Kapitel 22: Das Vampirdorf

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,, Leonie, bleib stehen", hörte ich Lucius' Stimme schon etwas entfernt. Er folgte mir nicht. Keiner von ihnen tat dies.

Ich ging so weit, bis ich dachte, dass ich alleine war und lehnte mich gegen einen Baum.

Ich wollte antworten auf meine Fragen, aber immer wenn jemand sie versuchte mir zu beantworten tauchten mehr Fragen auf.

In der Ferne brannte ein Feuer und der Geruch von verfaultem Fleisch stieg in meine Nase. Mir wurde schlecht und kurz drehte sich alles, doch ich konnte mich schnell wieder fangen.

Ich rannte zu dem Feuer. Es war schon etwas zurückgegangen und schien vor kurzem als Lagerfeuer gedient zu haben. Ich kniete mich näher ans Feuer und starrte in die Flammen. Ich erkannte auf dem Boden, dass dort etwas Glänzendes lag, dass meine Neugierde weckte.

Ich versuchte mit der Erde das Feuer zu löschen. Es dauerte eine Weile und war ziemlich anstrengend, doch am Ende schaffte ich es.

Es war eine silberne Kette, die einen roten Edelstein als Anhänger hatte. Sie war wunderschön.

Warum lag sie in dem Feuer?

,, Ich vermute, dass das Lager überstürzt verlassen wurde", hörte ich Lucius' Stimme hinter mir.

,, Glaubst du sie wurden angegriffen?", fragte ich ihn besorgt. In diesem Moment verschwand meine Wut gegen ihn.

Er schüttelte den Kopf. ,, Nein, dann würden hier Tote sein"

Ich erinnerte mich an den Geruch von verfaulten Fleisch, den ich in der Ferne gerochen hatte.

,, Hier in der Nähe muss aber etwas Totes liegen", meinte ich und erschrak darüber, dass ich unbedingt etwas Lebloses finden wollte. Ich wollte mich nur ablenken.

,, Hier in der Nähe ist das Dorf der Vampire", teilte uns Mitsuru mit.

,, Sie legen die toten Tier auf einen großen Haufen, etwas abseits von ihrem Dorf. Sie lassen sie dort verfaulen, bis nur noch ihr Skelett übrig geblieben ist", erklärte Valentin und sah in den Wald. Er wirkte etwas abwesend, als würde er über irgendetwas nachdenken oder alten Erinnerungen nachhängen.

,, Lasst uns weiter gehen. Ich habe kein gutes Gefühl, wenn wir hier länger bleiben", meinte Mitsuru und ging wieder in Richtung Waldende.

Ich ging hinter der sprechenden Katze her. Wir kamen bei der Wiese an. Der Himmel wurde langsam dunkel. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass es schon so spät geworden war.

Wir liefen eine ganze weile schweigend gerade aus, an dem Fluss vorbei.

In diesem Moment wünschte ich mir Valerie her, die es schaffte das ich durch sie immer wieder gute Laune bekam. Wenn ich hier weg bin, dann werde ich ihr alles erzählen.

Eine Gestalt huschte an mir, nur wenige Meter entfernt, lang. Ich drehte mich zu der Gestalt um und sah in ein grinsendes Gesicht von einem Mädchen, die etwa in meinem Alter war.

Ich zuckte leicht vor Schreck zusammen, aber da ich sie aus dem Augenwinkel schon gesehen hatte hielt sich der Schock in Grenzen.

,, Hallo, du musst Leonie sein, ich habe schon viel von dir gehört", plapperte das Mädchen los und streckte mir ihre Hand entgegen. Diese starrte ich nur fragend an.

,, Oh, ich dachte dass man sich bei den Menschen zur Begrüßung immer die Hand gibt", meinte sie und zog ihre Hand wieder zurück.

,, Jora", sagte Lucius verblüfft, als er das Mädchen nun auch entdeckte.

,, Lucius", sie rannte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals, wobei er beinahe nach hinten umkippte.

Ich bekam das Verlangen sie schlagen zu müssen.

Was denke ich da den nur? Ich traue mich nicht ihm meine Gefühle zu sagen und die Wahrscheinlichkeit, dass er hier keine Freundin hatte war eh sehr gering.

Sie haben sich nur umarmt, Leonie, das bedeutet noch gar nichts. Versuchte ich mich zu beruhigen und artmete tief durch.

,, Das ist...", Lucius machte eine kurze Pause und musterte mich fragend. ,, ... ich glaube ihren Namen weißt du schon" Beendete er seinen Satz, als er meinen Blick sah, der Bände sprach.

Ich trabte mit einigem Abstand hinter ihnen her. Ich hatte etwa zehn Meter Abstand zwischen Valentin und Mitsuru gebracht, die beide als letztes gingen.

Niemanden schien es zu stören, dass ich ganz hinter lief und vielleicht von einem Dämonen auf gefuttert werden könnte und es niemand merken würde oder zumindest würden sie es zu spät bemerken.

Lucius und Jora unterhielten sich, nah bei einander laufend. Bei dem Gespräch fing Jora immer mal wieder an laut loszulachen, wobei sie sich bei Lucius festhielt, um nicht den Halt zu verlieren und auf den Boden zu landen.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und grummelte Beleidigungen.

,, Da sind wir", sagte Jora nun so laut, dass ich sie auch verstehen konnte.

Hinter ihr war eine große Mauer aus Stein, mit einem Holztor.

,, Hey, Darron, ich bin es Jora.", brüllte sie laut, scheinbar in der Hoffnung, dass sie dieser Darron bemerken würde.

Langsam öffnete sich das Holztor und ein älterer Mann vielleicht Anfang sechzig stand an dem Spalt und lächelte Jora breit an, als er uns entdeckte verfinsterte sich seine Mine schlagartig.

,, Jora, Kindchen, wen hast du den da mit gebracht?", fragte er und man hörte den unterdrückten Zorn in seiner Stimme.

,, Das sind Lucius, Valentin, Mitsuru und Leonie", stellte sie uns schnell vor und zeigte bei den Namen immer auf die dazugehörige Person beziehungsweise Katze.

Darron nickte und öffnete das Tor etwas weiter, sodass sich jeder an ihm vorbei zwängen konnte.

Bevor Mitsuru durchgehen konnte baute er sich vor ihr auf und zog die Türen nah an sich, sodass sie ja nicht an ihm vorbei konnte.

,, Hexen sind hier nicht erlaubt!", brüllte er die Katze wütend an und schlug das Tor zu.

Ein wütendes Fauchen konnte man deutlich hören.

,, Warum darf Mitsuru nicht mit rein?", fragte ich verwirrt.

Darron sah mich an, als wäre ich krank. ,, Hexen sind böse Geschöpfe", zischte er und verschwand in einer kleinen Holzhütte, die neben dem Tor stand.

,, Mitsuru ist doch keine Hexe", kaum waren die Worte aus meinem Mund glaubte ich sie selbst nicht mehr. Was wusste ich schon über Mitsuru? Sie war eine sprechende Katze, die zaubern konnte. Was weiß ich von Hexen? Menschen oder menschenähnliche Fabelwesen, die zaubern können, vorzugsweise mit einem Stab. Mitsuru ist nicht Menschenähnlich.

Wir gingen durch die kleine Straße, an der wir uns an vielen Vampiren vorbei drängelten. Die Hütten waren klein und meist hatten sie nur ein, wenn ich einen Blick ins Innere Erhaschen konnte, Zimmer.

Es lagen viele Matratzen auf den Böden und niemand war in den Hütten. Es wirkte so als würden dort Großfamilien wohnen. Alle auf engem Raum, ohne Privatsphäre.

Wir kamen an eine große Treppe an, die zu einem Steinhaus führte.

Ich befasste mich beim Treppen steigen damit, die Anzahl der Stufen zu zählen. Ich wollte mich von dem lauten kichern von Jora ablenken.

Fünfzehntausend Treppenstufen zählte ich als ich oben angekommen war und hatte mich mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit verrechnet.

,, Meine Königin erwartet euch schon", erklang eine Stimme, die mir nur alt zu bekannt vorkam. Ich hob träge den Kopf.

Ich starrte in langweilige grüne Augen.



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Ich entschuldige mich dafür falls in den letzten Kapiteln Fehler aufgetreten sind ( zum Beispiel, das ein Kapitel fehlt). Sprecht mich bitte darauf an, wenn ihr so etwas bemerken solltet oder bemerkt habt.

LG, Alathir

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt