Kapitel 38: Kriegsrat

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Mitsuru stellte sich neben mich und sah Haniel mit einem kalten Blick zu, wie er versuchte sich aufzurichten.

,, Was ist passiert?", fragte er, als ob nichts gewesen wäre und sah mich und die Hexe aus müden Augen an.

,, Das könnte ich dich fragen", zischte ich und war kurz davor ihn zu schlagen, doch Mitsuru hielt mich an meinem Arm zurück. Ich fühlte mich, als hätten wir unsere Rollen getauscht.

,, Er hatte keine Kontrolle mehr über sich", erklärte mir die Hexe und sah wieder zu Haniel, ,, Er wusste nicht was er tut"

Haniel fand den Boden plötzlich sehr interessant.

,, Du hast versucht mich umzubringen!", blaffte ich ihn an. Plötzlich kam alles wieder hoch, was ich vorher unterdrückt hatte.

Mitsuru versuchte mich zu beruhigen, aber scheiterte.

,, Du hast eine ganze Stadt ausgelöscht!", schrie ich ihm das an den Kopf, was er alles getan hatte.

Haniel starrte weiterhin auf den Boden.

,, Du darfst ihm keine Vorwürfe machen, Leonie! Er kann dafür nichts", brüllte mich nun die Hexe an.

Voller Zorn stapfte ich die Treppen hoch.

Wieso habe ich ihnen nur geholfen?

Als ich draußen ankam bemerkte ich, dass es dunkel geworden war und der Weg zu lang war, als das ich mir ihn hätte merken können, also ging ich in die Richtung, die ich für richtig hielt. Ich wollte auch einfach nur weg.

Es war verdammt kalt geworden und der Schnee, der unter meinen Schritten knirschte verschlimmerte das Gefühl nur noch mehr.

Ich wollte mir meine Hände in meine Jackentasche stecken, doch ich hatte immer noch die Rüstung an. Meine Jacke lag noch in der Waffenkammer.

Ich gähnte und blieb stehen um meine Umgebung etwas genauer zu betrachten.

Die Stadt war riesig, zumindest hatte ich das Gefühl. Ich war an einer großen Mauer angekommen, die in der Mitte der Stadt stand.

Das Tor war zu, weshalb ich dort nicht durch konnte.

Wieder gähnte ich und drehte mich um, um nach dem richtigen Weg zu suchen.

Ich knallte gegen irgendetwas hartes. Dieses mal habe ich nicht aufgepasst, wohin ich ging.

Fillin stand vor mir, der mich belustigt ansah.

,, Der Kriegsrad wartet auf dich", meinte er, als die Belustigung in seinem Gesicht verschwand, und ging.

Ich brauchte eine Weile, bis ich verstand, dass ich ihm folgen sollte.

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,, Wir müssen sofort handeln, sonst werden wir alle sterben!", stellte der Werwolf fest und schlug mit der Faust demonstrativ auf den großen Steintisch.

Der Werwolf hatte sich mir als König Kellam vorgestellt.

Er war schon ein älterer Mann. Er hatte graue Haare und schon viele Falten im Gesicht, aber sonst wirkte er noch recht fit.

,, Und was schlagt ihr vor", erklang eine gelangweilte Stimme eines Vampirs, der ungeduldig mit seinen Fingern auf dem Tisch trommelte.

Er kam aus dem Süden, dort sind die anderen Vampire hin geflohen, die die Herrschaft von Timandra nicht anerkannten.

,, Wir können sie angreifen. Sie ist verwundbar. Wir könnten unsere stärksten Krieger zu Timandra schicken und sie stürzen", schlug Fillin vor, der gleich neben seinem König saß.

Ein einzelnes Lachen erklang.

,, Sie wird einen Angriff erwarten und uns überrennen", behauptete ein Werwolf.

,, Und wer sollte diesen Angriff anführen? Etwa einer von euch?", fragte der einzige Vampir im Raum.

,, Was soll das den heißen? Denkt ihr Blutsauger etwa, dass Werwölfe unfähig seien einen Angriff anzuführen?", bluffte ein Werwolf und stand auf.

,, Ich denke nicht, das Werwölfe zu dumm sind einen Angriff anzuführen. Ich denke, dass sie zu dumm sind etwas nützlicheres zu machen als sich Flöhe aus dem Fell zu zupfen", erklärte der Vampir dem Werwolf trocken.

Dieser stand auf, wobei er seinen Stuhl umwarf und sein Kopf sich vor Zorn rot färbte.

,, DAS REICHT JETZT", beendete Kellam den Streit.

,, Wir werden keinem Vampiren und keinem Werwolf die Führung des Angriffes überlassen", sprach Fillin führ den König weiter.

Der Werwolf und der Vampir sahen ihn verwirrt an.

,, Und wer würde den Angriff dann anführen?", fragte ein anderer Werwolf.

Kellam und Fillin sahen zu mir und alle anderen Blicke folgten ihren sogleich.

Ich sah mich einmal in der Runde um, bis ich verstand was sie von mir wollten.

,, Momentmal, ich?", war das Einzige was ich sagen konnte und wusste nicht genau wen ich von den vielen Anwesenden ansehen sollte.

Kellam nickte.

,, Sie ist doch noch grün hinter den Ohren. Sie würde uns in den sicheren Tod führen", meinte der Vampir und hörte mit dem Trommeln auf.

,, Sie kann kämpfen und hat schon mehr für uns getan, als die Meisten von uns es je schaffen könnten", verteidigte mich Fillin.

Ich habe doch nur eure Kranken geheilt, dachte ich.

,, Sie ist ein Mädchen", stellte ein Werwolf fest und zeigte mit seiner Hand auf mich, als würden sie über jemanden reden, der sie nicht hören oder sehen konnte.

,, Was soll das den jetzt heißen? Dass ich nicht das Zeug zu einer Anführerin hätte", schnauzte ich den Werwolf an.

Er nickte.

Ich sprang auf, doch brachte mich ein lauter schlag von Kellam gegen den Tisch wieder zum Sitzen.

,, Sie wird unsere Krieger anführen und sie werden ihre Befehle ausführen!", beendete Kellam die Sitzung und stand auf.

Alle anderen taten es ihm gleich und verließen den Raum.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt