Kapitel 9: Treffen mit alten Bekannten

253 28 1
                                    

Nachdem wir die Nachricht von Adam erhalten haben, ist Valentin sofort zurück in Richtung Transsylvaniens Ruinen. Von hier oben auf dem Berg konnte man gut sehen, wie groß die Stadt früher einmal gewesen ist. Die große Schlossruine erstreckte sich auf viel zu vielen Stockwerken, die teilweise komplett eingestürzt waren. Nur die Grundmauern schienen noch zu stehen.

Ich hatte Schwierigkeiten mit Valentin mit zu halten.

Wir hatten die ersten Ruinen schon hinter uns gebracht, als ich wieder anfing die Erinnerungen der Verstorbenen in ihren Häusern zusehen. Ich versuchte sie nicht zu beachten, doch viel es mir schwer, als Erinnerungen erschienen, die mit der Zerstörung Transsylvaniens zu tun hatten.

Schreiend rannten Leute aus ihren brennenden Häusern. Kinder fielen vor den Leichen ihrer Eltern zu Boden. Brennende Pfeil bohrten sich in die Strohdächer oder in die Körper der Fliehenden.

Mit erschrecken verfolgte ich hilflos das Geschehen.

Mich rissen rote Augen von der Erinnerung weg und sie erschloss im selben Moment. Die Augen starrten mich aus den Häusern heraus an oder von den Dächern, wenn diese noch heil waren.

Ich holte Valentin mit schnellen Schritten wieder ein und bemerkte, dass mich die Augen verfolgten. ,, Wer sind die?", fragte ich so leise, das ich hoffte, dass es nur Valentin gehört hatte.

,, Verstoßene, Vampire. Wesen die keine Heimat in den Städten finden", erklärte er mir nüchtern.

Ich nickte, verstand es dennoch nicht ganz.

Es wurde dunkel, als wir im Zentrum von Transsylvanien angekommen sind.

Es schien früher mal ein Marktplatz gewesen zu sein. In der Mitte stand ein Brunnen, der mit einer Statue in der Mitte verziert war. Die Statue stand auf ihrem Podest und überblickte den ganzen Platz mit ihren wachsamen Augen. Auf ihrem Kopf trug sie eine Krone. Ich vermutete, das sie eine Königin darstellen sollte.

,, Hier werden wir rasten. Morgenfrüh wird ein anstrengender Tag, also musst du dich ausruhen", sagte Herr Keiran und setzte sich an den Brunnen, den er daraufhin anstarrte.

Ich sah mich um. Die leuchtenden Augen waren verschwunden. Wenige Häuser weiter stand das Schloss. Es war noch größer, als ich gedacht hatte. Die Mauern waren von dunkelgrünem Moos überdeckt und der Mond schien durch das große Loch, wo früher einmal das Dach war.

Valentin schien in seine Gedanken vertieft und ich schlich mich zum Schloss.

Seltsamerweise verspürte ich keine Angst alleine an diesem gruseligen Ort zu sein.

Der erste Raum, den ich betrat, war riesig. Auf dem Boden lag ein roter Teppich, der von Erde und Dreck überdeckt war. Am Ende des Teppichs begannen Stufen, die zu einem Thron führten, der von Dornenranken überwuchert war. Die Dornenranken und das Moos schienen überall im Schloss zu wachsen.

Der Zahn der Zeit hatte an der ganzen Stadt genagt, aber so richtig bewusst wurde es mir erst jetzt, wo ich das Schloss von innen sah.

Ich passte auf mich nicht an den Ranken zu schneiden und ging weiter durch das Schloss.

Ich ging die Treppe, die rechts vom Thron stand, hoch und musste über ein paar kleine Löcher im Boden springen.

Gerade landete ich wieder auf meinen Beinen, als ein Pfeil, nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, ins Moos schoss.

Ich schrie vor Schreck auf und fliehte in den nächsten Raum, indem die Hälfte des Bodens fehlte.

Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren wieder und ich hatte das Gefühl, als würde mein Atem durch das ganze Schloss hallen.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt