Kapitel 30: Das Monster

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Als ich wieder meine Augen öffnete, sah ich in die leeren Augen des grünen Geistes.

,, Was war das?", fragte ich etwas außer Atem.

,, Meine Vergangenheit. Du hast das gesehen, was mir kurz vor meinem Tod zugestoßen ist", erklärte mir der Geist und sah etwas bedrückt aus.

,, Du warst die Königin der Vampire, bevor Timandra dich umgebracht hat?", sagte ich etwas verwirrt und rieb mir meinen schmerzenden Kopf.

Der Geist nickte. ,, Aber etwas hält mich noch hier", murmelte sie und ich konnte es nicht richtig verstehen.

,, Ich möchte meinen rechtmäßigen Erben auf dem Thron wissen, damit ich endlich ruhen kann", meinte der Geist und ging vor dem Teich in die Hocke, um mit ihren langen Fingern über das Wasser zu streichen.

,, Und wer ist dein rechtmäßiger Erbe?"

Sie drehte sich zu mir um. ,, Du weißt es. Du hast es gesehen, wer es ist"

Sie ging mit großen Schritten auf mich zu. ,, Ich werde dich begleiten"

Bevor ich protestieren konnte, spürte ich einen seltsamen Druck auf meiner Seele, als ob jemand versuchte sie in eine Ecke zu drängen, um Platz zu schaffen, und der Geist löste sich vor meinen Augen auf.

Mein Kopf fing an stark zu protestieren. Ich konnte nur noch diese Schmerzen spüren und merkte gar nicht, wie ich auf den Boden fiel.

,, Leonie, geht es dir gut? Wach auf", hörte ich Mitsurus Stimme.

Ich öffnete blinzelnd meine Augen, die sich erst an das helle Licht der Sonne gewöhnen mussten. Moment mal, Sonnenlicht! Wie lange habe ich den geschlafen?

Mitsuru saß auf meinem Bauch und starrte mich mit großen, runden Murmelaugen an.

,, Endlich bist du wach, ich habe mir schon Sorgen gemacht. Warum hast du so fest geschlafen?", wollte die Katze wissen und sprang von meinem Bauch hinunter.

,, Ich hatte... einen seltsamen Traum", antwortete ich ihr und stand auf, da ich das Gefühl hatte wir sollten hier schnell verschwinden.

Das war kein Traum. Sagte eine Stimme in meinem Kopf, die ich gekonnt ignorierte. Wenn ich mir einbildete, dass es nur ein Traum war, würden mich in Berlin bestimmt nicht ganz so viele als verrückt bezeichnen.

Mitsuru lief in den Wald, der heute eine düstere Aura auf mich hatte. Ich hatte das Gefühl, als würden mich viele tausend Augen beobachten.

Ich folgte schnellen Schrittes Mitsuru, um mich abzulenken.

Es fiel mir schwerer als gedacht und so versuchte ich jedes kleinste Detail von ihr aufzusaugen.

Ihr graues, wuscheliges Fell, dessen Farbe mich an den Himmel erinnerte, kurz bevor es gewittert, ihre grün-grauen Augen, die eine Stärke zeigten, die man von einer so kleinen Katze nicht erwartete und dieses leicht geknickte linke Ohr von ihr, all das machte sie zu dem was sie war. Ich konnte sie mir gar nicht mehr weg denken.

,, Ist etwas, du starrst mich so an", fragte sie mich ohne mich anzusehen.

,, Ach... ich habe nur nachgedacht", antwortete ich ihr und sah sofort in eine andere Richtung.

,, Und worüber?", führte sie unser Gespräch fort.

,, Was ist wen das hier alles vorbei ist? Werden wir so tun als wäre nie etwas gewesen?", sprach ich meine Gedanken aus.

,, Ich denke, wenn wir das hier alles überleben werden, dann wirst du wieder nach Berlin gehen und wieder in deine Schule. Dein altes Leben weiter führen"

Meine Schule! Habe ich in den wenigen Tagen die ich in Berlin war Schultage verpasst? Was ist mit Herrn Lycidas? Wird er die Schule wechseln?

Wann haben wir ihn aus den Augen verloren? Mist, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Wann ist er abgehauen? Er hatte genug Chancen zu fliehen und es war klar, dass er eine von ihnen nutzen würde.

,, Und was wird aus dir?", fragte ich Mitsuru.

,, Ich... werde hier bleiben", sie klang nicht sicher, ob sie das ernst meinte oder nicht.

,, Komm doch mit nach Berlin", schlug ich vor und fand die Idee gar nicht so schlecht.

,, Ich gehöre nicht dorthin", war Mitsurus einzige Antwort.

Ich sah weg, da mir die Antwort nicht gefiel.

Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir wieder auf einem normalen Weg gingen. Wie lange sind wir schon gelaufen?

Ein leises Knacken erregte meine Aufmerksamkeit. ,, Was war das?", sagte ich leise, aber konnte leider nichts erkennen.

Das Knacken schien mich zu verfolgen und ich hörte es immer lauter. Es klang wie Schritte, als würde sich etwas Großes nähren.

,, Hörst du das auch?", fragte ich Mitsuru und blieb stehen.

,, Ich weiß nicht was du meinst. Ich höre nur Vögel", sagte Mitsuru und ging weiter.

Ich erkannte eine Bewegung hinter den Bäumen.

Eine große Gestalt rannte auf mich zu, aber ich erkannte erst was es war, als es auf den Weg trat.

,, Mitsuru", quietschte ich panisch, als es mich mit seinen großen, gelben Augen anstarrte.

,, Du bildest dir nur etwas ein, Leonie. Da ist nichts", hörte ich die lockere Stimme der sprechenden Katze.

Das Monster öffnete seinen Mund und zeigte mir seine langen Reißzähne. Ein Gurgeln kam aus seiner Kehle und hallte bedrohlich in meinem Kopf wieder.

Ich quietschte weiter panisch und wünschte mir in diesem Moment Lucius her, er würde sich umdrehen und mir glauben, dass hier ein riesiges Monster stand. Sehr wahrscheinlich würde er es auch sehen, nicht so wie Mitsuru, die sich dafür gar nicht zu interessieren schien.

Moment. Leonie, du wirst jetzt nicht an Lucius denken! Er ist ein Idiot.

Das Monster jaulte etwas heißer auf und rannte auf mich zu.

Seine großen Muskeln, konnte man bei jeder Bewegung gut unter seinem grauen, fast schwarzen Fell sehen. Seine gelben Augen wirkten noch bedrohlicher und hatten ein seltsames Funkeln. Seine großen Pfoten, mit den langen Krallen und den seltsamen hellen Punkten. Das leichte hinken beim rennen...

Er machte einen Sprung und seine Krallen wirkten von meinem Standpunkt aus jetzt noch bedrohlicher. Das Monster zeigte mir seine Zähne abermals und dieses mal war es mir viel zu nahe.

Ich schrie auf, bevor sich seine Krallen in mein Fleisch bohrten.

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Ich hoffe das Kapitel gefällt euch und es ist nicht zu viel Gerede.
Das Kapitel heißt leider wie ein bereits vorhandenes Kapitel in dieser Geschichte, aber mir viel leider kein anderer Name ein.
Vielleicht fällt euch ja einer ein.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt