Kapitel 7: Herr Keiran

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Ich stand schon in aller Frühe auf und konnte mich auch noch von Papa verabschieden, als er zu seiner Frühschicht ging.

Mama lag noch im Bett und ich ging deshalb in die Küche und versuchte so leise wie möglich zu sein. Ich schmierte mir eine Scheibe Brot zum Frühstück und schlich wieder in mein Zimmer.

Ich vergewisserte mich, dass Mama noch schlief und alles am richtigen Platz war. Lucius' Tasche war mir am wichtigsten, dort muss sich doch irgendwo ein Hinweis finden wo er wohnt.

Ich legte sie neben mich und musterte sie skeptisch, als würde sie mich gleich anspringen.

Ich öffnete sie vorsichtig und sah einen Haufen Schulsachen. Ich griff hinein und kramte nach irgendetwas, das vielleicht unter den ganzen Büchern verschwunden war.

Ich fand einen kleinen Zettel auf den vieles unlesbar war. Ich hielt es in das Licht von meiner Zimmerlampe und erkannte in klein geschrieben einen Straßen Namen. Viel konnte ich aber nicht drauf erkennen. Nur ...str. . Ich kramte weiter und fand sein Hausaufgabenheft. Es stand absolut nichts drin. Auch die Hausaufgaben von letzter Woche nicht. Warum wundert es mich? Meins ist doch auch genauso schlecht geführt.

Vorne stand die Adresse und die dazugehörige Postleitzahl, aber ein Name oder eine Telefonnummer wurde nicht genannt. Seinen Namen brauchte ich ja auch nicht, den wusste ich ja schon.

Ich sah auf meinen Wecker. 6 Uhr.

Ich stand auf und streckte mich. Die Adresse war gar nicht so weit weg vielleicht 20 Minuten zu Fuß.

Ich setzte mich hin und malte bis zehn vor sieben, dann schnappte ich mir mein Fahrradschlüssel, hinterließ Mama einen Zettel und fuhr in die Straße.

Ich fand ein uraltes Haus, bei dem man befürchten musste, dass es gleich einstürzt.

Ich sah noch einmal auf die Adresse. Sie war richtig.

Ich ging zu dem Haus und fand ein Namensschild an der Tür. Keiran. Nach einer Klingel suchte ich vergebens und so klopfte ich laut an.

Hinter dem braunen Glas an der Tür regte sich etwas und ich hörte etwas leise brummeln. Kurzdarauf machte mir jemand die Tür auf. Ein Mann mittleren Alters stand an der Tür und sah mich mit seinen silbernen Augen an.

,, Äm, guten Morgen", sagte ich als es schien als wolle er nichts sagen.

,, Ich kaufe nichts", nuschelte der Mann und wollte die Tür zu knallen.

Ich stellte meinen Fuß zwischen der Tür und ihren Rahmen. Der Mann sah mich etwas stutzig an.

,, Scheinbar wollen sie etwas dringen los werden", er gähnte, ,, und was wäre das?"

,, Ich bin eine Freundin eures Sohnes, Lucius", erklärte ich ihm und hielt Lucius' Tasche vor mich.

Er riss sie mir aus der Hand und warf sie nach hinten in den Flur, wo ich kaum etwas erkennen konnte, da der Raum dunkel war.

,, Ich hebe es auf", erklang eine raue Frauenstimme aus dem Haus.

Das Geräusch von Schlüsseln, die aufeinander knallen, erklang. Ein Schatten huschte ihm Flur entlang und verschwand wieder.

,, Nur weil sie die Tasche meines Sohnes besitzen, heißt es nicht, das sie eine Freundin von ihm sind", meinte Herr Keiran und wollte wieder die Tür zu knallen.

,, Ist ihr Sohn da?", fragte ich ihn. Er stoppte in seiner Bewegung die Tür zuzumachen.

,, Er ist nicht da, habe ich Recht?", riet ich und öffnete die Tür leicht um Herrn Keiran wieder ins Gesicht zu sehen.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt