiel.

Ich ging widerwillig weiter.

Kurz bevor sich eine Tür hinter uns schloss konnte ich noch hören wie Simon sprach: ,,Was willst du Bruder"

Fassungslos blieb ich stehen und bekam einen Ellenbogen in den Rücken.

,, Los weiter", erklang die unfreundliche und drängelnde Stimme des Vampiren, der mich schon die ganze Zeit weiter nach vorne schubste.

Ich setzte einen Fuß vor den anderen und konnte es immer noch nicht ganz verstehen.

Lucius, Simon und vermutlich auch das Mädchen, das bei Lucius war, sind Geschwister? Wenn das Stimmte, dann möchte ich mal wissen warum Simon und das Mädchen auf Timandras Seite waren.

Ich bekam abermals einen Ellenbogen in den Rücken, da ich scheinbar für die Vampire immer noch zu langsam lief.

Wir gingen geradewegs auf eine goldverzierte Tür zu und ich ahnte schlimmes.

Ich blieb stehen, um mich dieser Tür nicht noch weiter nähren zu müssen, doch schubste mich wieder jemand und so stolperte ich auf die Tür zu.

Einer meiner blöden Begleiter öffnete die Tür und sie gab den Blick auf einen Raum preis, der mit einem roten Teppich ausgelegt war und die schwarzen Wände und Vorhänge ließen das rot noch mehr strahlen.

In der Mitte des Raumes befand sich ein Thron aus Gold mit roten Polstern und auf ihm drauf saß Timandra.

Sie sah mich an und auf eine unheimliche Art wirkte sie zufrieden.

,, Weißt du, Leonie, ich habe mich schon gefragt, wann wir uns das nächste mal sehen werden. Ich hatte schon befürchtet, dass du durch einen kleinen Unfall stirbst", sagte sie und hob ihr Kinn, sodass sie noch arroganter wirkte als schon eh.

Ich schwieg und starrte sie nur wütend an.

,, Mein Angebot steht noch, das du dich mir anschließen kannst, aber wenn du es dieses mal ablehnst, dann kann ich nicht versprechen, dass du überleben wirst", meinte sie und strich sich mit ihren langen Fingern über ihre Wange, als würde sie über etwas nachdenken.

,, Das kannst du vergessen", fauchte ich sie an und seltsamerweise klang meine Stimme anders als sonst. Älter und weiser.

,, Das ist interessant", kommentierte Timandra, als habe sie es auch bemerkt, dass die Stimme nicht zu mir gehörte.

,, Du hinterhältige Schlage", bluffte ich sie, weiterhin mit dieser seltsamen Stimme, an.

,, Jetzt fangen wir auch noch an zu beleidigen. Oh, Saphira, ich hätte nicht gedacht, dass du so tief sinken wirst"

,, Du bist die, die tief gesunken ist! Du hast mich ermordet und gibst dich als rechtmäßige Herrscherin aus!"

,, Ich bin eine bessere Königin, als es deine kleine, unfähige Schwester jemals sein könnte!"

,, Hör auf zu reden und stelle dich mir in einem fairen Kampf!", plapperte ich weiter ohne das ich es sagen wollte, als hätte jemand meinen Körper übernommen.

,, Du hättest keine Chance"

Timandra stand auf und erst jetzt fiel mir auf, dass sie eine Rüstung trug, als hätte sie schon gewusst, dass ich kommen würde, um gegen sie zu kämpfen.

Ihre Rüstung war schwarz und strahlte eine Stärke aus, von der ich bisher nur träumen konnte.

Ich zog mein Schwert und wartete darauf, dass sie den ersten Schritt tat.

Langsam zog sie ihres, das von roten Nebel umschlossen wurde.

Sie trat einen Schritt nach vorne, dann gingen wir im Kreis und warteten darauf, dass der andere den nächsten Schritt machte.

,, Komm schon, Leonie, zeig mir was du kannst", meinte Timandra und wirkte beinahe amüsiert.

Ich rannte auf sie zu, bremste kurz vor ihr ab und bückte mich, um ihre Beine zu erwischen. Sie sprang einfach beiseite und holte zu einem Gegenschlag aus.

Ich blockte ihren Schlag, der aber so stark war, dass ich etwas nach hinten taumelte.

,, Komm schon wir besiegen sie", hörte ich wieder die Stimme von vorhin in meinem Kopf, es war die Stimme von dieser Saphira, die Stimme von dem Geist an dem Teich.

Ich spürte eine ungewöhnliche Stärke meinen Körper durchfließen und ein kribbeln durchzog meinen Rücken.

Ich ahnte was es war und so hatte ich keine Angst vor dem was als nächstes geschah.

Ein Ruck zog mich nach hinten und dieses mal wusste ich was ich tun musste, um nicht hart auf den Boden aufzukommen. Ich konzentrierte mich drauf, dass ich flog und ich versuchte, so skurril es in diesem Moment auch für mich klang, meine Flügel zu bewegen.

Ich schwebte nur wenige Zentimeter von dem Boden entfernt und hörte das leise und gleichmäßige Schlagen meiner Flügel.

Ich richtete mein Schwert auf Timandra und stürzte mich auf sie. Anders als ich gedacht hatte waren meine Flügel keine Belastung im Kampf und sie schienen er vom Vorteil zu sein. Mühsam versuchte Timandra mich zu treffen und ab und zu versuchte sie auch meine Flügel zu erwischen, was ihr aber missglückte.

,,Ein fairer Kampf wurde gesagt", beschwerte sie sich und schleuderte eine Feuerkugel auf mich, der ich mühelos auswich.

,, Ich benutze keine Magie, aber da du sie benutzt, werde ich es auch tun!", meinte ich und ich musste mich nicht einmal mehr so sehr konzentrieren wie sonst und schon tauchte eine leuchtende Kugel auf meiner Handfläche auf.

Timandra wich ihr aus und schleuderte eine weitere Feuerkugel auf mich, die mich knapp verfehlte.

So ging es eine weile weiter, bis ich mich wieder mit dem Schwert auf sie stürzte und sie letztendlich am Bein erwischte.

Stöhnend ging sie zu Boden.

,, Mein Tot wird nur meine Anhänger wütender machen und sie werden dich umbringen", grunzte sie mich an.

,, Ich werde dein Leben liebend gerne beenden, egal wer mich dafür hassen wird", behauptete diese seltsame Stimme, die aus meinem Mund kam und ohne das ich es wollte hob ich mein Schwert, um es ihr in den Bauch zu rammen.

Ich schrie vor Schock auf, dass ich es gerade wirklich getan hatte, und wand mich von dem Anblick ab.

Timandras Leiche lag in einer großen Blutlache und ihr leerer Blick schien mich zu verfolgen.

,, Du hast das richtige getan", hörte ich Saphiras Stimme und als ich meine Augen öffnete stand der Geist von ihr vor mir und lächelte mich aufmunternd an.

,, Die Vampire brauchen eine neue Königin und diese Königin muss sich in meiner Familie befinden, da du noch zu jung bist um Königin zu werden möchte ich, dass du deiner Mutter diese Nachricht überbringst. Sie ist nun Königin der Vampire!", mit diesen Worten löste sich der Geist langsam auf, kleine Staubkrümmel bildeten sich in der Luft und verwehten in einem windstillen Raum.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt