Kapitel 19: Unterwasser

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,, Leonie, aufwachen", hörte ich die besorgte Stimme von Lucius.

Ich öffnete meine Augen und sah in die hellblauen Augen des Vampirs vor mir.

Er lächelte erleichtert.

,, Du warst lange Bewusstlos", erklärte er mir und klang traurig, ,, Du hast so viel Wasser in der Lunge gehabt, dass einige befürchteten, dass du es nicht überleben würdest"

Ich antwortete nicht sondern starrte auf einen Punkt irgendwo weit entfernt von dieser Welt.

Wieso hat mich mein Traum nach Berlin geschickt, mitten in einen Polizeieinsatz? Und warum war mein Vater dabei, aber nicht als Polizist sondern als ein Gefangener des Verbrechers? Habe ich das alles nur geträumt oder passierte das alles, während ich Zuhause war und meine Eltern unterwegs waren?

Mir lief eine Träne über meine Wange.

Lucius sah mich besorgt an. ,, Ist alles in Ordnung?"

Ich schwieg immer noch und starrte in die Leere.

Ich bemerkte erst jetzt, dass ich in einem Raum lag an deren großen Scheiben gerade ein meterlanger Fisch mit messerscharfen Zähnen vorbei schwamm.

Mir stockte der Atem.

,, Wo sind wir?", brachte ich heraus.

,, Wir sind bei den Unterwassermenschen", meinte Lucius und klang so, als wäre es das logischste der Welt.

Ich sprang von meinem Bett auf und ging zu dem Fenster, um hinaus zu sehen.

Erst von nahem erkannte man, dass das Fenster keine feste Oberfläche hatte, sondern irgendetwas Flüssiges das " Fenster" hinunterfloss.

Ich streckte meine Hand danach aus. Es war schleimig und normalerweise würde ich bei schleimigen Dingen laut schreiend wegspringen, aber ich blieb stehen.

Man konnte einfach durch den Schleim durch fassen und ich spürte das kalte Wasser an meinen Fingerspitzen. Als ich meine Hand wieder zurück zog schloss sich der Schleim so um meine Hand, dass ich kein Wasser mit in den Raum brachte.

Ich starrte meine Hand an und versuchte es irgendwie zu verstehen.

Lucius grinste mich an. ,, Magie", behauptete er und ging zu mir. ,, Zumindest können wir es nicht erklären, weder Vampire, Werwölfe noch Engel, aber die Menschen hier unten wissen wie es funktioniert. Sie nennen Magie deswegen auch anders, aber selbst wenn sie versuchen es uns zu erklären verstehen wir es nicht. Sie sind zu schlau für uns."

Ich sah ihn verwirrt an.

,, Sie haben uns gerettet und hätten uns auch sterben lassen können, doch das haben sie nicht getan", plapperte er weiter und ging nicht weiter auf das ein, was er eben gesagt hatte.

,, Warum haben sie uns gerettet?", ich war immer verwirrter, doch in dem Moment betrat jemand den Raum.

,, Wie ich sehe sind sie wach, Leonie Schmiedt", erklang die Stimme der Frau, die gerade den Raum betreten hatte. Sie hatte einen Akzent den ich nicht kannte und der sehr schwer zu verstehen war. Eine Mischung aus Plattdeutsch und Russisch. Denke ich.

Ich sah sie sprachlos an.

Sie trug ein dünnes weißes Tuch unter einer sehr schwer wirkenden Rüstung, die nicht nur dem Schutz sondern auch der Zierde galt. Sie war teilweise aus Gold, dass sich in kleinen schnörkeln über die ganze Rüstung erstreckte. Den dazugehörigen Helm hatte sich die Frau unter den Arm geklemmt. Sie hatte Kiemen am Hals.

,, Wir hatten schon Sorge, dass sie sterben", meinte sie und ging zu mir und schien kurz zu überlegen, was sie nun tun würde.

Schließlich griff sie nach meiner Hand und schüttelte sie, als wohle sie mir meinen Arm gleich raus reisen.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt