Kapitel 41: Vorbereitungen

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Ich starrte Haniel eine ganze Weile lang an, aber meine Wut auf ihn, die bei mir aufgeflammt ist als Haniel nicht mehr von dem Dämonen besessen war, blieb ruhig.

,, Was ich getan habe tut mir leid", behauptete Haniel und ging einen Schritt auf mich zu, ,, Verzeihst du mir?"

Ich nickte abwesend.

,, Du solltest Lucius auch verzeihen", schaltete sich Valerie ein.

In gewisser Weise hatte sie recht, aber ich konnte diesen Kuss zwischen ihm und Jora nicht aus dem Kopf bekommen.

,, Hey Leonie, schön dich wieder zu sehen", hörte ich die Stimme von Victor.

Er stand an einen Türrahmen gelehnt und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust.

,, Hallo Victor", begrüßte ich ihn und drehte mich wieder zu Valerie um.

,, Wir brechen morgen früh auf. Kannst du es den anderen sagen?", fragte ich sie und ohne auf eine Antwort zu warten drehte ich mich um und ging.

,, Wie werden wir angreifen?", fragte Victor und stand an einem großen, runden Holztisch, auf dem eine Karte ausgebreitet war.

Zu meinem bedauern starrten alle mich an und warteten auf eine Antwort.

Ich musterte die Karte, vorher hatte ich mir leider nicht die Mühe gemacht, sie mir genauer anzusehen.

Ein großer roter Kreis befand sich in der Mitte der Karte und in schnörkeliger Schrift stand in dem Kreis der Name der Stadt von den Vampiren.

Ich überlegte krampfhaft, doch kannte ich mich mit Kampftaktiken nicht besonders gut aus.

,, Wir könnten einen Trupp am Haupteingang der Stadt angreifen lassen, damit sie von dem anderen ablenken, der an einem zweiten Eingang angreift", schlug ich vor und fand die Idee gar nicht mal so schlecht.

,, Und wo ist der zweite Eingang?", fragte der Vampir, der mir im Kriegsrat schon auf die Nerven gegangen war.

Der Kobold, den ich langsam ans Herz geschlossen hatte, sprang auf den Tisch und zeigte auf Transsylvanien, dann ging er mit zwei Fingern über die Karte, bis zu unserem Ziel.

Alle starrten den Kobold gespannt an, aber keiner schien wirklich zu verstehen, was er von uns wollte.

,, Wir wollen dahin, ja du dummes Ding, aber wir wissen auch schon wie wir dahin gehen müssen!", bluffte der Vampir den Kobold an, der ihn nur gelangweilt ansah.

Der Kobold ging den Weg noch einmal mit den Fingern ab. ,, Erde", sagte er und tat es noch einmal.

Ich verstand immer noch nicht was er wollte.

,, Es gibt einen unterirdischen Weg von Transsylvanien nach Dinas?", fragte Victor, der es als einziger verstanden hatte.

Der Kobold nickte eifrig.

,, Ich würde vorschlagen, dass Leonie die Gruppe anführt, die durch den unterirdischen Weg geht", meinte Victor dann.

,, Und wer soll die andere Gruppe anführen?", fragte der Vampir und stützte sich auf dem Tisch ab. ,, Das wird ein Trupp sein, der sehr wahrscheinlich sterben wird, wenn wir nicht alle verfügbaren Streitkräfte dort hin schicken"

,, Ich werde es tun", meldete sich Victor freiwillig.

Mir blieb der Mund offen stehen und ich starrte ihn einfach nur verwirrt an.

Wieso meldete er sich freiwillig dafür?

Er lächelte mich aufmunternd an. ,, Dein Sieg ist wichtiger als ein Leben"

,, Ich und meine besten Leute werden dir helfen nach Dinas zu gelangen", meinte der Vampir, dessen Name ich immer noch nicht wusste, während er mich ansah.

,, Wir werden den Trupp an der Oberfläche unterstützen", meldete sich Fillin zu Wort, der die ganze Zeit über schweigend zu gesehen hatte.

,, Dann hätten wir das geklärt", beendete ich das Gespräch mit heiserer Stimme.

Ich drehte mich um und ging aus dem Zimmer heraus.

Die Sonne war immer noch nicht aufgegangen und ich hatte kaum geschlafen. Kurz: Mir war kalt und ich war müde.

Es war erstaunlich, dass ich noch auf den Beinen stehen konnte.

Ich gähnte und streckte mich.

,, Stein", erregte der Kobold meine Aufmerksamkeit und hielt mir wieder einen Stein hin.

,, Danke", sagte ich und nahm das Geröllstück mit einem aufgesetzten Lächeln an mich und warf es im nächsten Moment auch wieder weg.

Meine Taschen waren schon voll von Steinen!

Glücklich rannte der Kobold weg, um vermutlich noch mehr davon für mich zu suchen.

,, Das war aber nicht nett", hörte ich Lucius' Stimme hinter mir.

Ich drehte mich um und sah ihn mit müden Augen an. ,, Das sagst ausgerechnet du", fauchte ich ihn an.

Er fuhr sich mit einer Hand durch sein weißes Haar. ,, Was ich getan habe tut mir wirklich leid. Wie oft muss ich mich noch bei dir entschuldigen, bis du mir verzeihst?"

,, Sehr oft", grunzte ich und drehte mich um, um ein paar Meter weiter zu gehen, auf den Balkon, auf den Timandra stand, als wir uns das erste, und bis jetzt das einzige Mal, getroffen hatten.

Ich hörte Lucius' Schritte hinter mir.

Erschöpft stützte ich mich auf dem Geländer des Balkons ab und sah über Transsylvanien hinweg.

Reger Betrieb herrschte in den größten Teils zerstörten Straßen. Wir waren mehr, als ich gedacht hatte. Vielleicht schafften wir es ja doch noch Timandra zu besiegen.

Starke Arme legten sich um mich und ich zuckte vor Schreck zusammen.

Ich wollte nach Lucius schlagen, aber die Schmetterlinge in meinem Bauch hatten die Oberhand gewonnen.

,, Bitte verzeih mir", hörte ich seine Stimme an meinem Ohr und ich spürte seinen Atem, wie er an meinem Nacken kitzelte.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt