7. Geheimniskrämerei

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PoV Lukas
Nächster Tag, Abends

"Ich liebe dich Schatz, wir sehen uns dann morgen früh." Ich gab ihr einen Abschiedskuss.
"Aww ich dich auch. Und jetzt geh lieber, meine Freundinnen kommen bald."
"Klar." Es war ihr unangenehm, da ein Teil ihrer Freundinnen Krokodeal Fans waren und mich dann immer so gruselig anstarrten und versuchten etwas aus mir und ihr heraus zu bekommen.
Auch wenn Holly manchmal unüberlegt, fast schon aggressiv und oft viel zu impulsiv handelte, war sie, was das Thema Privatsphäre anging, sehr vertrauenswürdig. Trotzdem behandelte sie mich oft wie einen ... 'Star' und als wäre ich etwas besseres als die anderen Menschen, was mir oft sehr weh tat. War es ihr Stolz mit einem Rapper zusammen zu sein, der sie bei mir hielt ? Oder liebt sie mich wirklich aus tiefstem Herzen?
Als ich mir schon wieder diese Fragen stellte, hielt der Schmerz in meiner Brust bis zur Kneipe an.

Die Fremde stand vor dem Eingang und fing an nervös in der Gegend herum zu blicken, als sie mich sah. Armes Ding.

Nun stand ich vor ihr und blickte auf sie herunter, denn sie war etwa zwei Köpfe kleiner als ich. Verlegen zwang sie sich zu einem Lächeln. Süß.
"Hallo." hauchte sie schüchtern und schien immer mehr überfordert.
"Guten Abend. Gehen wir rein?" Ich hielt ihr die Tür auf und machte eine einladende Geste.
"Danke. Wo wollen wir uns denn hinsetzen?"
"Dort hinten ist gut - in der Ecke."
Sie ging voraus, jedoch nicht ohne sich alle drei Schritte nach mir umzudrehen.

"Sag mal, wie heißt du eigentlich? Habe bis jetzt nicht daran gedacht, dich nach deinem Namen zu fragen." fing ich das Gespräch an kurz nachdem wir uns gesetzt hatten.
"Anouk." War ihre kurze Antwort, der sie nach einer Weile Schweigen jedoch noch eine Frage anhängte. "Du bist Lukas, richtig?" Nach einer weiteren kurzen Pause murmelte sie weiter: "Wenn nicht, wäre das ziemlich peinlich."
"Schon richtig. Nur woher du das weißt, habe ich mich gestern gefragt."
"Deine Freundin hat dich so genannt. Vorgestern."
Gut, also war sie kein Fangirl... wenn sie die Wahrheit sagte. Aber wieso sollte sie auch lügen? Ach selbst wenn - ich war ja, zumindest meiner Freundin gegenüber, auch nicht ganz ehrlich.
"Ach so. Ja. Und das hast du dir gemerkt?"
"Anscheinend schon." Verlegen spielte sie mit ihren Haaren. "Und jetzt sag mal: Warum triffst du dich mit mir, wenn du eine feste Beziehung hast? Ich möchte nicht das fünfte Rad am Wagen sein und werden."
Jetzt schön vorsichtig sein. "Bist du nicht. Ich möchte dich einfach nur kennen lernen und vielleicht können wir ja Freunde werden." versuchte ich mein Verhalten zu erklären. Enttäuschung machte sich in ihrem Gesichtsausdruck bemerkbar. Also war sie doch mehr interessiert, als sie zugab.
"Dann ist ja gut. Ist mir nur in letzter Zeit nicht so oft passiert..." Die Enttäuschung schien sich in Trauer umzuwandeln und sie legte ihre Hand auf ihren linken Arm und wich meinem Blick aus.
"Was heißt in letzter Zeit?"
"Seit ein paar Monaten und ... Jahren."
"Was ist passiert?" bohrte ich unüberlegt nach.
"Ich möchte es nicht erzählen, tut mir leid. Es ist nicht so einfach. Vielleicht ist das auch keine so gute Idee ... das hier ..." Anouk fing an nervös auf dem Tisch herum zu tippen und Richtung Ausgang zu sehen. Dumm, Lukas ! Dumm!
"Nein, mir tut es leid. Das hätte ich nicht fragen dürfen. Also stempeln wir es mal als Tabuthema ab?"
Erleichtert atmete sie auf und entspannte sich.
"Danke. Vielleicht irgendwann mal."
Ich lächelte sie an und sie lächelte zurück. Sie hatte ein wirklich schönes Lächeln - süße Grübchen, gerade, strahlende Zähne, volle Lippen... die ich augenblicklich küssen wollte. Was ?! Nein. Lukas - Holly ist deine Freundin und du liebst sie, hör auf daran zu denken, wie gerne du Anouk küssen würdest, obwohl du sie nicht kennst. Ermahnte mich meine innere Stimme.

"Hast du schon was gegessen?" erkundigte sich Anouk und krallte sich schon einmal selbst die kleine Speisekarte.
"Ist das Essen hier gut? Ist ja nicht so häufig, dass es in den Kneipen auch gut schmeckt."
"Oh ja! Sogar sehr - Steinofenpizza, selbstgemachte Burger und Pommes."
"Bin mir nicht sicher. Wollen wir uns vielleicht erstmal was teilen?" schlug ich vor. Sie sah mich nachdenklich an.
"Eigentlich teile ich mein Essen mit fremden Männern nicht. Eigentlich teile ich es mit niemandem - aber ich kann ja mal eine Ausnahme machen." Sie zwinkerte und schob mir dann die Karte zu. "Such dir was aus."

Wir entschieden uns für eine einfache Pizza mit Salami und stießen schon kurz darauf, mit unseren Getränken, auf einen schönen Abend an.

"Was sagt deine Freundin eigentlich dazu, dass du hier mit mir allein bist?" platzte es förmlich aus ihr heraus, als ich gerade am Kauen war. Ich verschluckte mich und fing an heftig zu husten. "Verdammt." röchelte ich und hustete weiter.
"Sie sagte 'Verdammt'?" Anouk lachte kurz auf und setzte sich dann nach sehr langem Zögern neben mich, um mir auf den Rücken zu klopfen. Es schien so, als würde es ihr sehr schwer fallen mich zu berühren. Aber warum ? Warum war sie so verkrampft? Warum nur wollte sie nichts über sich erzählen? Warum verheimlichte sie alles, was mir mehr über sie offenbaren würde?  Es war, als würde ich mir selbst, als Frau, gegenübersitzen. Diese geheimnisvolle Aura, die Anouk umgab, zusammen mit ihrem Lächeln machte mich fertig.
Doch auf einmal gefror letzteres. "Sie weiß es nicht, oder ?"

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