Kapitel 2: Unbekannte Pfade

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Ich schloss die Wohnungstür auf und ließ Lucius eintreten.

Meine Eltern hatten beide völlig unterschiedlich reagiert als ich ihnen erzählt hatte, dass ich morgen Jungsbesuch mitbringen würde. Mein Vater hatte sich für mich gefreut, weil ich mich mit einem Jungen angefreundet hatte. Meine Mutter hingegen hatte mich entsetzt angesehen. Ich denke ,dass sie meint, dass ich noch zu jung für einen Freund wäre, aber ich bin nicht mit ihm zusammen und darüber hinaus schon siebzehn, daher finde ich ,dass ich mich schon für Jungs interessieren darf.

Er ging in mein Zimmer, das in einem hellen Lilaton angestrichen war, und fragte wo er denn seine Tasche hinstellen dürfe. Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass es mir egal sei, stellte er sie neben das rote Sofa. ,, Du malst gerne?", fragte er mich und zeigte auf meinen Schreibtisch, wo ein paar Bilder von mir lagen. ,, Ja, ziemlich gerne sogar", antwortete ich ihm und stellte meine Tasche neben meinen Schreibtisch.

,, Und, was machst du gerne?", stellte ich nun ihm eine Frage. Mir viel erst jetzt auf, das er gar nicht darüber sprach was er gerne machte.

Er überlegte kurz. ,, Ich fechte gerne" Ich sah ich ihn irritiert an. Ich hatte vorher noch nie jemanden getroffen, der gerne fechtete. Ich zähle dieses Hobby auch er zu eines der selteneren.

Die Zimmertür sprang auf. Mama kam mit einem großen Tablett herein. Auf ihm standen zwei Tassen und eine Teekanne. Daneben zwei Teller mit Spagetti.

,, Ich hoffe ,du magst Spagetti und schwarzen Tee, Lucius", sagte meine Mutter und lächelte ihn neugierig an, nachdem sie die Tür mit ihrem Ellenbogen wieder zu gemacht hatte.

,, Ich liebe Spagetti und schwarzen Tee", behauptete Lucius und grinste meine Mutter freundlich an. Als ob, dachte ich und griff nach einem der Teller, damit meine Mutter nicht so schwer zu tragen hat.

Sie stellte das Tablett ab und wünschte uns noch viel Spaß bevor sie wieder aus meinem Zimmer ging.

,, Ich liebe Spagetti und schwarzen Tee", äffte ich ihn nach und musste anfangen zu lachen. Er sah mich ebenfalls belustigt an und stieg ins Lachen mit ein. ,, Spagetti und schwarzer Tee schmecken gut", verteidigte er sich glucksend und griff nach einem Teller.

Wir unterhielten uns und nebenbei aßen und tranken wir alles, was Mama uns gebracht hatte.

,, Da fällt mir ein, dass ich dir noch etwas zeigen wollte", meinte Lucius und stand auf nachdem er fertig war. ,, Und was?", fragte ich neugierig. ,, Das ist eine Überraschung"

Schade.

Wir brachten noch schnell das Geschirr in die Küche und gingen dann nach draußen, nachdem ich noch Mama Bescheid gesagt hatte, dass ich mit Lucius einen Spaziergang mache.

Wir mussten ein Stückchen gehen, bis wir in einem Park ankamen. Ich versuchte über den langen Fußmarsch nicht zu meckern. So schlimm war das viele gehen auch nicht, da wir uns prächtig amüsierten, als mir Lucius noch mehr von der Zeit in Kiel erzählte und ich ihm von dem was ich hier schon alles erlebt habe und was mir mein Vater alles von seiner Arbeit erzählte.

Er ist Polizist und hat nun eigentlich schon alles erlebt, was man erleben kann. Er erzählt mir immer von seinen spannendsten Einsätzen. Er hatte am gestrigen Tag einen Einsatz bekommen, wo jemand vermutete, dass sein Nachbar tot sei. Sie haben die Tür dann aufgebrochen und ihn tot auf den Boden gefunden. Die ganze Wohnung war verwüstet und einige Möbel auch zerstört. Der Krach der dabei entstanden ist hätte von jemanden gehört werden müssen, aber niemand hatte die Polizei gerufen. Der Tote ist auch nicht an einem natürlichen Tode gestorben. Er ist verblutet. Aber hatte keine Wunden außer zwei kleine Einstiche im Halsbereich.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt