Kapitel 21: Aufbruch

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Ich schrie vor Schreck auf und klammerte mich an Lucius fest, der eben so erschrocken wirkte wie ich.

Er ging vorsichtig zum Fenster, als befürchte er, dass es jeden Augenblick auch in die Luft gehen würde.

Ich erkannte unter den Toten auch die Frau, die mich vorher zum König gebracht hatte. Ihre Klamotten brannten, was darauf hin deutete, dass es ein Zauber war, der alles zum explodieren brachte. Unterwasser brennt sonst nichts.

Ich ging zu Lucius und wischte mir meine Tränen weg, dass aber nicht half.

,, Sie sind wegen uns gestorben", sagte er abwesend und wandte seinen Blick nicht von den Toten ab.

,, Wir müssen Timandra schnell töten", brachte ich heraus und zu meinem Bedauern klang ich viel zu mitgenommen von alledem.

,, Wir werden es nicht alleine schaffen", entgegnete Lucius und griff nach meiner Hand.

,, Wenn alle sterben, die uns helfen wollen, dann müssen wir es alleine schaffen"

Er schüttelte den Kopf. ,, Nein Leonie. Ich denke, dass uns viele helfen werden, wenn sie hören was hier passiert ist, auch wenn es für sie heißt, dass sie vielleicht sterben werden."

Ich nickte, aber glaubte nicht wirklich dran. Wieder gewannen die Tränen an Überhand. Warum mussten sie alle sterben?

Als Lucius und ich an der Oberfläche ankamen waren die Dämonen weg. Sie versteckten sich bestimmt hinter den Bäumen im Wald.

Ich und Lucius schwammen zum Ufer und ruhten uns kurz aus.

Lucius schien nicht so sehr betroffen von dem Tod der Unterwassermenschen zu sein wie ich.

Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten gingen wir in Richtung Süden, wo der König gesagt hatte, dass sich dort Vampire befanden, die uns vielleicht helfen werden.

Mitsuru gelang nach wenigen Metern Fußmarsch zu uns.

,, Da seit ihr ja endlich. Ich hatte schon gedacht ihr kommt nie. Die Dämonen habe ich auf eine falsche Fährte geloggt. Sie denken ihr flieht in Richtung Osten", plapperte sie los.

Sie sah kurz von Lucius zu mir und wieder zurück. ,, Was ist denn mit euch passiert?", fragte sie dann etwas besorgt.

Ich schwieg und so ergriff Lucius das Wort. ,, Timandras Handlanger haben die Unterwassermenschen umgebracht. Es gab keine Überlebenden unter ihnen" Jetzt wo er es sagte klang er doch sehr mitgenommen. Es ging also doch nicht Spurlos an ihm vorbei.

Mitsuru riss die Augen weit auf. ,, Was? Sie sind alle tot?" Mehr brachte sie nicht heraus.

Äste knackten und hinter einigen Bäumen kam Valentin hervor.

,, Ich hab in der falschen Richtung nach der Katze gesucht, aber irgendwann hat sie mich gefunden", als er unsere Blicke sah verstummte er und schien sofort zu verstehen, was passiert ist.

Schweigend gingen wir weiter und hingen unseren Gedanken nach.

Ich dachte an mein Leben, bevor Lucius aufgetaucht war.

Ich dachte meine Eltern wären normal genau so wie mein Mathelehrer. Fehlt nur noch, dass Valerie auch einer dieser Wesen ist. Hoffentlich geht es ihr gut, wenn ich dass nächste mal wieder in der normalen Welt bin werde ich sofort zu ihr fahren und ihr alles erzählen, auch wenn sie es mir vermutlich nicht glauben würde.

Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht mehr an sie zu denken, denn ich merkte, wie ich dass normale Leben vermisste. Das Leben, indem ich nicht jeden Tag dem Tod begegne und mir Sorgen um meine Freunde machen muss.

Die Bäume wurden weniger und sie wichen langem grünen Gras. Ein Fluss war in der Ferne zu erahnen und ein Reh rannte vom Wald aus zu ihm, gefolgt von ihren zwei Kindern, die scheinbar gerade erst laufen konnten.

Die Sonne schien und wenn man dieses Bild sehen würde, könnte man denken es wäre warm, aber ich hatte das Gefühl, es würde immer kälter, je weiter wir gingen, dass das Reh überhaupt noch so junge Kinder hatte war seltsam. So traurig es auch war, sie werden den Winter wahrscheinlich nicht überstehen.

Hier in Mirabea wirkte alles kälter und düsterer.

„ Wer hat die Unterwassermenschen umgebracht? Kanntet ihr ihn?", wollte Mitsuru wissen.

Ich sagte nichts und Lucius musste an meiner Stelle antworten.

„ Demetrius hat sie umgebracht"

Jemand legte seine Hand auf meine Schulter. ,, Hey, ist alles in Ordnung?", fragte mich Lucius, dem die Hand gehörte.

Ich schüttelte den Kopf. ,, Nein. Ich frage mich die ganze Zeit, warum Haniel uns hintergangen hat", sagte ich ehrlich und sah Lucius in die Augen, in der Hoffnung er würde wissen warum Haniel das getan hat.

,, Leonie, Haniel ist ein Engel und ob du es war haben willst oder nicht, Engel sind Böse!", meinte Lucius und kassierte so einen wütenden Blick von mir.

,, Du denkst also ich bin Böse? Gut zu wissen", brüllte ich ihn an und riss mich von ihm los. Wütend stapfte ich weg und hoffte, dass mir keiner folgen würde.

Ich wollte die Wahrheit von Haniel persönlich hören und nicht von jemanden, der nur Vorurteile gegen Engel hat.

Engel weinen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt