Kapitel 26: Der Kuss

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Die Sonne ging unter und wir hatten es uns auf dem Berg bequem gemacht, auf dem das Steinhaus stand.

Victor und Valerie kuschelten sich aneinander und sahen gemeinsam dem Sonnenuntergang zu.

Ich starrte auf den Boden und fragte mich ob es in meiner Welt irgendwelche Personen gab, die normale Menschen waren?

Mein Vater ein Werwolf. Meine Mutter ein Vampir. Meine beste Freundin ein Vampir. Mein Mathelehrer ein Vampir. Der Junge in den ich verknallt war, ein Vampir und ich ein Engel.

Ich dachte das es mehr Menschen gibt als Vampire oder Werwölfe auf der Erde, aber wenn man sich meinen Bekanntschaftskreis ansah, dann könnte man denken, dass es nur Fabelwesen gab.

Ich setzte mir als Ziel herauszufinden, ob es normale Menschen auf der Erde gab.

Ich streckte mich und lies mich nach hinten auf die Decke fallen. Dieser Tag war ziemlich anstrengend.

Lucius und Victor wollten, dass ich noch Bogenschießen lernte. Ich bin schlecht darin, wenn nicht sogar schlechter als schlecht. Ich hatte das Ziel nie getroffen.

,, Will hier schon jemand einschlafen?", hörte ich eine mir bekannte Stimme, die sofort Schmetterlinge in meinem Bauch wild herumflattern lies.

Ich öffnete meine Augen und sah Lucius mit einem gespielt bösen Blick an.

Er hat Jora, die gegen Mittag einmal aufgetaucht ist, abblitzen lassen und sich um mein Training gekümmert. Jora behauptete, dass sie ganz dringend seine Hilfe bräuchte und er schnell mitkommen sollte, aber er hat gesagt, dass das Problem nicht so schlimm sein konnte, wenn sie ihm nicht sagte was es für ein Problem war, danach ist sie eingeschnappt gegangen.

,, Ich wollte dir an dem Tag, als die Unterwasserstadt angegriffen wurde etwas sagen, aber dazu bin ich nicht gekommen", begann er und strich sich durch sein Haar, bevor er zu dem Sonnenuntergang sah, der schon fast hinter den Bäumen des Waldes verschwunden war.

Ich setzte mich auf und sah ihn fragend an. ,, Was den?"

Er sah mich kurz an, doch wand seinen Blick schnell wieder ab.

,, Was ist los?" Ich schlug ihm leicht gegen die Schulter, da ich aber nicht wusste wie er reagieren würde habe ich nicht besonders hart geschlagen. Warum auch? Ich bin ein Mädchen und kein guter Kumpel von ihm.

Er sah wieder zu mir und dieses mal blieb sein Blick bei mir.

Die Schmetterlinge in meinem Bauch waren kaum noch auszuhalten.

Er lehnte sich leicht zu mir und wir waren nur noch Millimeter von einander entfernt.

„ Lucius?", krächzte ich und meine Stimme schien zu versagen.

„ Mmh?", gab er leise von sich, doch konnte ich nichts mehr sagen, denn in dem Moment trafen sich unsere Lippen.

Seine Lippen waren viel kälter als ich gedachte hatte, aber bevor ich es richtig realisiert hatte was gerade passierte, war es schon wieder vorbei.

Er sah schnell wieder weg und starrte seine Hände an.

Ein pfeifen neben mir lenkte mich ab.

Victor und Valerie sahen Lucius und mich gespannt an.

Valeries Augen schienen fast aus ihrem Kopf raus zufallen so weit hatte sie sie aufgerissen und Victor zwinkerte mir wissend zu.

Lucius stand blitzschnell auf und sah uns nicht einmal an, als er sagte: ,, Ich muss gehen"

Ich sah ihm verwirrt hinterher. Was sollte das den. Er sah nicht einmal zurück.

Sein Gang wirkte steif und hart, gar nicht wie sonst.

,, Geh ihm hinter her", meinte Victor und lächelte mich aufmunternd an.

Ich nickte und hob die Decke auf, auf der ich und Lucius zuvor gelegen hatten.

,, Gute Nacht", verabschiedete ich mich von ihnen und folgte Lucius, den ich noch gerade so sah, wie er in Richtung Trainingsplatz ging.

Es waren zwar noch ein paar Häuser und Kurven dazwischen, aber etwas anderes liegt dort nicht, was ich wusste.

Ich hörte leise Stimmen, als ich gerade um eine der Kurven gegangen war. Sie kamen vom Platz.

Ich blieb stehen um zu hören, von wem sie kamen, aber ich konnte sie nicht gut verstehen.

Ich ging um das letzte Haus und sah auf dem Platz Jora stehen, die gerade mit Lucius redete. Beide hielte Händchen und sahen sich tief in die Augen.

„ Endlich gehörst du mir", hörte ich Joras hinterhältige Stimme, die sich ihrer Sache so sicher schien.

In diesem Moment war ich mal wieder nicht Herrin über meinen Körper und konnte nicht anders als stehenzubleiben und hinzusehen.

Sie küssten sich.

Ich knallte gegen das Haus hinter mir und lies die Decke fallen, die ich fest umklammert hatte.

Was für ein Arsch.

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Wie findet ihr das Kapitel? Was haltet ihr von Lucius? Wie findet ihr sollte Leonie reagieren? Und das Wichtigste: Wie findet ihr die Geschichte allgemein? Gibt es Verbesserungsvorschläge?

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt